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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ungesühnt lassen und jemanden schicken würde, um den Vorfall zu untersuchen. Mein Vater war überdies der Meinung, dass die Gilde diesen Anlass nutzen würde, um seine Herrschaft zu schwächen und ihre Machtposition auf den Außenwelten auszubauen.«
    »Und Ihr?«, fragte Kalliope. »Glaubt Ihr das auch?«
    »Nein. Deshalb habe ich meinen Vater gebeten, Euch meine Identität zu verschweigen und mich Euch als Diener zuzuteilen, nachdem Ihr Hakkit abgelehnt hattet. Auf diese Weise hoffte ich zu erfahren, wer Ihr seid und was Ihr in Wahrheit im Schilde führt.«
    »Ihr habt uns ausspioniert«, sagte Kalliope wütend. Ihr Stolz war gekränkt, weil sie vorgeführt worden war, ohne es zu bemerken. Und sie war enttäuscht, weil Erik – wohlgemerkt der Diener Erik – der einzige Mensch in ganz Jordråk war, dem sie noch halbwegs vertraut hatte.
    »Nein«, widersprach er abermals, »ich habe Euch die Möglichkeit gegeben, Euch als Freund oder Feind zu offenbaren. Die überwältigende Mehrheit der Menschen auf Jordråk teilt die Meinung meines Vaters, was die Gilde betrifft.«
    »Das war nicht zu übersehen«, entgegnete Kalliope scharf. »Anders waren die Anteilnahme an Meisterin Cedaras Beisetzung nicht zu erklären. Um die Wahrheit zu sagen, habe ich mich geschämt …«
    »Dazu besteht kein Anlass«, versicherte Erik. »Ihr habt Euch nichts vorzuwerfen.«
    »… für Euer Volk«, fuhr sie unbarmherzig fort. »In meinen Augen sind die Bewohner Jordråks ungebildete Barbaren, die nicht davor zurückschrecken, kaltblütig zu morden.«
    Sie wartete darauf, was ihre Worte bewirkten, aber Erik blieb gelassen. »Ich hoffe«, erwiderte er nur, »dass das nicht Euer Ernst ist und nur Eure Trauer und Euer verletzter Stolz Euch so sprechen lassen, Kalliope. Die Bewohner Jordråks sind anders, als Ihr denkt, und ich hege die Hoffnung, dass ich Euch das eines Tages beweisen kann.«
    »Und ich hoffe«, konterte sie, »dass Ihr nun wieder geht und mich in Ruhe lasst. Oder seid Ihr gekommen, um auch mich hinterrücks zu töten?«
    »Seid nicht albern.« Erik schnaubte. »Wäre es mir darum gegangen, hätte ich Euch im Schlaf die Kehle durchschneiden können – Ihr hättet es noch nicht einmal bemerkt und wärt erst im Totenreich wieder aufgewacht.«
    »In der Ewigkeit der Schöpfung«, verbesserte sie. »Gildeschwestern glauben nicht an derlei Dinge.«
    »Ihr wisst, was ich meine«, entgegnete er.
    Kalliope wusste es. Ihre Wut ging ins Leere wie ein Pfeil, der sein Ziel verfehlt hatte. Die Vorstellung, hintergangen worden zu sein, empörte sie immer noch – bis ihr ein neuer Gedanke kam.
    Der Diener hat uns belogen …
    Hatte zumindest Cedara also durchschaut, dass er der Sohn des Weltenherrschers war? Hatte sie ihrer Schülerin womöglich sagen wollen, dass er ihr helfen konnte? Dass sie sich an ihn halten sollte, um auf dieser eisigen, feindseligen Welt nicht verloren zu gehen?
    Der Gedanke gefiel ihr – und die Aussicht, nicht mehr allein zu sein. Ihr Leben lang hatte sie in einer Gemeinschaft gelebt, hatte Menschen wie Prisca und Meisterin Cedara um sich gehabt, denen sie sich hatte anvertrauen können. Hier jedoch war sie auf sich gestellt, und sie hatte es satt. Sie sehnte sich nach einem Verbündeten.
    »Ihr hättet das nicht tun sollen«, sagte sie, nicht mehr wütend, sondern in einem Anflug von Traurigkeit. »Ich dachte, ich könnte Euch vertrauen.«
    »Das könnt Ihr«, versicherte er ohne Zögern. »Ich bin nicht Euer Feind, Kalliope, das müsst Ihr mir glauben. Ich will Euch helfen.«
    Sie nickte. »Ein wenig Hilfe könnte ich wahrlich gut gebrauchen …«
    »Ihr habt sie gefunden«, versicherte er, »aber eine Bedingung ist daran geknüpft.«
    »Natürlich, ich hätte es wissen müssen.« Ihr Lächeln war dünn und freudlos. »Was soll ich für Euch tun?«
    »Mir versprechen, dass Ihr Euch nicht länger in diesen Mauern verkriecht«, erwiderte er und machte eine ausladende Handbewegung, die die Turmkammer und alle Kisten darin einschloss. »Kommt heraus und sucht zusammen mit mir nach dem Mörder Eurer Meisterin.«
    »Wenn ich das tue«, erwiderte sie, »bin ich in wenigen Tagen tot …«
    »Sorgt Euch nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Jeder einzelne Krieger meines Vaters wird Euch beschützen. Und ich gelobe bei meiner Klinge, Euch unter Einsatz meines Lebens vor Schaden zu bewahren.«
    »Das ist mehr, als ich erwarten konnte«, erwiderte sie, beeindruckt von seinem Edelmut und dennoch noch immer voller

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