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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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„Schau, Jason, das ist eine der ersten Siedlungen, die es auf Udeah gab. Sie wurde vor langer Zeit aufgegeben.“
    Milde interessiert blickte Jason sich um. Eine Handvoll halb verfallener Steinhäuser, die sich vor einem Steilhang zusammenduckten und von Bäumen überwuchert wurden; viel mehr gab es nicht zu sehen. Warum hatte Mijo diesen Ort angestrebt? Es gab keine Verstecke, die sie vor Calaels Seelenstein schützen würden.
    „Macht von außen nichts her, hm? Nja, der Trick besteht darin, dass hier keine Magie funktioniert. Gar keine. Auch keine Seelensteine. Kein Spiegelweltler erträgt es, sich diesem Gebiet auf mehr als hundert Meter zu nähern. Damit haben wir eine ruhige Nacht und ungestörten Schlaf gesichert.“
    „Aber Calael wird uns mit seinen Leuten umzingeln und verhindern, dass wir morgen früh weiterlaufen können, oder?“, fragte Jason mit gerunzelter Stirn.
    „Alles hübsch der Reihe nach, Schnuckel. Du darfst jetzt angemessen begeistert sein und mich für meine Genialität preisen, wie gut ich uns hergebracht habe.“
    Mijo strahlte selbstzufrieden wie ein kleines Kind, das es auf dem Spielplatz bis ganz nach oben auf dem Kletterturm geschafft hatte. Jason musste unwillkürlich schmunzeln – irgendwie war diese unerträgliche Nervensäge eben doch liebenswert.
    „War das ein Lächeln? Ha, ich hab gewusst, dass du’s drauf hast. Solltest du häufiger auflegen, Schatzi, steht dir!“ Noch bevor Jason gegen die ewigen dämlichen Kosenamen protestieren konnte, wurde er von Mijo gepackt. Er bekam rechts und links einen feuchten Kuss auf die Wangen geschmatzt und wurde dann einfach mitgezerrt, wie bereits fast den gesamten Tag über. Inzwischen war er zu müde und durstig, um sich darüber erregen zu können, also lief er einfach mit und lauschte Mijos Gerede.
    „Weißt du, warum hier keine Magie funzt? Nein? Macht nichts, weiß auch sonst keiner. Zumindest heute nicht mehr. Die Dämonen haben ewig herumgesucht, um das Geheimnis zu lüften und damit einen Vorteil über die Spiegelweltler zu erhalten. Da wir allerdings ebenfalls ein bisschen Magie besitzen, ist es für uns nicht allzu lange gemütlich, darum wird das Fleckchen mittlerweile von allen Zweibeinern Udeahs gemieden. Außer von mir, ich komme gerne her. Eigentlich genau deswegen, es sorgt dafür, dass mich garantiert niemand stört.“
    Ununterbrochen schwatzend führte der Dämon ihn in eine der Ruinen, die sich außen durch nichts von den anderen unterschied. Innen war es recht dunkel, schmutzig, feucht. Es roch muffig und soweit Jason es erkennen konnte, gab es keinerlei Möbel oder irgendetwas anderes, was ihnen nützlich sein könnte. Natürlich war es besser als eine weitere Nacht ungeschützt im Freien zu verbringen, dennoch drückte die Trostlosigkeit dieses Ortes auf sein bereits stark getrübtes Gemüt.
    Mijo blieb allerdings nicht stehen, um ein Eckchen zum Schlafen für sie zu suchen, sondern hockte sich mitten im Raum nieder und tastete über den Boden. Mit leisem Geächze zog er eine Steinplatte beiseite, unter der sich ein dunkles Loch befand.
    „Spring runter“, forderte er Jason im nebensächlichen Ton auf.
    „Hast du `n Schaden? Ich spring nirgends rein, wo ich nicht sehe, was mich erwa…“
    Weiter kam er nicht: Der Dämon packte ihn kurzerhand am Kragen, hob ihn mühelos mit einer Hand hoch und ließ ihn in den Schacht fallen. Bevor Jason aufschreien konnte, landete er bereits hart auf Steinboden, vielleicht zwei Meter in der Tiefe. Mijo folgte ihm sofort und zog die Platte zurück über die Öffnung. Es war nun stockfinster. Jason blieb liegen, wo er aufgeprallt war. Verletzt hatte er sich nicht, auch wenn er mit dem rechten Fuß leicht umgeschlagen war. Die Dunkelheit machte ihm keine Angst. Nicht zu wissen wo er sich befand und was womöglich auf ihn lauern könnte hingegen schon.
    „Alles heil geblieben, Schnuckel?“ Mijo schob sich nah an ihn heran und strich mit beiden Händen über Jasons Gesicht. Es fühlte sich gut an. Viel zu gut. Er nickte stumm, da er seiner Stimme nicht vertraute, blieb auf der Hut vor schwungvollen Übergriffen, die dem Dämon spontan in den Sinn kommen könnten. Doch Mijo fuhr ihm lediglich durch das Haar und brachte ihn dann auf die Beine. Seinen Fuß konnte er belasten, es zog bloß leicht im Knöchel.
    „Du kannst dich gleich ausruhen, Kleiner, war `n langer Tag. Es wird dir gefallen, wo ich dich jetzt hinbringe. Und keine Sorge, hier unten ist der einzige Zugang. Also

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