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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gebannt auf seine Arme, die er wie Flügel auf- und abbewegte. »Ich hatte ja gar keine Ahnung, dass ich fliegen kann. Ich glaube, ich bin das erste Chamäleon, das nicht nur seine Farbe wechseln, sondern auch …«
    Er unterbrach sich, als er sah, dass Kieron und Croy ihre Arme ebenfalls hoben.
    »Was denn, seid ihr jetzt übergeschnappt?«, fragte er. »Glaubt ihr, nur weil ich in der Lage bin zu fliegen, könntet ihr es ebenfalls?«
    Sie gaben ihm keine Antwort, und da begriff er erst, dass ihr banger Blick gar nicht ihm galt, sondern etwas, das sich hinter ihm befand.
    »Ihr wollt gar nicht fliegen, oder?«, fragte er.
    »Nein«, gab Croy zu.
    Da wandte sich Jago langsam um – und stieß einen gellenden Schrei aus, als er die beiden grobschlächtigen Gestalten erblickte, die in der Schachtöffnung schwebten und mit ihren ledrigen Schwingen schlugen, während sie mit gespannter Armbrust auf die Gefährten zielten.
    Die Visiere ihrer mit metallenen Kämmen versehenen Helme waren geschlossen, doch ihre Brustpanzer trugen das Zeichen von Karnak, was nur einen Schluss zuließ: Es waren Goroptera, die gefürchtetsten Soldaten der kaiserlichen Legion.
    »Ihr da!«, rief einer der beiden ihnen mit rauer Stimme zu, während unterhalb des Schachts ein halbes Dutzend weiterer Legionäre heranflogen. »Ihr seid widerrechtlich in eine Minenkolonie Ihrer Majestät der Kaiserin eingedrungen. Ergebt euch auf der Stelle – oder ihr seid tot.«

9. Kapitel
    Kalliope erwachte jäh.
    Sie wusste nicht, was sie aus dem Schlaf geschreckt hatte. Es mochte ein fremdes Geräusch gewesen sein, vielleicht auch etwas, das sie geträumt hatte – aber als sie die Augen öffnete, hatte sie plötzlich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein in ihrer Kammer.
    Sie schoss von ihrem Lager hoch und blickte sich in ihrem Quartier um, das von der schwelenden Kaminglut matt beleuchtet wurde – und sie erschrak, als sie erkannte, dass ihr Gefühl sie nicht getrogen hatte.
    Nur wenige Schritte entfernt, zwischen den Truhen Meisterin Cedaras, stand eine dunkle Gestalt. Kalliope zwinkerte und rieb sich den Schlaf aus den Augen, weil sie glaubte, einer Täuschung zu erliegen. Aber der Schemen verschwand nicht etwa, sondern er bewegte sich, was ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Und er konnte sprechen …
    »Guten Abend, Kalliope«, sagte er mit sanfter Stimme.
    »W-wer seid Ihr?«, fragte die Gildeschülerin und vergaß in der Aufregung ganz, sich zu bedecken, obschon sie nur ihr Untergewand trug.
    »Erkennt Ihr mich denn nicht?«, erwiderte der Schemen zu ihrer Überraschung. Kalliope verengte ihre Augen und wartete darauf, dass sie sich an die Dunkelheit gewöhnten – und endlich konnte sie sehen, wer ihr unheimlicher Besucher war.
    »Erik!«, entfuhr es ihr.
    »Verzeiht«, sagte er nur.
    »Was fällt dir ein?« Kalliope entsann sich ihrer Blöße und zog die Decke hoch.
    »Es ging nicht anders. Ich wollte mit Euch reden, aber seit dem Tag, da Eure Meisterin beigesetzt wurde, habt Ihr Eure Kammer nicht verlassen und wünschtet auch keinen Besuch. Es lag nicht in meiner Absicht, Euch zu erschrecken.«
    »Weißt du nicht, dass es bei Todesstrafe verboten ist, sich einer Gildeschülerin zu nähern?«
    »Dergleichen hatte ich nicht vor«, versicherte er. »Ich wollte lediglich mit Euch sprechen.«
    »Worüber?«
    »Über Eure Meisterin«, gab er zur Antwort. »Ich habe Nachforschungen angestellt.«
    »Dazu hattest du kein Recht – ebenso wenig, wie du das Recht hast, hier in meiner Kammer zu sein!«
    »Glaubt Ihr?«, fragte er und lächelte auf eine Weise, die an Dreistigkeit nicht zu überbieten war.
    »Ich werde die Wache rufen«, entschied Kalliope.
    »Das könntet Ihr«, gab Erik zu, »aber es würde nichts nützen. Kein Krieger in Jordråk würde seine Hand oder gar sein Schwert gegen mich erheben. Gegen Erik Thorson, den Sohn des Herrn dieser Welt!«
    Kalliope war wie vom Donner gerührt.
    »Du … Ihr … seid Erik Thorson?«, stammelte sie. Sie hatte gewusst, dass Fürst Magnusson einen Sohn hatte, Cedara hatte es ihr gesagt. Aber sie hatte keine Ahnung gehabt, dass … »Weshalb habt Ihr uns belogen?«
    »Weil ich etwas in Erfahrung bringen wollte.«
    »Ob Gildeschwestern leichtgläubige Närrinnen sind?« Kalliope lachte freudlos auf. »Zumindest das wisst Ihr jetzt.«
    Er schüttelte den Kopf, den das lange blonde Haar wie eine Mähne umgab. »Als Meisterin Glennara ermordet wurde, war uns allen klar, dass die Gilde dies nicht

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