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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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diesem Teil gehört«, beschied der Kapitän ihr grimmig. Dann wandte er sich ab und erteilte dem Steuermann des Seitenruders einige Anweisungen.
    Auch Cedara ging wieder auf ihren Posten, Kalliope blieb ein wenig beschämt zurück. Sie nahm es Baramiro nicht übel, dass er sich für die Herablassung revanchierte, mit der sie ihn zu Beginn der Reise behandelt hatte. Nun, da Gefahr im Verzug war, bedauerte sie, was sie gesagt hatte.
    Sie gesellte sich zu ihrer Meisterin und nahm erneut ihren Platz an der Reling ein, lauschte dem Knarren der Segel und dem Rauschen des Windes. Irgendwann – dem Stand des Mondes nach, der als waagrechte Sichel am Himmel stand, war es bereits nach Mitternacht – rief Cedara sie zu sich.
    »Ja, Meisterin?«, erkundigte sich Kalliope.
    »Ich fühle Müdigkeit, und ein Ende meines Dienstes ist nicht abzusehen. Geh in unser Quartier und öffne die Kiste mit den eisernen Beschlägen. Darin findest du einen Beutel Süßkraut. Bereite mir einen Trank daraus.«
    »Gewiss, Meisterin«, bestätigte Kalliope gehorsam und entfernte sich unverzüglich.
    Über die Treppe gelangte sie hinab aufs Hauptdeck, von dort in das Heckkastell. Nicht nur der Kapitän und seine Offiziere, unter ihnen der Bootsmann und der medicus des Schiffes, nächtigten dort, sondern auch die beiden Gildeschwestern, und es war derjenige Teil des Schiffes, in dem das Gemisch aus altem Holz, ranzigem Öl und kaltem Schweiß, das die Luft an Bord tränkte, noch einigermaßen zu ertragen war. Der Herd allerdings, an dem der Schiffskoch einmal am Tag eine warme Mahlzeit zubereitete, die zunächst von den Offizieren und der Levitatin, dann von den Maaten und ihren Mannschaften und schließlich von den Schiffsjungen eingenommen wurde, befand sich unter dem Hauptdeck, sodass Kalliope wohl oder übel dorthin musste.
    Den Beutel mit dem Süßkraut – einer Pflanze, die ursprünglich von den Südwelten stammte und auf Crescat kultiviert wurde – fand sie dort, wo ihre Meisterin es ihr beschrieben hatte. Sie verließ die Kajüte und verschloss die Tür sorgfältig hinter sich. Dann nahm sie die breite Treppe, die in die schummrigen Eingeweide der Volanta führte.
    Wann auch immer es ihr möglich gewesen war, hatte Kalliope es vermieden, unter Deck zu gehen. Sie glaubte sich zu erinnern, dass sich der Herd in der Nähe des Hauptmasts befand, noch über dem Laderaum, aber bereits dort, wo die Luftschiffer ihre Schlaflager hatten. Da, wie Baramiro angekündigt hatte, nur die Hälfte der Männer auf Deck war und ihren Dienst versah, brauchte die Gildeschülerin nur dem lauten Schnarchen zu folgen, um den Weg zu finden. Über eine Leiter, deren morsche Tritte bedenklich ächzten, gelangte sie auf das Zwischendeck. Sie wandte sich mittschiffs, und durch das fahle Mondlicht, das durch die Deckengräting fiel, konnte sie die Luftschiffer in ihren Hängematten liegen sehen, die sie überall dort aufgehängt hatten, wo Platz war – zwischen Vorratsfässern, Holzkisten und riesigen Stücken Dörrfleisch, die von der niederen Decke baumelten, aber auch über den ballistae , mit denen das Schiff auf beiden Seiten bestückt war und die in der Lage waren, brennende Pfeilgeschosse auf etwaige Angreifer zu schleudern.
    Auf leisen Sohlen schlich Kalliope daran vorbei, nicht ohne die bärtigen, ungepflegten Gestalten mit einem missbilligenden Blick zu bedenken. Einige der Kerle schliefen in ihren schmutzigen Kleidern, andere waren halbnackt – die Gildeschülerin fand beides verabscheuungswürdig.
    Über eine Treppe gelangte sie noch ein Deck tiefer, und unweit der Stelle, wo sich der dicke Stamm des Großmasts durch das Schiff bohrte, fand sie zu ihrer Erleichterung den Herd. Im Grunde handelte es sich dabei nur um einen eisernen Kasten, der in einem Becken aus Sand stand, damit kein Funke auf das Holz überspringen konnte. Die Glut, die darin schwelte, war ausreichend, um den Süßholztrank zu bereiten. Leise öffnete Kalliope das Säckchen, gab den Inhalt in einen Topf und stellte ihn auf den Herd. Dann griff sie nach einem der gefüllten Wasserkrüge, die daneben bereitstanden, und goss etwas davon hinein. Nun würde sie nur ein wenig warten müssen.
    »Was treibst du da?«
    Die Stimme ließ Kalliope herumfahren.
    Vor ihr stand Edo, der Schiffskoch. Sie kannte ihn, weil er die Mahlzeiten nicht nur zuzubereiten, sondern auch eigenhändig in der Messe zu kredenzen pflegte.
    »Ihr seid es.« Sie atmete auf. »Ihr habt mich erschreckt.«
    »Nicht

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