Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Katzmann.«
    Wits, ihr Führer, spähte nervös von einem zum anderen. Die wenigen Brocken, die er von der Allgemeinsprache beherrschte, reichten nicht aus, um eine Unterhaltung zu führen, aber er schien zu verstehen, dass es Uneinigkeit gab. »Nicht reden, beeilen«, mahnte er pfeifend. »Thong nicht gerne wartet.«
    Sie setzten ihren Weg fort – der Rattenmann an der Spitze, dicht gefolgt von Croy und von Jago, der immerzu vor sich hin lamentierte und sich zurück nach Madagor wünschte, wo er ein unbeschwertes Leben geführt und im Überfluss geschwelgt hatte.
    Kieron ging am Ende der kleinen Gruppe. Kaum war das Licht der Fackel vorbei, eroberte sich die Schwärze den Stollen sofort zurück, sodass Kieron das Gefühl hatte, sie würde ihnen folgen wie etwas, das lebendig war.
    Etwas Großes.
    Bedrohliches.
    Dunkles.
    Plötzlich glaubte er zu spüren, wie ihn etwas an der Schulter berührte!
    Mit einem Aufschrei fuhr er herum.
    Auch die anderen reagierten, jeder auf seine Weise. Jago schrie ebenfalls, Croy riss seine Dolche heraus, Wits leuchtete mit der Fackel den Gang hinab – aber da war niemand. Düster und leer lag der Stollen da.
    »Bist du übergeschnappt, Mensch?«, blaffte Jago.
    »Ich daaa-dachte, da wäre jemand«, versicherte Kieron, der Schweißperlen auf der Stirn hatte. Sein Atem ging heftig.
    »Das liegt an der Luft hier«, war Croy überzeugt, der seine Dolche rasch wieder wegsteckte. »Die Dämpfe sorgen dafür, dass man Wahnvorstellungen bekommt. In den alten Tagen, noch bevor das Kaiserreich diese Welt entdeckte und auszubeuten begann, hieß es, dass Nergal das Tor zur Unterwelt sei, jener Ort, an dem die Toten sich versammeln, um zur Reise ins Jenseits aufzubrechen. Aber vermutlich lag es nur daran, dass jene, die diese Welt besuchten und ihre Höhlen erkundeten, der giftigen Luft ausgesetzt waren und dadurch geheimnisvolle Dinge zu sehen und zu hören glaubten.«
    »Bei mir fängt es auch schon an«, berichtete Jago verdrießlich. »Ich höre ein Klopfen …«
    »Das wiederum sind nicht die Dämpfe«, fauchte der Pantheride, »denn ich höre es ebenfalls.«
    »Ich auch«, bestätigte Kieron.
    Es war ein durchdringender metallischer Klang.
    Der Schlag von unzähligen Hämmern auf hartem Gestein.
    Die Minen waren nicht mehr weit.
    »Still jetzt«, mahnte Croy seine Begleiter. »Wenn wir entdeckt werden, sind wir verloren.«
    Das brauchte Jago nicht zweimal gesagt zu werden. Das breite Maul des Chamäleoniden schnappte zu und war fortan wie versiegelt – offenbar betrachtete er sein eigenes Ende doch noch nicht als so felsenfest besiegelt, als dass er nicht noch am Leben gehangen hätte.
    Erneut ging Wits ihnen voraus, und sie folgten einem Netz von Stollen, die ineinander übergingen. Kieron hatte sich längst darin verloren und hoffte nur, dass Croy die Übersicht behalten würde.
    Mit jedem Schritt, den sie weiter vordrangen, nahm das Hämmern zu, bis es den Felsengang schließlich ganz ausfüllte. Hell und schwer lag es den Gefährten in den Ohren, und schließlich gesellten sich auch noch andere Geräusche dazu.
    Das derbe Gelächter rauer Stimmen.
    Die Schreie gequälter Kreaturen.
    Das Knallen von Peitschen.
    Wits löschte die Fackel, doch zu Kierons Überraschung wurde es nicht völlig dunkel. Spärliches Licht drang von vorn in den Stollen, und sobald sich seine entzündeten Augen daran gewöhnt hatten, vermochte er sogar einzelne Umrisse zu unterscheiden. Die gelben Augen des Rattenmannes hingegen schienen sich im Halbdunkel gut zurechtzufinden. Seine Artgenossen und er hatten sich an das Leben unter Tage gewöhnt, so wie sie sich der giftigen Luft und dem verseuchten Wasser angepasst hatten.
    Durch eine Tunnelröhre erreichten sie ein Gewölbe, das teils natürlichen Ursprungs, teils künstlich erweitert worden war. Hölzerne Balken stützten die Decke, die von einer anderen Welt stammen mussten, denn auf Nergal gab es keine Bäume; vielleicht war auch ein Schiff auseinandergenommen und sein Holz zum Stollenbau verwendet worden. Dies jedoch lag schon eine Weile zurück, denn die Höhle war aufgegeben worden. Zahllose Löcher im Boden und in den Felswänden deuteten darauf hin, dass man ihr alles abgerungen hatte. Danach war man weitergezogen, einem Schwarm Aaskäfer gleich. Der schwache Lichtschein, der die Höhle erhellte, drang durch die Bodenöffnungen herauf. Vorsichtig schlich Kieron an eine von ihnen heran und spähte hinab.
    Der Anblick war niederschmetternd.
    Denn

Weitere Kostenlose Bücher