Splitterwelten 01 - Zeichen
mörderischen Hieb ab. Das Holz des Schildes knirschte und gab nach, zwei der Dornen drangen hindurch. Dadurch hatte der Angreifer Probleme, seine Waffe wieder freizubekommen. Mit einer geschickten Drehung seines linken Arms entwand Erik sie seinem Griff – und nutzte die Gunst des Augenblicks, um erbarmungslos zuzustoßen.
Die Klinge seines Schwertes durchdrang die Brust des Soldaten und fuhr in sein Herz. Mit vor Überraschung geweiteten Augen starrte der tödlich Verwundete Erik an, ehe dieser ihn zurückstieß in die wogende Masse. Mit einem Seitenblick suchte er sich einen Überblick zu verschaffen. Noch hielten die Einherjar dem Ansturm stand, aber die Lage wurde immer unübersichtlicher. Der Rauch, der von der Brandstelle aufstieg, hatte sich unter der Decke verdichtet und senkte sich nun wie ein dunkles Leichentuch herab, dämpfte die Schreie der Kämpfenden und das Geklirr der Waffen und beeinträchtigte die Sicht. Eriks Augen begannen zu tränen, die von bitterem Brandgeruch durchsetzte Luft brannte in seinen Lungen – dennoch focht er verbissen weiter und sprang in die Bresche, als einer der Einherjar fiel und der Damm zu brechen drohte.
Sofort war Erik zur Stelle, warf sich dem Soldaten todesmutig entgegen, der ein Schwert in der einen und eine kurzstielige Axt in der anderen Hand trug. Seines Schildes, in dem noch immer die Keule steckte und der ihm deshalb nur hinderlich war, entledigte sich der Prinz von Jordråk kurzerhand, dafür fasste er sein Schwert beidhändig und drang damit auf den Feind ein. In – gemessen am Gewicht der Waffen und der bereits währenden Dauer des Kampfes – atemberaubend rascher Folge traf Stahl auf Stahl, Funken schlagend und dem jeweiligen Gegner nach dem Leben trachtend.
Erik musste vorsichtig sein – er hatte nur sein Schwert, während der Soldat gleich mit zwei Waffen um sich schlug, die er trotz ihres unterschiedlichen Gebrauchs geschickt einzusetzen wusste. Bald benutzte er die Streitaxt, um Eriks Hiebe abzublocken, und trug überraschende Attacken mit dem Schwert vor; dann wechselte er ansatzlos und schwang die Axt mit mörderischer Wucht nach seinem Gegner.
Mit Mühe wich Erik einem Hieb aus, der seinen Beinen gegolten hatte, und trug seinerseits einen Angriff vor, den der Soldat mit dem Schwert parierte. Über die gekreuzten Klingen hinweg blickten sich die beiden Kontrahenten in die Augen, wissend, dass der Kampf erst enden würde, wenn einer von ihnen erschlagen in seinem Blut lag. Wer das sein würde, daran schien zumindest der Scherge des Königs nicht einen Augenblick zu zweifeln, denn ein überlegenes Grinsen spielte um seine von Kettengeflecht umrahmten Gesichtszüge – und einen Lidschlag später zuckte erneut die Axt heran.
Diesmal kam der Hieb von oben, und Erik hatte nicht die geringste Chance, den Angriff abzuwehren, solange seine Klinge gebunden war. Er sah ins grinsende Gesicht seines Gegners und begriff, dass es das Letzte sein würde, was er in seinem Leben sah. Die Axt fiel herab – als plötzlich etwas heranwischte und sie nur einen Handbreit vor seiner Stirn stoppte. Es war die Klinge eines Einherjar, der seinem Herrn beigesprungen war, obschon er selbst aus zahlreichen Wunden blutete.
Erik nutzte den Augenblick, um den Kampf zu beenden. Er stieß seinen verblüfften Gegner von sich, und noch ehe dieser zu einem weiteren Angriff ausholen konnte, durchtrennte die Klinge des Prinzen seinen Schwertarm knapp unterhalb des Handgelenks. Der Soldat schrie auf und ließ auch die Axt fallen, der Einherjar gab ihm den Rest.
Schwer atmend fuhr Erik herum und versuchte, durch den immer dichter werdenden Rauch zu seinem Vater zu spähen. Was er sah, erfüllte ihn mit Entsetzen: Thor Magnusson war von drei Gegnern umringt, zwischen denen er blutüberströmt niederging, gerade in diesem Augenblick …
»Vater!«
Erik brüllte aus Leibeskräften, aber der Kampflärm verschluckte sein Gebrüll. Kurzerhand sprang der Prinz hinter den Wall, umrundete das Feuer und eilte zu seinem Vater, der inmitten des Handgemenges verschwunden war, das auf der Barrikade wütete. Die Einherjar ringsum lagen tot oder verwundet oder waren ihrerseits in heftige Kämpfe verstrickt.
Dafür war Hakkit zur Stelle.
Der Walrossmann kauerte dort, wo auch Eriks Vater liegen musste. In lauernder Haltung, mit zu Schlitzen verengten Augen taxierte er die drei Soldaten, die den Fürsten überwältigt hatten. Als einer der Kerle vorsprang, geriet er in Reichweite der
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