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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hinzu. »Sie ist eine Inquisitorin geworden, Erik. Sie ist es, die den Angriff auf Jordråk zu verantworten hat. Ich konnte nichts dagegen tun. Die Eroberung eurer Welt war bereits beschlossen, als die Unterredung begann.«
    »Ich dachte es mir.«
    »Und dennoch hast du mich befreit? Obwohl ich mein Versprechen nicht gehalten habe?«
    »Weil ich weiß, dass du anders bist, Kalliope«, entgegnete er. »Ich habe es vom ersten Augenblick an gewusst – ebenso wie ich wusste, dass ich dich liebe.«
    Bestürzt sah Kalliope zu ihm auf. »Bitte nicht«, hauchte sie, »das darfst du nicht sagen. Ich bin eine Schwester der Levitatengilde. Wenn wir uns nicht mehr an die Gesetze halten, welche Sicherheit bleibt uns dann noch?«
    »Wach auf, Kalliope!« Erik fasste sie bei den Schultern, als wollte er sie wachrütteln. »Es gibt keine Gesetze mehr und auch keine Sicherheit! Ardath, der König, dem wir Treue geschworen haben und der gelobt hat, uns zu beschützen, hat uns widerrechtlich angegriffen. Hunderte unserer Krieger sind gefallen, die Gassen von Thulheim sind rot von Blut. Er ist es gewesen, der die Regeln gebrochen hat!«
    »Und ich fürchte, dass es Schwestern der Gilde waren, die ihn dazu angestiftet haben«, stimmte Kalliope ernüchtert zu. Erik ließ sie los, und sie sank an der Stollenwand herab, entkräftet nicht nur von Hunger und Durst und den Entbehrungen ihrer Gefangenschaft, sondern auch von Trauer und Enttäuschung. »Du hattest recht, von Anfang an, ich wollte es nicht wahrhaben.«
    »Das konntest du nicht«, entgegnete er milde, »denn du hast nicht gewusst, was wir wissen.«
    Kalliope sah auf. »Was meinst du?«
    »Hast du dich nicht gefragt, was der Grund für all dies ist? Für das Auftreten der Inquisitorin, den Angriff der königlichen Flotte …«
    »Nun«, erwiderte sie, »ich nahm an, es ginge dabei um den Mord an den beiden Gildeschwestern …«
    »Vordergründig, ja«, räumte er ein. »In Wahrheit jedoch drehte es sich stets um etwas anderes.«
    »Wovon sprichst du?«
    Erik hockte sich hin, sodass er ihr direkt in die Augen blicken konnte. »Erinnerst du dich an den Tag eurer Ankunft? Als ihr zum ersten Mal die Große Halle betratet? Mit welchem Misstrauen euch mein Vater begegnete?«
    »Natürlich.«
    »Er hatte allen Grund dazu«, eröffnete Erik rundheraus, »denn es gibt einen geheimen Schatz, den Thulheim hütet – und den die Gilde seit vielen Zyklen in ihren Besitz zu bringen trachtet.«
    »Ein w… geheimer Schatz?« Kalliope schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Du hast nie von Culanns Schirm gehört? Von Jordråks Schutz?«
    »Niemals.«
    »Auch deine Meisterin nicht? Hat sie niemals etwas angedeutet, was die wahre Natur ihres Auftrags betraf?«
    »Niemals, ich schwöre es«, versicherte Kalliope. »Es ging stets nur darum, den Mord an unserer Mitschwester Glennara aufzuklären, und auch dies wurde mir erst offenbart, nachdem wir Ethera verlassen hatten. Meine Meisterin wollte mich nicht beunruhigen.«
    »Ich verstehe.« Erik nickte. »Dann ist auch sie nur eine Figur in diesem Spiel gewesen, so wie wir alle. Sie wurde eingesetzt und geopfert.«
    »Geopfert? Von wem? Was meinst du damit?«
    »Du kennst die Antwort«, war Erik überzeugt.
    »Du willst sagen, dass …« – Kalliope suchte nach passenden Worten – »… dass die Gilde selbst hinter dem Mord an Meisterin Cedara stecken könnte?« Erneut war ihre Stimme zu einem Flüstern verblasst.
    »Wir wissen inzwischen, dass es Skolls gewesen sind«, brachte Erik in Erinnerung, »aber jemand hat sie dazu getrieben. Und wer immer das war, hat gewusst, dass ein zweiter Mord an einer Gildeschwester, noch dazu an einer numerata , einen Angriff auf Jordråk rechtfertigen würde.«
    »Das kann ich nicht glauben«, stieß Kalliope hervor.
    »Nein? Obwohl du gesehen hast, wozu die Gilde fähig ist?«
    Eriks Worte trafen wie Pfeile. Noch als sein Vater jenen Verdacht geäußert hatte, hatte Kalliope ihn als völlig abwegig verworfen – nun jedoch zweifelte sie. Sie wusste inzwischen, dass die Schwesternschaft nicht ohne Fehler war und eine dunkle Seite hatte. Aber eine Intrige, die den Tod einer numerata voraussetzte, war noch nicht einmal den Mitgliedern der Inquisition zuzutrauen … oder?
    »Wir müssen gehen«, stellte Erik klar, der sich wieder erhoben hatte. »Irgendwann werden unsere Bewacher merken, dass wir nicht mehr in unseren Zellen sind, und womöglich werden sie dann die geheimen Gänge entdecken.« Er wandte sich der

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