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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Weltensplitter beordert.«
    Prisca gab sich Mühe, ihre Überraschung zu verbergen. Die Frage nach dem Warum dieser Entscheidung unterdrückte sie. »Ist es erlaubt zu fragen, wohin wir …?«
    »Tridentia.«
    »Die Königswelt?« Prisca sog entsetzt nach Luft. »Ist auch dort eine Mitschwester verschwunden?«
    »Noch nicht. Aber ich konnte unsere Erhabene Schwester überzeugen, dass wir dort eingreifen müssen, ehe es so weit ist.«

10. Kapitel
    Die Zeit kroch zäh dahin.
    Nach der ersten Woche an Bord, in der vieles neu und ungewohnt gewesen war, wurde das Leben an Bord der Volanta inzwischen von Gleichförmigkeit bestimmt, die die Tage und Nächte nur noch langsam verstreichen ließ.
    Früh am Abend, noch vor dem Sonnenuntergang, erklang der Weckruf. Die Mannschaft pflegte sich dann auf Deck zu versammeln, und Kelso, der Bootsmann, gab die Befehle aus. Der Anker wurde gelichtet und die Segel gesetzt, und während Meisterin Cedara und die beiden Rudergänger es übernahmen, die Volanta ihrem fernen Ziel ein weiteres Stück näher zu bringen, wurden die Mannschaften dazu angehalten, das Deck und die Quartiere zu reinigen. Die zweite Nachthälfte gehörte verschiedenen Übungen, die Kelso unter der Aufsicht von Kapitän Baramiro abhielt. In manchen Nächten wurde das Reffen der Segel im Fall eines plötzlich auftretenden Unwetters geübt, in anderen die Verteidigung des Schiffes gegen Piraten. Aber Kalliope schätzte, dass das eigentliche Ziel des Drills darin bestand, die Männer beschäftigt zu halten, damit keine Langeweile aufkam und die Disziplin an Bord erhalten blieb … und das war bitter notwendig.
    Anders als auf Ethera, wo sie von Wohlwollen und beruhigender Ordnung umgeben gewesen war, hatte Kalliope an Bord der Volanta das Gefühl, von Feinden umzingelt zu sein. Kein Augenblick verging, in dem sie nicht einen lüsternen Blick in ihrem Nacken fühlte, und obschon sie kein Verlangen nach der Kälte und der Einsamkeit Jordråks verspürte, wünschte sie sich, das Ziel der Reise schon erreicht zu haben. Nur wenn sie an der Seite ihrer Meisterin auf dem Achterdeck stand und dabei zusah, wie die Lichter der Leuchttürme an fernen Klippen vorüberglitten, während der Fahrtwind ihr das Haar zerwühlte, ertappte sie sich dabei, dass sie es ein klein wenig genoss.
    Kalliope war weder in der Lage zu beschreiben, was sie dann empfand, noch hatte sie einen Namen dafür. Aber es fühlte sich anders an als alles, was sie bisher in ihrem Leben verspürt hatte …
    »Freiheit«, sagte Cedara unvermittelt.
    »Wie bitte?« Kalliope wandte sich ihrer Meisterin zu, die einmal mehr auf dem Sitz der Levitatin thronte und das Schiff mit ihrer Willenskraft in den Lüften hielt.
    »Das Wort, nach dem du suchst, ist Freiheit«, wiederholte Cedara.
    Dass sie überhaupt in der Lage war, sich mit ihrer Schülerin zu unterhalten, während sie das Schiff vor dem Absturz in die bodenlose Tiefe bewahrte, nötigte Kalliope höchste Bewunderung ab – wann immer sie selbst Gegenstände von sehr viel geringerem Gewicht und Volumen zu heben suchte, brauchte sie dazu ihre ganze Konzentration, Ablenkung gleich welcher Art bedeutete Versagen. Bei Meisterin Cedara hingegen schien die Levitation ihre Sinne und ihren Verstand nur noch zusätzlich zu schärfen.
    »Ich weiß, was du empfindest, Kind. Auch ich habe einst dort gestanden, wo du jetzt stehst. Ich habe es ebenso sehr verabscheut wie du, von Ethera fortgeschickt zu werden – und ich habe es ebenso sehr genossen, die Weite und den Wind zu fühlen, die Freiheit des Sanktuarions. Ist es nicht überwältigend?«
    »Alle Weltenkörper sind in Harmonie und vollkommenem Gleichgewicht«, stimmte Kalliope zögernd zu, die sich ein wenig überrumpelt fühlte.
    »Etwas Ähnliches habe auch ich meiner Meisterin einst geantwortet«, entgegnete Cedara.
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Dass ich ein törichtes junges Ding sei und nicht aus dem Codex zitieren solle, wenn es darauf ankäme, das Herz sprechen zu lassen«, erwiderte Cedara – und hätte Kalliope es nicht besser gewusst, hätte sie vermeint, in diesem Augenblick eine leichte Erschütterung zu spüren, die das Schiff durchlief, so als hätten die Kräfte ihrer Meisterin einen kaum merklichen Augenblick lang nachgelassen.
    »Gildemeisterin, auf ein Wort, ich bitte Euch!«
    Es war Baramiro, der gerufen hatte. Wie fast jede Nacht stand der Kapitän am Kartentisch bei seinen Steuermännern. Sein Diener, ein junger Mann in Kalliopes Alter,

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