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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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half ihm dabei, die auf hauchdünnes, lichtdurchlässiges Leinenpapier gezeichneten Karten der verschiedenen Himmelsebenen in die übereinandergelagerten Rahmen zu spannen. Eine darunter angebrachte Laterne beleuchtete sie und ermöglichte es, dass man, wenn man von oben darauf blickte, einen räumlichen Eindruck der Route gewann.
    Cedara erhob sich von ihrem Sitz. Die Arme behielt sie dabei leicht ausgebreitet, nicht, weil es notwendig gewesen wäre, sondern um sich selbst daran zu erinnern, welche Bürde und Verantwortung sie trug.
    In dieser Haltung schritt sie zum Kartentisch, wo Kapitän Baramiro mit einem Halbzirkel die Entfernungen der einzelnen Streckenabschnitte maß. Die Gesichtszüge des Schiffskommandanten verrieten unverhohlene Sorge.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Kapitän?«, erkundigte sich Cedara.
    »Wie man es nimmt«, entgegnete Baramiro. Ein schwaches Lächeln zerknitterte seinen Mund, um den inzwischen ein schwarzgrauer Bart spross. Viele Luftschiffer pflegten sich während einer Überfahrt nicht zu rasieren, da es ihnen als glückbringendes Omen galt.
    »Wenn Ihr damit die Kursabweichung meint …«
    Der Blick des Kapitäns verriet Erstaunen. »Ihr habt sie bemerkt?«
    Kalliopes Meisterin lachte milde. »Was für eine miserable Levitatin wäre ich, wenn ich es nicht bemerkte. Die Winde, die wir seit einigen Nächten nutzen, haben uns rasch vorangebracht, uns aber auch ein wenig weiter nach Westen getragen, als es ursprünglich beabsichtigt war.«
    »Das stimmt.« Baramiro nickte und deutete mit dem Halbzirkel auf eine Karte, die sich auf einer der mittleren Ebenen befand. »Unser ursprünglicher Kurs hätte uns ein gutes Stück östlich an den Klippen von Malakay vorbeigetragen, sodass wir die Wetterpassage ohne Probleme hätten meistern können. Nun jedoch werden wir sie hier bewältigen müssen, beim Gürtel von Malakay, dessen schroffe Klippen schon manchem Schiff zum Verhängnis wurden.«
    »Sind die Klippen denn nicht durch Leuchtsignale gesichert?«, fragte Kalliope.
    »Das waren sie früher einmal«, knurrte Baramiro. »Die traurige Wahrheit ist, dass der König hier draußen mehr und mehr an Einfluss verliert. Die Herren der Außenwelten vernachlässigen ihre Pflichten und sind nur noch darauf versessen, ihren Gewinn zu mehren. Bestechung und Betrug sind an der Tagesordnung.«
    »Mein Freund«, warnte Cedara, »Ihr wählt gefährliche Worte.«
    »Nichtsdestotrotz ist es die Wahrheit«, beharrte er und rieb sich das bärtige Kinn. »Und nicht Weltenlords sind es, die mit ihrem Schiff an den Klippen zu zerschellen drohen, sondern wir.«
    »Können wir nicht umkehren und einen Bogen um Malakay machen?«, wollte Kalliope wissen.
    »Dafür ist der Aufwind viel zu stark, und es gibt weit und breit keine Luftströmung, die uns zurücktragen würde«, verneinte Baramiro kopfschüttelnd. »Unser einzig möglicher Weg führt durch das Riff. Deshalb werden wir die weitere Reise am hellen Tage fortsetzen.«
    »Dann dauert die Überfahrt ja noch länger«, wandte Kalliope erschrocken ein.
    »Das ist wahr – dafür besteht die Möglichkeit, unser Ziel lebend zu erreichen.«
    »Wann soll der Wechsel vollzogen werden?«, erkundigte sich Meisterin Cedara.
    »Schon morgen. Ich habe Kelso angewiesen, die halbe Mannschaft unter Deck in den Quartieren zu lassen, damit sie die Nacht über ausruhen kann. Bei Sonnenaufgang werden diese Männer dann ihren Dienst antreten – vorausgesetzt, das übersteigt Eure Kräfte nicht.«
    Cedaras Zögern währte nur einen Augenblick. »Keineswegs«, sagte sie dann. »Ein stärkender Trank wird mir helfen, die Erschöpfung in Grenzen zu halten.«

    Sie streifte ihre Schülerin mit einem fragenden Blick, den Kalliope mit einem Nicken beantwortete. Dass Levitatinnen sich stärken mussten, um eine zusätzliche Wachschicht durchzustehen, kam nicht selten vor, und es gab verschiedene Sorten von Tränken, mit denen sie ihre Müdigkeit zu vertreiben und ihre Konzentration zu steigern pflegten, von getrocknetem Kaffeegras bis hin zur Frucht des Cytressenstrauchs, die freilich nur in geringen Dosen eingenommen werden durfte.
    »Sehr gut.« Baramiro nickte. »Mit etwas Glück werden wir das Riff ohne Probleme hinter uns bringen.«
    »Und – wenn nicht?«, fragte Kalliope leise.
    »Wenn wir mit den Felsen kollidieren und das Schiff zerschellt, wird Eure Meisterin nur einen kleinen Teil davon in den Lüften halten können – haltet Euch also dicht bei ihr und hofft, dass Ihr zu

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