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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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aufgetaucht war.
    Woher der Panthermann kam und was er im Schilde führte, wusste Kieron nicht. Er vermochte ja noch nicht einmal zu sagen, weshalb er ihm gefolgt war. Natürlich, er war Jagos Leibeigener gewesen, und der Wirt des »Feuerkürbis« hatte ihn mehr als einmal schlecht behandelt. Aber war das ein Grund gewesen, gleich davonzulaufen? Sicherlich würde Jago fürchterlich wütend sein, und sollte Kieron ihm jemals wieder über den Weg laufen, würde er es bestimmt bereuen. Ein plötzlicher Impuls drängte den Jungen dazu, seinen Posten zu verlassen und sich davonzuschleichen. Wenn er freiwillig zu Jago zurückkehrte, würde sich der Zorn des Chamäleoniden vielleicht noch in Grenzen halten.
    Dann aber erinnerte er sich an Croys Warnung. Kieron hatte gesehen, wie der Animale die beiden Wachtposten kaltblütig erdolcht hatte. Es war nicht anzunehmen, dass er bei einem Sklaven Gewissensbisse bekommen würde, der noch dazu ein Mensch war. Und natürlich würde er bei Jago zuerst nach ihm suchen …
    Nein.
    Wie es aussah, hatte Kieron erneut den Besitzer gewechselt, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
    Die Augen angestrengt zu Schlitzen verengt, starrte er ins Halbdunkel – als er plötzlich Stimmen hörte.
    Sie kamen aus dem Dickicht des Shantik-Baumes, in dem sich der Steg verlor, und obwohl Kieron nicht verstand, was sie sagten, verrieten ihm die zischelnden Laute, dass es Echsenmänner sein mussten, womöglich die Ablösung der beiden Posten, die unterhalb der Palisadenwand in ihrem Blut lagen!
    Blankes Entsetzen packte Kieron.
    Schon im nächsten Moment wurden durch das Gewirr der Blätter zwei Gestalten sichtbar – Echsenkrieger, die mit Kettenpanzern gerüstet waren und deren Helme im Licht der Kürbislaternen schimmerten. An ihren Gürteln hingen breite Schwerter mit gekrümmten Klingen, in ihren Klauen hielten sie lange Speere. Halblaute Worte wechselnd, kamen sie den Steg herab, geradewegs auf das Tor und den Turm zu.
    Gebannt sah der Junge sie näher kommen. Zur Flucht war es inzwischen zu spät, die beiden hätten ihn gesehen.
    Kierons Herz raste wie der Schlag der Trommeln, von dem der Dschungel in den Nächten des Shungril widerhallte.
    Wenn sich jemand nähert, schreist du.
    Ein weiterer banger Moment verstrich, in dem die Echsenmänner noch ein Stück näher kamen.
    Kieron brüllte seine Furcht laut hinaus.
    Der Schrei gellte durch die schwüle Nacht, die ihn förmlich zu verschlucken schien. Wenn sie ihn gehört hatten, so zeigten die beiden Posten keine Reaktion. Ungerührt gingen sie weiter, gleich würden sie den Turm erreichen. Kierons Furcht wurde zu Panik. Fieberhaft suchte er nach etwas, womit er sich verteidigen konnte, aber zum einen gab es nichts, und zum anderen wäre es ein geradezu lächerliches Unterfangen gewesen, gegen einen Echsenkrieger zu kämpfen.
    Die beiden waren am Turm angelangt.
    Nun war es nur noch eine Frage von Augenblicken, bis sie ihre getöteten Artgenossen entdecken und Alarm schlagen würden. Und was dann geschah, wollte sich Kieron lieber gar nicht ausmalen.
    Durch einen Spalt in den Palisaden konnte er nach draußen spähen. Er sah die beiden Posten, die sich soeben anschickten, den Turm zu erklimmen – als einer plötzlich innehielt.
    »Was ist da los …?«
    Die kehlige, zischelnde Sprechweise der Echsenkrieger hatte etwas zutiefst Bedrohliches. Kierons Atem ging stoßweise, er musste alle Willensstärke aufwenden, um nicht aufzuspringen und zu fliehen. Er hörte Schritte auf hölzernen Planken, ein leises Knarren.
    »Das Tor ist unverschlossen.«
    »Elende Schlamperei! Wenn der Großmercator davon erfährt, wird er diese Idioten bei lebendigem Leibe häuten lassen.«
    »Wo sind sie überhaupt?«
    »Verdammt, hier stimmt etwas nicht!«
    Für einen Moment waren die beiden Echsen aus Kierons schmalem Blickfeld verschwunden, jetzt konnte er einen von ihnen wieder sehen. Den Speer kampfbereit gesenkt, schritt er die Innenseite der Palisadenwand ab. Seine flache Nase zuckte dabei, und seine Zunge fuhr unentwegt aus seinem halb geöffneten Maul, so als würde er Witterung aufnehmen.
    Kieron hielt den Atem an.
    »Verdammt, was …?«
    Der Echsenmann gab eine Verwünschung von sich, als er im Halbdunkel über etwas stolperte. Prüfend stieß er mit dem Fuß dagegen – und verfiel in aufgeregtes Zischen, als der leblose Körper eines seiner Artgenossen über die Planken rollte.
    Der Echsenmann fuhr herum, um lauthals Alarm zu geben – aber er kam

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