Splitterseelen
selbst wenn Calael, der seine Magie ja noch nicht erweckt hat, sich reinwagen und nach uns suchen würde, könnte er nicht versehentlich über uns stolpern. Für die Nummer müsste er außerdem den Seelenstein ablegen, und das macht der garantiert nicht.“
Ohne Vorwarnung schmiegte sich Mijo an seinen Rücken und schlang die Arme um ihn.
„Keine Angst“, flüsterte er ihm ins Ohr, als Jason sich versteifte. „Ich werde dich nicht anknabbern, auch wenn’s schwer fällt, mein süßer Knusperkeks. Schön locker bleiben. Ich kann ziemlich gut erkennen, wo’s lang geht und schiebe dich jetzt auf diese Weise in die richtige Richtung. Vertrau deinem Dämon, ich bring uns unfallfrei durch.“
Jason ließ sich führen. Dabei stieß er einige Male mit Kopf und Knien gegen hölzerne Hindernisse – anscheinend war dies früher eine Art Lagerraum für Fässer oder Truhen gewesen. Dem Geruch nach war das Meiste verschimmelt und verfault, er hatte nichts dagegen, wieder ins Freie zu kommen. Mijo griff an ihm vorbei und entriegelte eine Tür. Dahinter wurde es heller, er durfte allein durch den engen Gang laufen, bis sie mit einem Mal in einer Grotte landeten. Die Felswände sahen künstlich erschaffen aus und waren mit geheimnisvollen Malereien bedeckt. Die recht kleine Höhle behütete eine Quelle, deren Wasser munter aus einem Loch im Gestein sprudelte, ein flaches Becken füllte und von dort unter die Erde versickerte. Da die Decke von zahlreichen Spalten durchzogen war, fiel genug vom schwindenden Tageslicht herein, um sich gut orientieren zu können.
Mijo verriegelte die Tür hinter ihnen, bevor er mit lautem „Tadaaa!“ die Arme ausbreitete.
„Ist hübsch hier, oder? Na? Sag schon!“
„Absolut.“ Jason konnte sich kaum zurückhalten, am liebsten wäre er sofort zum Wasser gestürzt, um zu trinken, bis er platzte. Hoffentlich war es sauber! Die Grotte selbst war recht trocken und deutlich sauberer als die Häuserruine und vermittelte ein Gefühl von Sicherheit.
„Bedien dich, das Wasser ist gut“, sagte Mijo, dem vermutlich seine begehrlichen Blicke aufgefallen waren.
Der Kleine stürzte sich zum Becken, trank und wusch sich das Gesicht. Sein Eifer bezeugte, dass er halb verdurstet sein musste. Auch Mijo war durstig und müde, aber eher auf angenehme Weise. Menschen waren einfach schlapp und wenig belastbar. Dafür konnte Jason nichts, Mijo musste sich mehr bemühen, ihn nicht zu überfordern. All das hier war erschreckend und fremdartig für jemanden, der gewaltsam in eine fremde Welt gerissen wurde.
Ein kaum wahrnehmbares Rumpeln kündigte an, dass in einigen Minuten das Spektakel losgehen würde, wegen dem dieser Ort zu einem seiner Lieblingsplätze in Udeah gehörte. Rasch warf er seine Klamotten ab, was ihm misstrauische Blicke seines Schnuckels einbrachte.
„Zieh dich aus, gleich gibt’s was Feines“, sagte er.
„Ich lass mich nicht von dir ficken.“ Jason klang erschöpft. Na, in knapp einer Minute würde es eine Erfrischung geben.
„Komm schon, Sweet, raus aus den schwitzigen Sachen! Und nein, es geht ausnahmsweise nicht ums Ficken, obwohl’s eine Schande ist.“
Er knöpfte Jasons Hemd auf, was der Kleine sich verkrampft und mit verzerrtem Gesicht, doch ohne Gegenwehr gefallen ließ. Auch als Mijo ihm nacheinander Schuhe, Socken und Jeans abstreifte, folgte er brav. Erst beim Slip wurde er erneut sperrig.
„Hab Vertrauen, Süßer, dir passiert nichts.“ Behutsam zog er Jasons Hände beiseite und raubte ihm das letzte Stück Stoff. Ein flüchtiges Küsschen auf den hübschen Schwanz vor seiner Nase konnte er sich nicht verkneifen, was ein verzweifeltes Schnaufen provozierte; darum richtete er sich rasch wieder auf.
„Komm“, bat er sanft und führte ihn am Ellenbogen ins Becken hinein. Das Wasser war angenehm kühl, selbst für empfindliche Menschenhaut. Das Rumpeln wurde lauter, nun konnte auch Jason es hören, wie seine besorgte Miene verriet. Mijo positionierte ihn so, dass der Kleine nicht gleich den stärksten Schwung abbekam.
„Was …?“
„Abwarten und genießen.“
3 … 2 … 1 …
Oberhalb der Quellenöffnung, aus einem kaum sichtbaren Loch in der Wand, ergoss sich ein Strom lauwarmes Wasser über ihre Köpfe. Nicht mit Gewalt, eher wie in einer Dusche. Nach der ersten Schrecksekunde begann Jason zu lachen.
„Wo kommt das denn her?“, rief er, während er sich durch die Haare und über den Körper rubbelte.
„Keine Ahnung. Alle zwei oder drei Stunden
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