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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Stunden hinweg.
    Tage.
    Wochen.
    Kaimauer und Landungsrost fielen unter dem Schiff zurück. Unaufhaltsam gewann es an Höhe, vorbei an den Hafengebäuden und den Gassen des Südbezirks, die ein letztes Mal herübergrüßten. Dann begann Cedara das Schiff langsam zu drehen, dem offenen Himmel entgegen.
    Auf Kapitän Baramiros Befehl hin wurde das Rahsegel gesetzt. Der Navigator übernahm die Kontrolle und drehte das Schiff in den Wind – und schon im nächsten Moment blähte sich der Stoff, und die Volanta nahm so rasch Fahrt auf, dass Kalliope beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
    Etheras liebliche, von Türmen gekrönte Hügel rückten in dunkle Ferne. Die Fackeln am Kai verblassten, ebenso wie die Lichter in den Häusern, deren Dächer und Kuppeln zu einem schemenhaften Umriss verschmolzen. Das Letzte, was Kalliope von ihrer Heimat sah, waren die Wasserfälle, die sich rauschend über die westlichen Klippen ergossen und im Mondlicht weiß schimmerten, ehe sie sich in der Tiefe verloren. Dann trübten plötzlich Wolkenfetzen die Sicht, und im nächsten Augenblick war Ethera ganz in den Schleiern der Nacht verschwunden.
    Es ging dem fremden Ziel entgegen.

8. Kapitel
    Der Palast des Großmercators befand sich in der obersten Region Shantanpurs. Dort, wohin noch Sonnenschein drang und die Luft weniger feucht und von Fäulnis durchsetzt war.
    Es war das erste Mal nach langer Zeit, dass Kieron dem Sonnenlicht für längere Zeit ausgesetzt war, und obschon es in seinen Augen schmerzte und seine bleiche Haut rötete, genoss er die Wärme des frühen Morgens – auch wenn eine dunkle Ahnung ihm sagte, dass es der letzte Morgen in seinem Leben sein würde.
    Nach ihrer Gefangennahme hatten die Echsenkrieger Croy, Jago und ihn zunächst zu einer Außenstelle des Handelskontors gebracht, wo ein Buchhalter sie in Empfang genommen hatte – ein mürrischer Alcide, der dem schwarz-weißen Gefieder nach von einer Winterwelt stammte und sich in der feuchtschwülen Hitze Madagors entsprechend unwohl zu fühlen schien. Unter seiner Führung waren die drei Gefangenen zum Palast gebracht worden, einem eindrucksvollen, auf mit reichen Schnitzereien versehenen Säulen ruhenden Bau, der sich majestätisch aus den Baumkronen erhob und den benachbarten Sitz des kaiserlichen Statthalters geradezu kümmerlich wirken ließ. Tatsächlich war es ein offenes Geheimnis, dass in Shantanpur die Macht des Großmercators jene der Kaiserin bei Weitem überwog. Sein Palast befand sich in unmittelbarer Nähe des Hafens, von wo unablässig Schiffe ablegten, die mit Gewürzen, Pflanzen, Arzneien und vielem mehr beladen waren, das in dieser Form nur auf Madagor zu finden war. Entsprechend hoch waren die Gewinne, die das Handelskontor einstrich – und entsprechend groß sein Einfluss.
    Auf Anweisung des Alciden brachte man die Gefangenen in einen Raum, der keine Einrichtung besaß und lediglich über ein hohes Fenster verfügte. Es war vergittert, ließ das Licht des noch frühen Tages jedoch in fahlen Schäften einfallen. Die Handgelenke in eisernen Schellen, die an Ketten von der Decke hingen, standen die drei unfreiwilligen Gefährten in der Mitte der Kammer und warteten – während Jago unentwegt vor sich hin maulte.
    »Ein Missverständnis. Warum nur haben sie mir nicht geglaubt, dass alles ein Missverständnis ist?«
    »Warum wohl?«, fragte Croy spöttisch. »Weil sie dich zusammen mit der Beute erwischt haben. Das reicht als Beweis deiner Schuld.«
    »Das werden wir ja sehen«, tönte Jago, der erst auf dem Weg zum Palast wieder aus seiner Ohnmacht erwacht war. »Schließlich wollte ich nichts als mein rechtmäßiges Eigentum verteidigen«, fügte er mit einem wütenden Blick in Kierons Richtung hinzu.
    »Der Junge gehört dir nicht«, widersprach Croy. »Keine Kreatur kann einer anderen gehören.«
    »Wer sagt das?«
    »Ich«, erwiderte der Panthermann mit leisem Knurren, »und ich würde dir raten, auf meine Worte zu hören.«
    »Du drohst mir?« Jago, der unmittelbar neben ihm angekettet war, blickte an ihm empor. »Obwohl dein Fell schon so gut wie abgezogen ist?«
    »An deiner Stelle würde ich mir lieber Gedanken um die eigene Haut machen.«
    »Ist das wahr?«, fragte Kieron. »Ziehen sie Dieben wirklich die-die-die- Haut ab?«
    »Allerdings – und zwar bei lebendigem Leibe«, bestätigte Jago. »Daran hättest du denken sollen, bevor du mit dem Katzmann gemeinsame Sache gemacht hast, Mensch.«
    »Aber ich wusste nicht, dass er ein

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