Splitterwelten 01 - Zeichen
Madagor!
Gemessenen Schrittes betrat Novaro den Raum, dessen Tür hinter ihm geschlossen wurde. Offenbar fürchteten er und sein kleinwüchsiger Begleiter sich nicht vor den Gefangenen, denn weder wurden sie von Wachen begleitet noch waren sie bewaffnet. Die Hände in den Eingriffen seines Mantels verborgen, kam der Großmercator näher, umrundete Kieron und seine Gefährten und inspizierte sie von allen Seiten.
»So«, sagte er dabei immer wieder. »Soso.«
»Was willst du von uns, Kaufmann?«, knurrte Croy ungeduldig. »Was hast du mit uns vor?«
Der Großmercator blieb stehen. Das linke Auge prüfend verengt, blickte er an dem Pantheriden empor, der ihn um einen Kopf überragte. »Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich mit euch Gesindel etwas anfangen könnte?«
»Wäre es nicht so, hätten deine Leute uns längst getötet«, entgegnete Croy. »Ich habe Echsenkrieger aus weit geringerem Anlass Leuten das Fell abziehen sehen.«
»Echsen sind nützliche Diener, wenn auch bisweilen ein wenig einfältig«, räumte Novaro lächelnd ein, worauf sich der Affe auf seiner Schulter zu ihm beugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte – ganz offenbar war er der Sprache mächtig. »In der Tat, Loris«, sagte der Großmercator daraufhin und nickte. »Wie mein Memento zu Recht bemerkt, kommt den Echsen schließlich die verantwortungsvolle Aufgabe zu, das Eigentum des Kontors zu schützen …«
»… das das Kontor zuvor anderen gestohlen hat«, ergänzte Croy ohne Zögern. »Wie viele Welten habt ihr Blutsauger schon ausgebeutet? Wie viele Kreaturen in Armut und Elend gestürzt? Und eure Gier wird immer noch größer!«
»Du solltest vorsichtig sein mit dem, was du sagst, Katze«, beschied ihm der Großmercator. »Weißt du nicht, wer vor dir steht?«
»Ich weiß es«, versicherte Croy.
»Dann bist du entweder sehr töricht oder genauso unerschrocken, wie ich es von dir erwartet habe.«
»Mächtiger Rigo Novaro«, hielt Jago den Augenblick für gekommen, um auf sich aufmerksam zu machen, »bitte nehmt zur Kenntnis, dass ich ein großer Bewunderer Eurer Kunst bin! Zwar nenne ich nur ein äußerst bescheidenes Unternehmen mein Eigen, doch haben mir die Handelsgrundsätze des Kontors stets als Leitlinie gedient, und ich darf Euch versichern, dass ich nichts zu tun habe mit den diebischen Absichten dieses …«
»Was soll das heißen, du hast es von mir erwartet?«, fragte Croy. Weder er noch der Großmercator hatten dem Chamäleoniden Beachtung geschenkt.
»Das soll heißen, dass mein guter Loris und ich dir eine Falle gestellt haben«, eröffnete Novaro grinsend, wobei er den Affen auf seiner Schulter tätschelte. »Und das war nicht einmal besonders schwierig.«
»Du bluffst«, knurrte Croy.
»Wer, denkst du, hat dir die Information mit der Bowurz-Lieferung für den Lord von Kaish zugetragen? Wer hat dafür gesorgt, dass dir der Schlüssel für das Lagerhaus zugespielt wurde? Wer hat dir in deinem Schlupfwinkel aufgelauert?«
Der Panthermann bemühte sich, sein Entsetzen hinter seinen dunklen, fellbesetzten Zügen zu verbergen, doch es gelang ihm nicht. »Aber die Wachtposten …«
»Ein notwendiges Opfer, um dich glauben zu lassen, der Einbruch wäre dir geglückt«, erklärte Novaro ungerührt.
»Warum?«
»Sehr einfach – weil ich wollte, dass du in das Lagerhaus eindringst. Weil ich wollte, dass du den Diebstahl begehst. Weil ich wollte, dass du mir etwas schuldest, Panthermann, nämlich dein Leben. Ein Fingerzeig von mir, und meine Echsenkrieger häuten dich bei lebendigem Leibe, allen anderen Dieben und Mördern zur Warnung.«
»Du«, schnaubte Croy und zerrte wütend an den Ketten. Bislang hatte Kieron den Pantheriden nicht so außer sich erlebt, »du verdammter …«
»Nun sieh sich einer das an!«, rief Novaro und trat einen Schritt zurück, als wollte er den Anblick besonders genießen. Der Affe auf seiner Schulter kicherte. »Der große Croy Nachtschatten, der berüchtigte, auf vielen Welten gesuchte Dieb, übertölpelt wie ein blutiger Anfänger! Was war los, Katze? War deine Gier diesmal größer als dein Verstand?«
»Ich werde dich töten«, sagte Croy leise.
»Davon gehe ich nicht aus«, widersprach Novaro kopfschüttelnd, »vielmehr ist es so, dass ich dein Leben in der Hand habe – und das deiner Kameraden.«
»Lass den Jungen laufen, Kaufmann, er kann nichts für das, was geschehen ist.«
»Ich auch nicht«, beeilte sich Jago zu versichern. »Ich war nur rein zufällig dabei,
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