Splitterwelten 01 - Zeichen
steinernen Stollenwand zu, die er im Halbdunkel befühlte.
Als er gefunden hatte, wonach er suchte, presste er das untere Ende der Fackel auf einen im Mauerwerk versenkten Stein – und betätigte damit offenbar eine verborgene Vorrichtung. Ein dumpfes Knirschen erklang, und eine Steinplatte glitt zur Seite und öffnete unvermittelt einen Ausgang.
Kalliopes Mund blieb vor Staunen offen.
»Komm mit«, forderte Erik sie auf und streckte die Rechte aus, um ihr auf die Beine zu helfen.
Erst jetzt bemerkte sie, dass er keinen Handschuh trug. Die Hand, die sich ihr helfend entgegenreckte, war die Klaue eines Skolls. Kalliopes Zögern währte nur einen Augenblick. Dann griff sie zu und ließ sich auf die Beine ziehen, folgte Erik durch die geheime Tür in den angrenzenden Gang. Schon nach wenigen Schritten betätigte er erneut einen Mechanismus, und eine weitere Geheimtür öffnete sich, die in einen dunklen Raum führte. Dem Hall ihrer Schritte nach war er ebenso groß wie leer. Hohe Wände erschienen im Lichtkreis der Fackel, Säulen und ein erloschener Kamin – und Kalliope wurde auf einmal bewusst, dass sie diesen Ort kannte.
Es war die alte Fürstenhalle, jener Ort, an dem sowohl Meisterin Glennara als auch Meisterin Cedara ermordet worden waren … von einem Wolfsmenschen, der durch einen geheimen Zugang in die Festung gelangt war!
Schaudernd blickte Kalliope an sich herab, sah die fellbesetzte Klaue, die ihre Hand umklammerte.
Und plötzlich ergab alles Sinn.
15. Kapitel
Sie saßen in der Falle.
Zwar war es ihnen gelungen, sich ein wenig Luft zu verschaffen, indem sie sich in den Schutz des Höhleneingangs zurückgezogen und zwischen den Felsen Zuflucht gesucht hatten; doch war ihnen klar, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis die Legionäre erneut angriffen …
»Verdammt«, stieß Shen hervor, die ihren Bogen schussbereit in den Händen hatte und wachsam hinaus in die Dunkelheit spähte, »wie konnten die uns nur so rasch finden?«
»Ich weiß es nicht«, gab Croy verdrießlich zu. »Allerdings passiert mir das in letzter Zeit öfter.«
»Vieee-vielleicht wussten sie, wo wir uns ver-ver-verstecken würden«, gab Kieron zu bedenken.
»Unsinn.« Der Pantheride schüttelte den Kopf. »Wie sollten sie?«
»Sagtest du nicht, du wärst schon früher auf Bazarra gewesen?«, fragte Shen.
»Genau wie du. Und?«
Die Kriegerin von Katana grinste freudlos. »Ich glaube, Katzenmann, es gibt noch viel, was du über den kaiserlichen Geheimdienst lernen musst.«
»Vorsicht«, knurrte Darg und hob die Axt, die er im Kampf um den Sturmhai erbeutet hatte. »Sie kommen zurück!«
Tatsächlich war plötzlich wieder das unheimliche Rauschen von Goroptera-Schwingen zu hören. Bedrohliche Schatten senkten sich aus dem Nachthimmel herab, während gleichzeitig eine Horde hinter ihre Schilde geduckter Gestalten die Felsenschlucht heraufkam – auch die Schakalkrieger griffen wieder an.
Shen verlor keine Zeit.
In einer fließenden Bewegung zielte sie hinauf zum Himmel und schickte den Pfeil auf Reisen, der jedoch fehlging und sich wirkungslos in der sternenübersäten Schwärze verlor. Sofort schickte sie ein zweites Geschoss hinterher – und diesmal verriet ein heiserer Aufschrei, dass es sein Ziel gefunden hatte. Einer der flatternden Schatten verlor an Höhe, die übrigen kamen näher …
Darg knurrte und wollte aufstehen, um sich den Angreifern zum Kampf zu stellen, aber Croy hielt ihn zurück. »Bleib in Deckung«, mahnte er. »Genau das ist es, was sie erreichen wollen. Sobald wir uns vor die Höhle wagen, wird es uns so ergehen wie Opossum, und wir werden aus der Luft mit Pfeilen gespickt.«
»Und wenn wir bleiben, werden sie unser Versteck ausheben wie ein Krokodilsnest«, fügte Shen grimmig hinzu. Wieder legte sie einen Pfeil auf die Sehne und schickte ihn in die Nacht hinaus, doch das Geschoss zerschellte am Schild eines der Legionäre.
»Wir sollten uns zuuu-zurückziehen«, schlug Kieron vor. »Tiefer in den Schhhh-Schutz der Höhle.«
Darg fluchte. »Es macht keinen Unterschied, ob wir dort sterben oder hier.«
»Aber hier am Eingang können sie uns alle gleichzeitig aaa… angreifen«, gab Kieron zu bedenken. »In die Hhh-Höhle können jeweils nur ein paar von ihnen.«
»Guter Standpunkt«, sagte Shen.
»Der Junge hat recht«, stimmte auch Croy zu. »Los, zurück!«
Sie hatten sich kaum von den Felsen gelöst, als auch schon heftiger Beschuss einsetzte. Einige der Schakalkrieger
Weitere Kostenlose Bücher