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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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mit unbeschreiblicher Wildheit über sie hergefallen sein, um sie so schrecklich zuzurichten.« Kalliope war selbst überrascht darüber, dass es ihr gelungen war, all diese Dinge offen auszusprechen. So schrecklich es war, lag auch etwas Befreiendes darin.
    »Was genau ist in jener Nacht passiert?«, wollte Erik wissen. »Wo wart Ihr, als der Mord geschah?«
    »Dort drüben bei der Wand.« Kalliope deutete zur gegenüberliegenden Seite der Kammer.
    »Was habt Ihr dort getan?«
    »Nach Hinweisen gesucht«, erwiderte sie ausweichend. Dass es ein Geheimgang gewesen war, nach dem Cedara und sie Ausschau gehalten hatten, behielt sie geflissentlich für sich.
    »Und dann?«
    Kalliope ging auf die andere Seite des Raumes, suchte den Platz zwischen den Säulen auf, wo sie in jener Nacht gestanden hatte. Dabei hatte sie das Gefühl, einen verbotenen Ort zu betreten. Ihre Hände begannen zu zittern.
    »Was geschah dann?«, hakte Erik nach. »Könnt Ihr Euch erinnern?«
    Kalliope betrachtete die Wand, den Boden und die mächtigen Deckenpfeiler. »Ich sah einen Schatten«, berichtete sie mit bebender Stimme, »dort auf der Säule. Zuerst dachte ich, es wäre Meisterin Cedara, aber sie war ja auf der anderen Seite, also konnte sie es nicht sein. Dann hörte ich ihren Schrei. Es war ein entsetzlicher Schrei«, fügte sie hinzu, blicklos vor sich hin starrend. »Nie hätte ich geglaubt, dass eine menschliche Kehle dergleichen zustande …«
    Sie verstummte, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Ohne dass sie es bemerkt hatte, war Erik zu ihr getreten. »Es ist gut«, versicherte er sanft. »Ihr müsst nicht weitersprechen.«
    Sie sah zu ihm auf, und ihre Blicke begegneten sich. Sie trat einen Schritt zurück, um sich seiner Hand zu entledigen, deren Berührung sie zu ihrem eigenen Unbehagen nicht als plump oder ungebührlich empfunden hatte, sondern als sanft und angenehm. Es lag eine Art von Trost darin, die sie lange nicht mehr verspürt hatte.
    »Doch«, beharrte sie, »ich muss mich erinnern. Wir haben eine Abmachung, wisst Ihr nicht mehr?«
    Abermals verstummte sie, als ihr plötzlich ein Gedanke kam.
    »Was habt Ihr?«
    »Erinnert Ihr Euch, dass ich vorhin sagte, etwas wäre anders als in jener Nacht?«
    »Natürlich. Und?«
    »Ich glaube jetzt zu wissen, was es ist. In der Nacht, als Meisterin Cedara ermordet wurde, lag ein seltsamer Geruch in der Luft.«
    »Könnt Ihr ihn beschreiben?«
    »Es roch streng, eigenartig. Ich wusste nicht, was es war …«
    »In der Nacht, als der Mord geschah, hat es heftig geschneit«, erklärte Erik. »Wer immer also von außen in die Festung eingedrungen ist, muss durch den Schnee gekommen sein.«
    »Aber wie hilft uns das weiter?«, wollte Kalliope wissen.
    »Ich glaube, dass Ihr gerade den entscheidenden Hinweis gefunden habt«, erwiderte Erik lächelnd. »Ihr müsst wissen, dass die Skolls ihr Fell mit Fett einzureiben pflegen, um es vor der Kälte und Feuchtigkeit Jordråks zu schützen. Dies hat zur Folge, dass sie bestialischen, geradezu verräterischen Gestank verbreiten, sobald sie der Nässe ausgesetzt werden. Ich denke, dass dies der strenge Geruch war, den Ihr bemerkt habt – und dass dies der Beweis dafür ist, dass in jener Nacht tatsächlich ein Wolfsmensch hier gewesen ist und Eure Meisterin getötet hat.«
    »Ihr könntet recht haben«, sagte Kalliope heiser.
    »Wo genau habt Ihr gestanden, als Ihr den Schatten bemerktet?«
    Sie ging zu der Stelle hinüber.
    »Und wo habt Ihr den Schatten gesehen?«
    »Dort auf der Säule.«
    Erik trat einige Schritte zurück und verschwand aus ihrem Blickfeld – dafür war kurz darauf sein Schattenriss auf der Säule zu sehen. »Genau so war es«, bestätigte Kalliope schaudernd.
    »Dann hat der Mörder hier gelauert«, folgerte Erik, dessen Stimme durch das Gewölbe hallte. »Und dort drüben hat er Eure Meisterin angegriffen. Er muss diese Strecke also in sehr kurzer Zeit zurückgelegt haben und entsprechend schnell gewesen sein – einem Skoll ist so etwas zuzutrauen.«
    »Und das ist noch nicht alles«, fügte Kalliope hinzu, die sich nun deutlicher erinnerte. »Als ich zu meiner Meisterin eilte, sah ich den Schatten ein zweites Mal, hier zwischen den Säulen …«
    »Was bedeuten muss, dass er nach der Tat in diese Richtung geflüchtet ist«, überlegte Erik weiter, während er wieder zu ihr zurückkam. »Wir haben dort auch einige Blutspuren gefunden, aber wir glaubten, sie stammten noch von Schwester Glennara.«
    »Aber

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