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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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aller Kraft an die Leiter, wobei er den Kopf zwischen die Schultern zog – wissend, dass ihm dies im Zweifelsfall wenig nutzen würde. Doch das feurige Geschoss verfehlte sowohl ihn als auch seine Gefährten und jagte an ihnen vorbei in die Tiefe.
    »Na, was hab ich gesagt?«, plärrte Jago. »Der Kerl in seiner rostigen Rüstung kann uns gar nichts mehr! Hörst du?«, schrie er in seinem Übermut hinauf. »Wenn du uns treffen willst, musst du schon etwa besser zie…«
    Der Rest seiner Worte ging in einem ohrenbetäubenden Krachen unter. Denn inzwischen hatte Thongs Feuerpfeil den Grund des Schachts erreicht – und richtete dort ein Inferno der Zerstörung an.
    Ein Ball aus Feuer und Rauch flammte auf, der donnernd an den Schachtwänden emporrollte. Jago brüllte heiser, als er die Flammen näher kommen sah, im nächsten Moment wurde es unerträglich heiß. Kieron schloss die Augen, spürte, wie die Hitze ihm Kleider, Haut und Haare versengte, und während ein Teil von ihm überzeugt davon war, dass dies das Ende wäre, hielt ein anderer sich unnachgiebig an der Leiter fest. So plötzlich, wie sie aufgeflammt war, verlosch die Feuerwalze wieder. Einigermaßen verblüfft nahmen Kieron und seine Gefährten zur Kenntnis, dass sie noch am Leben waren – erst dann registrierten sie, dass es nicht mehr dunkel war: Die Zerstörung, die das rätselhafte Geschoss angerichtet hatte, hatte den Grund des Schachtes zerfetzt und, da er sich offenbar dicht an der Unterseite des Weltensplitters befand, den Weg nach draußen geöffnet. Graue Wolken waren zu sehen, kalte Luft wehte aus der Tiefe herauf. Kein Zweifel – dies war das Sanktuarion!
    »Rasch hinab«, drängte Croy. »Wir müssen den Schacht verlassen!«
    Kieron verzichtete darauf, ein weiteres Mal nach oben zu blicken, wo sich Thong vermutlich anschickte, ein zweites seiner verderblichen Geschosse auf die Flüchtlinge zu werfen. Stattdessen beeilte sich der Junge, möglichst behände zu klettern, und schaffte es irgendwie, mit den beiden Animalen mitzuhalten. Das Ende des Schachts näherte sich und kam in Reichweite, als von oben wieder jenes hässliche Summen zu hören war. Sie mussten noch waghalsiger klettern …
    »Rasch! Rasch!«, trieb Kieron seine Gefährten überflüssigerweise an – auch sie hatten das Geräusch vernommen und gaben bereits ihr Bestes.
    Ein verzweifelter Blick hinab.
    Noch vier Klafter.
    Noch drei …
    Plötzlich ein verzweifelter Schrei Jagos: In der Eile griff der Chamäleonid daneben und rutschte ab. Als Folge kippte er mit dem Oberkörper nach hinten, und auch sein Versuch, sich mit der anderen Kralle oder seinem Schwanz an die Sprossen zu klammern, schlug fehl.
    »Jago!«, rief Kieron – aber es war zu spät.
    Wie ein nasser Sack fiel sein ehemaliger Besitzer von der Leiter und stürzte kopfüber in die gähnende Leere, die unterhalb des Schachts klaffte. Lauthals schreiend überschlug er sich in der Luft, während er seinem sicheren Ende entgegenfiel – doch etwas Unerwartetes geschah.
    Allen Gesetzen der Natur zum Trotz hielt der Chamäleonid in seinem freien Fall plötzlich inne, so als würde ein unsichtbares Netz ihn halten. Jagos gellender Schrei dauerte fort, nahm jedoch einen fragenden Tonfall an. Verwirrt bemühte er sich zu erkennen, was seinen Sturz aufgehalten hatte. Er merkte, dass er in der Luft schwebte, und begann spontan mit den Armen zu schlagen, so als wollte er seinen Beitrag zu seiner wundersamen Rettung leisten.
    Inzwischen hatten auch Croy und Kieron das Ende der Leiter erreicht, die sich infolge des Feuers verformt hatte und in orangeroter Glut glomm. Sie sprangen von der Leiter auf den schmalen Rand, der vom Schachtboden geblieben war und der die Öffnung als schmaler Absatz säumte. Darunter lag die unermessliche Tiefe des Sanktuarions.
    Croy packte Jago, der unmittelbar über der Mündung schwebte, und zog ihn zu sich an den Rand – und das keinen Augenblick zu früh. Denn dort, wo er eben noch geschwebt hatte, zuckte im nächstem Moment Thongs Feuerpfeil hindurch.
    Von einem Flammenschweif getragen, schoss das Geschoss knapp an den Gefährten vorbei und durch die Öffnung ins Freie, um sich einhundert Klafter tiefer erneut in einen grellen Feuerball zu verwandeln. Die Flammen zerstreuten sich und irrlichterten über den grauen Himmel, um sich schließlich wieder zu verlieren.
    »Habt ihr das gesehen?«, fragte Jago stammelnd, der davon gar nichts mitbekommen zu haben schien. Stattdessen starrte er wie

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