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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Sprechen schien ihr immer schwerer zu fallen, sie wand sich unter Schmerzen. »Wie auf der Volanta , als du die Urmutter um Hilfe anriefst …«
    »Woher wisst Ihr davon?«, fragte Kalliope verblüfft. »Ihr wart ohne Bewusstsein …«
    Die Züge ihrer Meisterin dehnten sich, aber es war nur noch ein schwacher Abglanz jenes milden, verzeihenden Lächelns, das Kalliope so an ihrer Meisterin geliebt hatte.
    »Ihr wart nicht bewusstlos«, erkannte sie.
    »Wie ich sagte, mein Kind«, presste Cedara hervor, »ich habe dich mehr als einmal getäuscht … aber in der Stunde der Bewährung … hast du Großes geleistet. Du hast den Grad der Reife erlangt … bist eine Levitatin.«
    »Meisterin«, erwiderte Kalliope unter Tränen und neigte tief das Haupt. »Ich danke Euch.«
    »I-in meiner Tasche …«
    Mit ersterbender Kraft löste Cedara eine blutverschmierte Hand aus Kalliopes Griff. Mit fahrigen, ungelenken Bewegungen versuchte sie, unter ihre Robe zu greifen und etwas hervorzuziehen. Es gelang ihr erst, als Kalliope ihr dabei half – und verwundert stellte die Gildeschülerin fest, dass sie den Gegenstand kannte.
    »Das Stundenglas«, ächzte sie. »Ihr habt es noch?«
    Cedara flüsterte, und ihre Stimme war nur noch ein Schatten. »Audra hatte recht … es enthält Antworten auf deine Fragen …«
    »Welche Fragen?« Kalliope schüttelte verständnislos den Kopf. »Welche Fragen?«
    Cedara schüttelte krampfhaft den Kopf. Die Gildemeisterin schien zu wissen, dass ihre Zeit knapp wurde. »Der Diener …«
    »Welcher Diener? Wovon sprecht Ihr?«
    »… hat … uns belogen«, hauchte die numerata stoßweise. Sie schien noch etwas hinzufügen zu wollen, doch ihre Kräfte reichten nicht mehr dazu aus. Noch einmal bäumte sich ihr entstellter Körper auf, dann fiel ihr Kopf zur Seite.
    »Meisterin?«, fragte Kalliope mit bebender Stimme.
    Doch Cedara gab keine Antwort mehr.
    Kalliope war allein.
    Allein auf einer barbarischen, kalten Welt.

5. Kapitel
    Die Höhlen und Gänge, die in die dunklen Eingeweide Nergals führten, waren nicht natürlichen Ursprungs. Anders als das Gewölbe, in dem Kieron und seine Gefährten erwacht waren, waren diese hier künstlich angelegt und in mühsamer Arbeit in den Fels getrieben worden – vermutlich ehemalige Minenstollen, die ausgebeutet und deshalb verlassen worden waren, worauf die Rattenmänner sie ihrem Gebiet zugeschlagen hatten.
    Mit einer Mischung aus Furcht und Faszination sah sich Kieron im Schein der Fackel um, die ihr kleinwüchsiger Führer vor ihnen hertrug. So bedrohlich und düster ihm die Umgebung erschien, so vertraut war sie ihm gleichzeitig auch, gerade so, als wäre er schon einmal hier gewesen. Er erklärte es sich mit dem Traum, den er gehabt hatte und der sich so unglaublich wirklich angefühlt hatte – was allerdings die Frage aufwarf, wie Kieron von einem Ort träumen konnte, an dem er noch nie zuvor gewesen war. Alles, von der Beschaffenheit der Felsen über das Geräusch ihrer Schritte bis hin zu dem beißend sauren Geruch, der die Luft erfüllte, war genauso, wie er es in seinem Traum erlebt hatte. Was hatte das zu bedeuten? Und was hatte es mit jenem unbekannten Schrecken auf sich, der in der dunklen Tiefe hauste?
    »Das ist doch alles Wahnsinn«, beschwerte sich Jago, der nicht weniger unheilvollen Gedanken nachzuhängen schien. »Wir werden noch alle draufgehen auf diesem miesen Brocken Dreck!«
    »Reiß dich zusammen«, raunte Croy ihm zu.
    »Das sagst du so, aber ich merke, wie mir das Atmen immer schwerer fällt. Das Gift zeigt bereits Wirkung!«
    Kieron hätte gerne widersprochen, aber auch er begann die Auswirkungen der giftigen Dämpfe bereits zu spüren, die Nergals Unterwelt durchzogen. Seine Lungen brannten bei jedem Atemzug, und ihm war so übel, dass er beinahe froh darüber war, die letzten drei Tage über kaum etwas gegessen zu haben. Auch hatten sich seine Augen bereits leicht entzündet und trübten seine Sicht.
    »Nehmt wieder feuchte Tücher vor die Gesichter«, ordnete Croy an und deutete auf einige Pfützen am Boden, in denen sich eine milchige Flüssigkeit gesammelt hatte. »Aber hütet euch, davon zu trinken. Auch Nergals Wasser ist von Gift durchsetzt. Wenn der Durst euch quält, nehmt nur so viel, wie ihr unbedingt braucht – andernfalls wird es euch umbringen.«
    »Nun gut.« Jago befeuchtete sein Tuch und schlug es sich vor die Schnauze. »Ich will zumindest noch lange genug leben, um dich draufgehen zu sehen,

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