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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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doch.« Der Koch, ein feister Kerl, der mit deutlichem Südakzent sprach, stülpte die wulstige Unterlippe vor, um sein Bedauern zu zeigen. »Wie komme ich zu solch hohem Besuch in meiner cambusa ?«
    »Meine Meisterin hat mich geschickt, um ihr diesen Trank zu brauen«, erklärte Kalliope, nach dem Topf deutend.
    »Ah, Gildetrank.« Edo schob seine massige Gestalt vor, reckte den Schädel über den Topf und schnupperte. »Großes Geheimnis, verstehe.«
    »Eigentlich nicht.« Kalliope schüttelte den Kopf. »Es ist nur etwas Süßkraut aus dem Garten von …« Sie unterbrach sich, als sich der Koch verstohlen umblickte.
    Die schmalen Schweinsäuglein des Kochs starrten sie über seine runden Backen hinweg an. »Niemand, der die Gildeschülerin begleitet?«, fragte er.
    »Meine Meisterin erwartet mich«, erwiderte Kalliope. Sie verspürte den Drang, rasch aufs Oberdeck zurückzukehren.
    »Das ist kein Problem«, feixte Edo. »Es dauert auch nicht lange. Nur einen Augenblick.«
    Kalliope hatte nicht vor, diesen Augenblick abzuwarten. Sie wollte nach dem Topf auf dem Herd greifen und sich rasch entfernen, als plötzlich Leben in den scheinbar so schwerfälligen Körper des Schiffskochs kam. Mit einem Satz sprang er vor, und während seine Linke nach Kalliope schnappte, riss er mit der anderen Hand ein Messer unter seiner dreckstarrenden Schürze hervor.
    Kalliope unterdrückte einen Schrei, als die fleischige Pranke des Kochs nach ihr griff. Sie wich zurück, stieß dabei gegen die Laterne, die an einem Haken von der Decke hing. Die Flamme flackerte, die Schatten begannen zu tanzen – und plötzlich hatte Kalliope das Messer an ihrer Kehle.
    »Lass mich los!«, zischte sie, aber Edo dachte nicht daran. Seine körperliche Überlegenheit ohne Rücksicht ausspielend, presste er die junge Frau mit einer Hand gegen den Mastbaum, während er mit der Messerspitze vom Hals abwärts über ihre Brust fuhr. »Schön«, grunzte er mit vor Erregung glänzenden Backen. »Wunderschön.«
    »Nein«, flehte Kalliope, die sich vergeblich im Griff ihres Peinigers wand. »Lasst mich gehen!«
    »Ich denke nicht daran.« Der Schiffskoch schüttelte das stiernackige Haupt. »Kommt nicht oft vor, dass sich ein so hübscher Vogel in meine Küche verirrt. Bin sicher, er wird mir munden«, fügte er grinsend hinzu.
    »Bitte nicht«, sagte Kalliope noch einmal. »Wenn du das tust, wirst du es bereuen.«
    »Ach, werde ich das?«, lachte Edo, auf dessen Stirn sich kleine Schweißperlen gebildet hatten. »Du bist keine Meisterin, und es ist niemand hier außer uns. Was also kann passieren?« Um seine Worte zu unterstreichen, setzte er das Messer am Saum ihrer Tracht an und stach kurzerhand hinein.
    Kalliope war vor Furcht und Entsetzen wie erstarrt. Sie fühlte den Stahl der Klinge auf ihrem Oberschenkel, als der Koch das Messer abrupt nach unten führte und ihr Kleid zerschnitt. Für einen Moment lockerte er seinen Griff und legte die Klinge weg, um begierig die nackte Haut freizulegen, die unter dem Leinenstoff zum Vorschein kam – Kalliope nutzte die Gunst des Augenblicks und entwand sich der Umklammerung. Sie wich zurück, bis sie in ihrem Rücken die Wärme des Herdes spürte.
    »Sieh an, jetzt wird das Spiel interessant«, keuchte der Schiffskoch und wankte auf sie zu.
    Ohne ihren Blick von dem feisten Mann zu wenden, tastete Kalliope hinter sich und bekam mit zitternden Händen den Topf mit dem Süßholztrank zu fassen. Kurz entschlossen fasste sie ihn und schüttete Edo den heißen Inhalt ins Gesicht. Der Koch heulte auf vor Wut und Schmerz, und Kalliope fuhr herum, wollte die Treppe hinauf und zurück auf Deck – doch sie kam nicht weit.
    Im Halbdunkel prallte sie gegen ein Hindernis. Instinktiv duckte sie sich und wollte hastig daran vorbei, als jemand nach ihr griff und sie unbarmherzig packte. »Sieh an, Edo«, sagte der Neuankömmling. »Welche Maus ist dir denn in die Falle getappt?«
    Vergeblich wand sich Kalliope im Griff des Matrosen, der soeben die Treppe herabgekommen war – vermutlich war er durch die Kampfgeräusche geweckt worden und hatte nachsehen wollen, was es gab. Jetzt dehnte ein breites Grinsen sein schmutziges, bärtiges Gesicht, aus dem ein ausgehungertes Augenpaar starrte.
    »Du hattest doch wohl nicht vor, diese Köstlichkeit allein zu vertilgen?«
    Der Schiffskoch hatte sich inzwischen den Trank aus dem Gesicht gewischt. Seine Züge waren gerötet, nicht nur von der heißen Flüssigkeit, sondern auch vor

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