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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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doch: Jason musste sterben, um ihm Magie zu verleihen. Und Calael wollte ihm eigentlich nicht das Messer zu schmecken geben. Er wollte Jason viel lieber in seine Arme ziehen und von seinen verführerischen Lippen kosten.
    Hör auf! Du hast dich entschieden!, ermahnte er sich in Gedanken und jagte noch schneller durch den Wald, als könnte er der unliebsamen Stimme in seinem Inneren entfliehen. Hinter ihm keuchten seine Krieger. Er legte ihnen ein hohes Tempo vor und sie hatten Mühe, mit ihm mitzuhalten. Es war ihm egal. Dieser schnelle Lauf war wie eine Hatz, eine Jagd, an deren Ende ihm eine Trophäe zustand.
    Jason!
    Calael sprang über einen Baumstumpf, tauchte unter einem niedrigen Ast hindurch und spurtete weiter, bis er etwas entdeckte, das ihn erst langsamer werden und dann stehenbleiben ließ. Schwer atmend blickte er auf einen toten Rotschopfer. Das gefährliche Raubtier war erschossen worden.
    „Calael?“ Seine Krieger hatten ihn eingeholt. Auch sie schauten neugierig zwischen ihm und dem Rotschopfer hin und her.
    „Es scheint, als wäre ich Mijo zu Dank verpflichtet“, sagte Calael leise. „Offenbar hat er gut auf meinen Seelenzwilling Acht gegeben.“
    „Einen angreifenden Rotschopfer zu erlegen spricht für großes Geschick.“ Einer seiner Männer zeigte sich äußerst beeindruckt.
    Calael fixierte den Krieger wütend. „Andererseits wäre Jason gar nicht erst in Gefahr geraten, hätte dieser Dämon ihn nicht entführt und hierher verschleppt.“
    Der Mann lief rot an und stammelte verlegen: „Er wird dafür zur Rechenschaft gezogen werden.“
    „Nicht, indem wir herumstehen und darauf hoffen, dass mein Seelenzwilling seinen Weg allein zum Opferstein findet. Vorwärts! Ihr alle! Wir sind dicht an ihm dran.“
     

Dieser Tag wollte schier kein Ende nehmen. Jason ging gerne joggen und wandern, war allerdings aufgrund des Studiums in letzter Zeit seltener dazu gekommen als ihm lieb war. Das rächte sich jetzt, denn bei dem irrsinnigen Tempo, das Mijo vorlegte, krampften ihm nach einigen Stunden die Waden, während der Rest seines Körpers nach einer Pause schrie. Außerdem hatte er Durst, der sich spontan vervielfacht hatte, als die armselige Wasserflasche leer getrunken war. Um eine Pause zu bitten war sinnlos. Der Dämon würde ihn bloß wieder verspotten und danach einen weiteren Vortrag darüber halten, in welcher immensen Gefahr sie sich befanden. Nachdem Mijo die letzten zwei Stunden geschwiegen hatte, wollte Jason da kein Risiko eingehen.
    Er vermutete wenigstens, dass es sich um zwei Stunden handelte, denn seine Armbanduhr war in der Sekunde stehengeblieben, als er durch den Spiegel geschubst worden war. Zwar hatte er seine Fähigkeit, am Stand der Sonne das Verstreichen der Zeit abzuschätzen immer trainiert, aber er war sich nicht sicher, ob die Zeit in Udeah auf die gleiche Weise verlief wie auf der Erde. War das tatsächlich dieselbe Sonne, die beide Welten umkreisten?
    „Verflucht, er lässt sich nicht abschütteln!“, murmelte Mijo an seiner Seite.
    „Hä?“
    „Calael. Dein seliger Zwillingsengel. Er hängt uns an den Fersen, ich kann es spüren und hören. Dämonen haben bessere Sinne als ihr Menschen.“
    „Und jetzt?“ Jason war zu ausgepowert, um das Tempo noch weiter zu steigern. Wie lange er überhaupt noch mithalten konnte, wusste er nicht.
    „Hm – ich will einen netten kleinen Trick versuchen. Calael vermeidet es, an den Treibjagden teilzunehmen, seit er nicht mehr muss, er erinnert sich vielleicht nicht daran. Falls er ihn überhaupt je kennen gelernt hat.“
     
    Der Kleine starrte ihn verwirrt an, fragte allerdings nicht nach. Schade, es war befriedigend, wie überlegen sein Wissen in dieser Welt war. Da nutzte Jason das ganze schöne Studium nichts. Da er auch arg erschöpft aussah, ließ Mijo es dabei bewenden. Über die Treibjagden sprach er sowieso nicht gerne. Er war nie ein braves, behütetes Kind gewesen. Bei den Street Rats hatte er genug getan, um seine Seele auf jeden Fall verspielt zu haben, aber Menschen zu jagen, die zuvor von der Erde entführt wurden, war schlichtweg eine Schweinerei. Spiegelweltler mussten bis zu einem bestimmten Alter daran teilnehmen, es gehörte zu ihrer Ausbildung. Dämonen durften mitmachen, wenn sie Lust dazu hatten. Da die Kinder und die magieschwachen Dämonen gegenüber den erwachsenen Spiegelweltlern im Nachteil waren, gab es Methoden, mit denen man das Ungleichgewicht ändern konnte. Mijo war in den ersten Jahren in

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