Splitterwelten 01 - Zeichen
und in der Tat wurde ich ebenfalls bestohlen …«
»Aber du hast recht, Croy«, fuhr Novaro fort, »es gibt tatsächlich einen Grund dafür, dass dein Fell nicht schon längst an einem Speer im Wind flattert. Ich trachte danach, etwas in meinen Besitz zu bringen – und du sollst es mir verschaffen.«
Der Panthermann lachte rau. »Vergiss es.«
»Willst du nicht wissen, worum es geht?«
»Das macht keinen Unterschied.«
»Vielleicht doch«, wandte der Mercator ein. »Seit einiger Zeit schon«, erklärte er dann, während er die Gefangenen erneut umkreiste, »suche ich nach einem Gegenstand, der für mich von Wert ist und den ich deshalb in meinen Besitz zu bringen gedenke. Unlängst nun berichtete man mir, dass dieser Gegenstand auf einer entlegenen Welt zu finden sei, tief verborgen in ihren dunkelsten Eingeweiden.«
»Und?«, fragte Croy ungerührt.
»Ich möchte, dass du für mich nach diesem Gegenstand suchst.«
»Wa-was für ein Gegenstand ist denn da-das?«, wagte Kieron es erstmals, den Großmercator anzusprechen.
»Das weiß ich nicht«, entgegnete Novaro mit einem geheimnisvollen Lächeln. »Doch das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass ich ihn besitzen will.«
»Wie soll man etwas finden, dessen Aussehen man nicht kennt?«, spottete Croy.
»Ich habe dies hier.« Mit einer fließenden Bewegung zog der Canide die fellbesetzte Hand aus dem Mantel. Darin hielt er ein Stück Pergament, das er entrollte. Darauf war ein Zeichen zu sehen: zwei Halbkreise, die einander im Scheitel berührten und von einem senkrecht verlaufenden Balken durchkreuzt wurden.
»Und weiter?«, fragte Croy.
»Dieses Symbol ist die Antwort.«
»Und was soll das sein?«
»Vielleicht ein Buchstabe oder eine Zahl oder …«
»Du weißt es nicht«, erkannte der Pantheride spöttisch.
»Aber ich weiß, dass dich dieses Zeichen zu jenem Gegenstand führen wird, den ich suche.«
»Wenn du das so genau weißt, hol dir das Ding einfach selbst, Kaufmann.«
»Nun«, entgegnete der Großmercator mit unbestimmtem Lächeln, »dazu bedarf es bestimmter …« – er suchte nach dem passenden Ausdruck, den er allerdings erst fand, nachdem sein kleinwüchsiger Helfer ihm wiederum etwas ins Ohr geflüstert hatte – »… Fertigkeiten, Kenntnisse, die ich entbehre, die du aber sehr wohl hast.«
»Kenntnisse? Wovon sprichst du, verdammt noch mal?« Erneut zerrte Croy an seinen Fesseln und schnaubte geräuschvoll. Die Unterhaltung machte ihn sichtlich wütend. »Wo ist das verdammte Ding versteckt?«
»Auf Nergal.«
Croy lachte laut auf.
»Nun ist alles klar«, feixte er. »Nergal ist eine kaiserliche Minenwelt, das Handelskontor hat dort nichts zu suchen. Wer widerrechtlich dort eindringt und gefasst wird, der wird mit dem Tod bestraft.«
»Deshalb brauche ich jemanden, der sich geschickt zu bewegen weiß«, entgegnete der Mercator ohne Zögern. »Dich«, fügte er hinzu, nachdem sein Memento erneut geflüstert hatte.
»Warum ausgerechnet mich?«
»Weil du nun einmal ein Dieb bist, und zwar, wie ich ungern zugestehen muss, ein überaus talentierter. Außerdem hat ein Kundiger mir zugetragen, dass du schon einmal auf Nergal gewesen bist, erinnerst du dich? Falls nicht, helfe ich deinem Gedächtnis gerne auf die Sprünge …«
»Nicht nötig«, knurrte Croy. »Und wenn ich auf Nergal gefasst werde?«
»Dann bist du nicht schlechter dran als jetzt, Katzmann – dein Leben hast du ohnehin verwirkt. Wenn du jedoch zurückkehrst und mir den Gegenstand bringst, nach dem ich suche, dann bist du frei und kannst gehen, wohin es dir beliebt. Jedenfalls so lange, bis wir dich das nächste Mal fassen und dir endgültig das Handwerk legen.«
Croy erwiderte das Grinsen, das ihm aus Rigos spitzen Zügen entgegenschlug. »Wer sagt, dass ich zurückkehren würde? Ich könnte mich ebenso gut aus dem Staub machen, wenn ich diese Fesseln erst los bin.«
»Das wirst du nicht tun«, war der Großmercator überzeugt. »Denn der Menschenjunge wird als Geisel zurückbleiben und für deine Rückkehr garantieren. Bringst du mir den Gegenstand nicht binnen einer gesetzten Frist, so wird es seine Haut sein, die abgezogen wird und an der Speerspitze flattert.«
Kieron merkte, wie sich seine Nackenhärchen vor Entsetzen aufrichteten. Er blickte zu Croy, doch der blieb gelassen.
»Das kümmert mich nicht«, sagte er nur.
Novaro lachte heiser. »Man hat mir berichtet, was sich im ›Feuerkürbis‹ zugetragen hat. Du hast den Jungen in Schutz
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