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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Zorn.
    »Halt sie fest«, verlangte er, auf Kalliope deutend.
    Der Luftschiffer feixte. »Ich kenne dich, wenn du erst mal zu fressen anfängst, bleibt nichts mehr übrig. Entweder du lässt mir den Vortritt, oder ich lasse die Kleine laufen.«
    Edo stierte den Matrosen an. Ihm war anzusehen, dass ihm die Abmachung nicht passte, aber er fügte sich – alles andere wäre ihm wohl zu anstrengend gewesen. Der Luftschiffer versetzte Kalliope einen harten Stoß, worauf sie quer durch die Schiffsküche taumelte und in Edos Armen landete. Indem sie ihre zierlichen Hände zu Fäusten ballte, schlug sie auf den Koch ein, aber ihre Hiebe prallten wirkungslos von seiner Masse ab. Brutal riss er sie zurück, und noch ehe sie begriff, wie ihr geschah, lag sie bereits rücklings auf dem kleinen Holztisch, der der Nahrungszubereitung diente. Als sie sich wehren wollte, krachte Edos Handrücken in ihr Gesicht. Kalliope sah dunkle Flecken vor Augen. Sie merkte, wie flauschige Pranken nach ihr griffen, hörte den Stoff ihres Kleides reißen.
    »Los doch, worauf wartest du?«
    Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen sah Kalliope den anderen Kerl näher kommen. Sein Oberkörper war nackt, Schweiß glänzte im flackernden Licht der Laterne. Mit einem Grinsen begann der Matrose, die Verschnürung seiner Beinkleider zu öffnen.
    Kalliope wollte zurückweichen, doch Edo hielt sie unnachgiebig fest. Wehrlos und halb entblößt lag sie auf dem Tisch, Tränen der Hilflosigkeit in den Augen, die die Lust ihrer Peiniger noch zu beflügeln schienen. Keuchend zerrte der Matrose seine Hosen herab. Als würden sich ihre Sinne bereits wappnen gegen das Schreckliche, das gleich geschehen würde, nahm Kalliope nur noch Einzelheiten wahr.
    Die Narbe, die der Mann über seinem linken Auge hatte.
    Die beiden Lücken in seinem Gebiss.
    Die Tätowierung auf seiner Brust.
    Zwei Halbkreise, die sich im Scheitel berührten, dazu ein Strich, der sie senkrecht durchlief.
    Der keuchende, warme, nach Fäulnis riechende Atem des Matrosen brachte sie zurück ins Hier und Jetzt. Zitternd vor Wollust wanderten seine frevlerischen Hände an ihren nackten Beinen empor, und sie hatte das Gefühl, vor Scham und Abscheu zu vergehen – als etwas Unerwartetes geschah.
    Als hätte ihn der Schlag eines unsichtbaren Hammers getroffen, kippte der Luftschiffer plötzlich zurück. Ungläubig starrte er Kalliope an, als ihn ein zweiter Angriff traf, diesmal mit noch viel größerer Wucht. Entsetzt sah Kalliope, wie der Mann von unsichtbarer Kraft gepackt und lotrecht in die Höhe gerissen wurde. Mit vernichtender Wucht prallte sein Kopf gegen den Deckenbalken, und ein profanes Knacken verriet, dass sein Genick gebrochen war. Als er wieder auf die Planken zurücksank, war sein Körper schlaff und reglos.
    Verwirrt sah Kalliope auf – nur um Meisterin Cedara zu erblicken, die im Eingang der Schiffsküche stand. Mit ihren milchig weißen Augen sah sie aus wie ein Geist.
    Edo quiekte wie ein Schwein, das im Begriff war, abgestochen zu werden. Längst hatte der Schiffskoch Kalliope losgelassen und stand wie versteinert, während er auf seinen toten Kumpanen blickte. Plötzlich fuhr er herum und griff nach dem Messer, das er abgelegt hatte – doch er kam nicht dazu, es gegen die Meisterin einzusetzen. Stattdessen führte der Schiffskoch die Klinge in einer weiten, widernatürlichen Bewegung gegen sich selbst. Einen Augenblick lang wankte er, und es sah aus, als würde er einen bizarren Kampf gegen einen unsichtbaren Gegner austragen. Dann rammte er sich das Messer mit furchtbarer Wucht in die eigene Kehle. In einem Blutschwall ging der Frevler nieder und blieb am Boden liegen, wo er gurgelnd sein Leben beendete.
    Kalliope begriff, dass sie gerettet war. Sie wollte aufspringen und zu ihrer Meisterin eilen, doch plötzlich war ihr, als hätte sie Blei im Magen. In einer spontanen Reaktion warf sie sich herum und übergab sich, spuckte den Inhalt ihres Magens auf die schmutzigen Planken. Sie brauchte einige Augenblicke, um sich wieder zu fangen. Dann raffte sie sich auf die zitternden Beine, die Überreste ihres Kleides an sich pressend.
    Cedara hatte ihr zugesehen, machte jedoch keine Anstalten, ihr zu helfen. »Geht es dir gut?«, fragte sie nur. Welche Konzentration es sie kosten musste, unter Deck zu gehen und ihrer Schülerin beizustehen, während sie gleichzeitig das Schiff in der Luft hielt, wagte Kalliope sich kaum vorzustellen.
    »Ich … ich bin in Ordnung«, versicherte

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