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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Finden wir ihn, haben wir auch den Mörder deiner Meisterin.«
    »Du lügst«, beharrte sie, Tränen der Wut und des Zweifels in den Augen, für die sie sich schämte.
    »Wenn ich Cedaras Mörder wäre, welchen Nutzen hätte es für mich, dich aus deiner Zelle zu befreien?«, fragte er. »Welchen Grund hätte ich überhaupt noch, dir zu vertrauen? Gehörst du nicht zu denen, die meine Heimat angegriffen und die Burg meiner Väter in Brand gesteckt haben?«
    Sie starrte ihn an.
    Was er sagte, leuchtete ihr ein – andererseits waren da die, so schien es, erdrückenden Beweise. War Erik der Mörder und versuchte lediglich, von seiner Tat abzulenken? Oder waren sie alle, einschließlich Meisterin Cedara, Opfer einer Intrige, deren wahre Dimensionen sie noch nicht einmal erahnen konnten?
    Erik schien die Zweifel in ihren Zügen zu lesen. »Wir müssen einander vertrauen, Kalliope«, beschwor er sie, »sonst haben wir keine Chance.«
    »Kann ich das denn?«, fragte sie dagegen. »Mein Leben lang hat man mich Treue und Gehorsam gelehrt, und nun handle ich gegen meine eigenen Leute …«
    »Weil du ein starkes Herz hast und weißt, was richtig ist und was falsch«, bekräftigte er.
    »Glaubst du?« Tränen traten ihr in die Augen. Seine Worte wühlten sie auf – obschon er den Lehren der Gilde zufolge noch nicht einmal eine Seele besaß. »Wie soll ich das denn noch wissen? Alles ist so verwirrt …«
    Statt etwas zu erwidern, trat er kurzerhand auf sie zu, zog sie an sich heran und küsste sie ebenso heftig wie innig auf den Mund. Sie wehrte sich nicht dagegen. Vielleicht, weil auch sie es insgeheim die ganze Zeit über gewollt hatte. Vielleicht aber auch, weil es sich nicht wie Frevel anfühlte, in seinen Armen gehalten zu werden und seine Lippen auf den ihren zu spüren. Sondern wie Geborgenheit.
    Trost.
    Erfüllung …
    Nach einer Weile, die ewig hätte währen können, trennten sie sich wieder voneinander, gegenseitig in ihren Blicken gefangen.
    »Ist das Antwort genug?«, fragte Erik leise. »Ich liebe dich, Kalliope, und ich würde nie etwas tun, das dir schaden könnte. Das musst du mir glauben.«
    »Ich weiß«, entgegnete sie. Sie war nicht fähig, seine Liebeserklärung zu erwidern. Noch immer fühlte sie den Geschmack seiner Lippen auf den ihren, ihr Herz schlug heftig.
    »Komm mit mir«, forderte Erik sie auf.
    »Wohin?«
    »Ich möchte dir etwas zeigen, das auch deine letzten Zweifel ausräumen wird.«
    Sie nickte und folgte ihm durch die Halle. Vorsichtig öffnete Erik das Eingangstor und spähte nach draußen. Der Gang, der sich jenseits davon erstreckte, schien menschenleer zu sein. Gemeinsam huschten sie ihn hinab und die angrenzende Treppe hinauf – als sie plötzlich Stimmen hörten, die sich lauthals in der Sprache der Sommerweltler unterhielten.
    Soldaten des Königs!
    Abrupt blieb Erik stehen. Die Fackel steckte er kurzerhand in eine Halterung, dann duckte er sich in den Schutz der Wand, Kalliope hielt sich dicht hinter ihm. Schritte waren zu hören, die sich rasch näherten. Kalliope hielt den Atem an. Bange Augenblicke vergingen – dann entfernten sich die Schritte wieder. Erik wartete noch, bis er sicher sein konnte, dass die Patrouille ganz vorüber war. Dann erst holte er die Fackel zurück und huschte die restlichen Stufen hinauf, nur um unversehens eine weitere geheime Tür im Mauerwerk zu öffnen.
    Rasch schlüpften sie hinein, und wieder folgten sie einem Gang, der bald in die Tiefe führte und bald hinauf und sich dazwischen unzählige Male verzweigte. Kalliope bezweifelte, dass es einen übergeordneten Plan gab; jeder Herr von Thulheim schien dem System geheimer Türen und Gänge ein paar weitere hinzugefügt zu haben. Womöglich, fügte sie in Gedanken beklommen hinzu, aus Furcht vor der Gilde.
    Eine Treppe schraubte sich in engen Windungen in die Tiefe. Erik und Kalliope folgten ihr, tief hinein in den Felsen, auf dem die Festung ruhte. Je weiter sie vorstießen, desto kälter wurde es, Eis überzog die Wände und schließlich auch die Stufen, sodass das Hinabsteigen zu einer halsbrecherischen Angelegenheit wurde. Kalliope atmete auf, als die Treppe schließlich endete und in eine Höhle führte, die jedoch schon nach wenigen Schritten endete. Erik lächelte.
    »Bleib zurück«, wies er sie an und trat an die Wand, um unter Schichten von Eis einen weiteren verborgenen Mechanismus freizulegen. Diesmal war es kein Zugang in der Wand, der sich öffnete – das Eis, das die

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