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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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nur und trat auf sie zu.
    »Ja?«
    »Wisst Ihr, dass ich diesen Ort noch niemandem zuvor gezeigt habe?«
    »Dann hättet Ihr ihn mir ebenfalls nicht zeigen sollen, denn ich bin seiner gewiss nicht würdig.«
    »Im Gegenteil«, widersprach er. »Ich denke, dass Ihr gar nicht wisst, wer Ihr seid und was Ihr vermögt.«
    »Wovon sprecht Ihr?«
    »Ich spreche davon, dass Ihr mich verzaubert habt, Kalliope, vom Augenblick unserer ersten Begegnung an. Eure Schönheit, Euer Stolz, Eure unbeugsame Art, all das hat mich zutiefst erinnert an …«
    Sie legte einen Finger an die Lippen. »Sprecht nicht weiter. Ihr würdet Dinge sagen, die nicht angemessen wären.«
    »Nicht angemessen?« Er hob die Brauen. »Ihr fürchtet, ich könnte sagen, dass ich Euch liebe?«
    Sie schloss für einen Moment die Augen, um die Gefühle zu vertreiben, die sie ergriffen.
    »Was würdet Ihr erwidern?«
    »Ich würde Euch fragen, was Ihr Euch einbildet und ob Ihr nicht wisst, welches Benehmen sich einer Gildeschwester gegenüber geziemt.«
    »Das weiß ich durchaus«, versicherte Erik. »Mir ist aber auch bekannt, dass die Angehörigen der Schwesternschaft sich an gewisse Regeln zu halten haben – und zu singen und zu tanzen und Met zu trinken, gehört ganz sicher nicht dazu.«
    »Damit mögt Ihr recht haben«, räumte Kalliope ein, »und ich versichere Euch, dass ich für alles, was ich getan habe, Abbitte leisten werde, wenn meine Mitschwestern eintreffen.«
    »Das wäre schade, denn ich habe Euch beobachtet, Kalliope, und deshalb weiß ich, dass Ihr anders seid als die Levitatinnen, die vor Euch auf Jordråk waren. Ihr seid keines jener blutleeren Wesen, die uns die Gilde gewöhnlich schickt. Das habe ich vom ersten Augenblick an erkannt – und mich in Euch verliebt.«
    »Dann habt Ihr einen Fehler begangen«, beharrte sie.
    »Einen Fehler? Hakkit, der Skalde, pflegt zu sagen, dass Herzensdinge niemals falsch sein können, lediglich unwahr.«
    »Dann müsst Ihr Eure Empfindungen leugnen!«
    »Nur, wenn Ihr mir hier und jetzt sagt, dass Ihr für mich nicht ähnlich empfindet«, konterte er.
    »Wie Ihr wollt – ich liebe Euch nicht«, erwiderte Kalliope hastig. »Ich kann Euch nicht lieben, denn die Liebe ist der Gegner der Weisheit.«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Aurora zufolge kennt die Weisheit fünf Feinde«, erklärte Kalliope, »nämlich die Gier, die Furcht, das Unwissen, den Zweifel und die L…«
    Sie verstummte, als er seine Hand ausstreckte und seine Fingerspitzen ihr Gesicht berührten. So viel Wärme, so viel Zärtlichkeit lag in der Berührung, dass sie innerlich erschauderte. Sie ergriff seine Hand, und noch ehe sie recht begriff, was sie tat, hatte sie einen sanften Kuss darauf gehaucht, worauf er noch einen Schritt näher trat. Er strich über ihr Haar und über die Feder, die darin steckte. Dann schloss er seine Arme um sie und zog sie sanft zu sich heran.
    Kalliope schloss die Augen, während sich ihre halb geöffneten Münder aufeinander zubewegten. Es kam ihr vor, als wäre sie von einer schützenden Blase umgeben, in der die Gesetze der Natur keine Gültigkeit mehr hatten. Sie fühlte sich frei und schwerelos, fast wie im Zustand der Levitation, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie hatte das Gefühl, als würde alles mit unendlicher Langsamkeit vor sich gehen … bis zu dem Augenblick, da ihre Lippen einander berührten.
    Kalliope riss die Augen auf.
    »Nein!«
    Sie drehte den Kopf, entwand sich Eriks Umarmung und wich vor ihm zurück.
    »Was … was hast du?«
    »Ich … ich kann nicht«, entgegnete sie, noch immer mit pochender Brust und rosigen Wangen, die ihre Erregung verrieten. »Ich darf nicht!«
    Sie atmete mehrmals tief ein und aus, um ihr inneres Gleichgewicht zumindest ansatzweise wiederherzustellen, obwohl die Stelle an ihrer Wange, wo er sie berührt hatte, wie Feuer brannte und das Verlangen, das sie empfunden hatte, wie ein Echo in ihrem Bewusstsein nachhallte.
    »Ich habe einen feierlichen Eid geleistet, mich niemals im Leben einem Mann hinzugeben«, erwiderte sie dennoch. »Andernfalls hätte ich die Folgen zu tragen.«
    »Was für Folgen?«
    Sie sah die Enttäuschung und die Bitterkeit in seinen Zügen und rang mit den Tränen. »Ich würde alles verlieren, wofür ich mein Leben lang gekämpft habe«, erklärte sie leise. »Meinen Platz in der Gemeinschaft – und meine Fähigkeiten als Levitatin.«
    »Das … kann ich nicht glauben.«
    »So ist es überliefert von alters her. Nur …

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