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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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die großen Kriegern vorbehalten ist!«
    Er selbst und Erik, der seinem Vater beistehen wollte, waren die Ersten, die die Barrikade verließen. Die Einherjar folgten ihnen ohne Zögern. Mit wütenden Hieben trieben sie die Schergen des Königs vor sich her, die kaum in der Lage waren, sich zu widersetzen, und mit klaffenden Wunden zu Boden sanken. Panik setzte unter ihnen ein, und wie eine Herde aufgeschreckter Eisrenner drängten sie zum Tor der Halle, durch das sie eben noch so siegessicher gestürmt waren.
    Magnusson und seine Krieger kannten keine Gnade. Ardaths Soldaten waren widerrechtlich in ihre Welt eingefallen, hatten Thulheim überfallen und unschuldige Menschen getötet – in diesem Augenblick bekamen sie den Zorn der Gepeinigten zu spüren. In einem wilden Sturmlauf setzten die Einherjar ihnen nach, erschlugen noch ein Dutzend von ihnen und trieben den Rest aus der Halle. Kaum hatte der Letzte den Fuß über die Schwelle gesetzt, wurden die Türflügel donnernd geschlossen und verbarrikadiert.
    Einen Augenblick lang war es still, nur das Keuchen der Männer und das Stöhnen der Verwundeten erfüllte die Halle.
    Dann verfielen die Einherjar in lautes Gebrüll, in dem sich ihr Triumph Bahn brach, aber auch ihre Freude darüber, noch am Leben zu sein. Fäuste wurden emporgereckt, die blutige Klingen und Äxte umklammerten, der Fürst und sein Sohn in Sprechgesängen gepriesen. Der Sieg gehörte ihnen – auch wenn jedem klar war, dass er nicht von Dauer sein würde.
    Sie kehrten zur Barrikade zurück, zu deren Fuß sich die Leichen der Gefallenen türmten. Magnusson wies die Knechte und Diener an, sich um die Verwundeten zu kümmern, die Einherjar sollten den an einigen Stellen eingebrochenen Wall verstärken und mit einer Phalanx aus Speeren versehen, die sie von gefallenen Soldaten einsammelten. Der Fürst selbst schien erschöpft vom Kampf, schwerfällig ließ er sich auf seinen Sitz nieder, das Schwert noch immer umklammernd. Eine Blutspur zog sich vom Rand seines Helmes über seine Schläfe und versickerte in seinem Bart.
    »Alles in Ordnung, Vater?« Erik beugte sich über ihn.
    »Es geht mir gut«, versicherte Magnusson mit galligem Grinsen, »was ich einzig und allein Nortungs Schärfe verdanke und nicht deiner vielgepriesenen Gildeschwester.«
    »Ich bin sicher, Kalliope hat alles versucht, um Unheil von uns abzuwenden«, erwiderte Erik, der sich weder etwas anderes vorstellen wollte noch konnte. »Es muss etwas vorgefallen sein.«
    »Ich werde dir sagen, was vorgefallen ist – verraten hat sie uns. Das ist es.«
    »Nein.« Erik schüttelte entschieden den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Du bist ein Träumer«, beschied ihm sein Vater. »In all den Jahren haben wir dem König treu gedient. Wir haben unseren Tribut entrichtet und für seinen Vater in fünf Kriegen gekämpft – und was ist der Dank dafür?«
    Erik ließ seinen Blick durch die Halle schweifen, über die Leichen der erschlagenen Feinde und der gefallenen Einherjar hinweg zu jenen erschöpften, blutbesudelten Gestalten, die noch am Leben waren. Das wilde Feuer, das sonst in ihren Augen glomm, war nahezu erloschen. »Er wird dafür bezahlen«, war Erik überzeugt. »Ardath wird diesen Verrat büßen.«
    Magnusson lachte nur. »Die Mächtigen bezahlen nie für das, was sie tun. Zudem entbehrt Ardath den Mut und die Entschlussfreude seines Vaters. Etwas muss ihn dazu bewogen haben, uns anzugreifen – womöglich Kalliopes Rat …«
    »Nein.« Erik schüttelte den Kopf. »Ich vertraue ihr.«
    »Wach endlich auf, Sohn!«, rief der Fürst beschwörend. »Sie ist nicht die, für die du sie gehalten hast. Sie ist eine Gildeschwester, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Aber die Prophezeiung …«
    »Ist dir nicht längst in den Sinn gekommen, dass die Prophezeiung falsch sein könnte?«
    »Das darfst du nicht sagen!«
    »Weil ich damit unsere Hoffnungen zerstöre?« Erneut ließ Thor Magnusson ein kehliges Lachen vernehmen. »Unsere einzige Hoffnung, Sohn«, sagte er dann, auf das Schwert in seinen Händen deutend, »ist blanker Stahl. Zumindest er verrät uns nicht.«
    »Kalliope kann uns retten«, beharrte Erik störrisch. »Sie ist diejenige, von der die Prophezeiung spricht.«
    »Mit Verlaub, Prinz«, wandte Hakkit ein, der zu Füßen seines Herrn auf dem Boden kauerte und sich von den Strapazen des Kampfes zu erholen suchte. Gleich mehrere Wunden übersäten seinen gedrungenen Körper, die langen Zähne des Skalden waren blutig

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