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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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arglistig zu hintergehen. Hast die Wahrheit bewusst vor mir verheimlicht.«
    »Vergebt mir! Vergebt Eurer treuen Schülerin«, schluchzte Prisca mit von Tränen halb erstickter Stimme.
    »Glaubst du wirklich, dass du Vergebung verdient hast?«, fragte Harona ungerührt. »Du hast gegen den Codex der Gilde verstoßen und versucht, diesen Verstoß vor mir zu verheimlichen. Dabei hätte dir klar sein müssen, dass ich jeden Versuch einer Täuschung von vornherein durchschaue!«
    »Verzeiht, Meisterin! Es wird niemals wieder vorkommen …«
    »Allerdings nicht – denn wenn du erst in Schimpf und Schande davongejagt wurdest, wirst du keine Möglichkeit mehr haben, die Ehre unserer Gemeinschaft zu beschmutzen.«
    »Ich … ich wollte es nicht tun«, beteuerte Prisca unter Tränen. »Kalliope war einsam, und sie hatte Angst. Ich wollte sie trösten, aber sie …«
    »Eine wahre Schwester der Gilde sucht nicht Trost bei ihresgleichen, noch hat sie ihn zu gewähren«, entgegnete ihre Meisterin hart. »Sie hat sich freizumachen von allem, was sie bindet, ihre Hingabe hat allein der Unendlichkeit zu gehören, der Schöpfung der Urmutter und der Kraft, die wir daraus beziehen. Ist das nicht der Fall, sind Schmerz und Leid die unausweichliche Folge – habe ich dich das nicht immer wieder gelehrt? Mit ungebrochener Geduld?«
    »Doch, Meisterin, das habt Ihr«, versicherte Prisca. »Immer und immer wieder.«
    »Und dennoch hast du mich auf eine Weise enttäuscht, die ich nicht für möglich gehalten hätte.«
    »Aber ich … ebenfalls nicht«, wisperte Prisca, die Stirn noch immer auf dem kalten Boden. »Nicht ich bin es gewesen, die den ersten Schritt getan hat. Kalliope war es!«
    »Dessen bin ich mir bewusst – wäre es nicht so, hättest du es verdient, an den Haaren durch die Gärten gezerrt und von den Klippen gestoßen zu werden.«
    »Meisterin.« Prisca hob den Blick. Ihre bleichen Züge waren von Staub beschmutzt, durch den ihre Tränen gezackte Linien gezogen hatten. »Ich verspreche Euch, dass ich alles tun werde, um dieses Vergehen vergessen zu machen.«
    »Ist das so«, sagte Harona unbeeindruckt.
    »Ich schwöre es bei unserer Urmutter«, bekräftigte Prisca ohne Zögern. »Niemals hat eine Meisterin eine gehorsamere Dienerin gehabt. Ich gehöre Euch, Meisterin, verfügt über mich, wie es Euch beliebt – aber jagt mich nicht davon.«
    Nur einen Moment lang hielt sie Haronas bohrendem Blick stand, dann starrte sie erneut zu Boden.
    »Du wirst mir untertan sein?«, begann ihre Meisterin endlich. »Mir niemals wieder etwas verheimlichen?«
    »Ich schwöre es.«
    »Auch dann nicht, wenn es deine Gefühle verletzt? Wenn es deiner Überzeugung widerspricht?«
    Prisca hob das Haupt und schüttelte es in grimmiger Entschlossenheit. »Auch dann nicht. Mein Leben und meine Loyalität gehören für immer Euch.«
    »Schöne Worte«, lachte Harona. »Aber kann ich sie auch glauben? Immerhin hast du nicht nur mich hintergangen, sondern alle Schwestern unserer Gemeinschaft …«
    »Das könnt Ihr«, versicherte Prisca und suchte verzweifelt nach weiteren Argumenten, mit denen sie ihre Reue und ihren Willen zur Besserung belegen konnte. »Was geschehen ist, das bin nicht ich gewesen«, fügte sie hinzu. »Kalliope trägt daran Schuld. Sie hat mich zu meiner Verfehlung getrieben. Ich werde … ich werde sie aus meinem Herzen verbannen und niemals wieder zurückblicken. Niemals wieder!«
    »Niemals wieder«, wiederholte Harona und ließ ihren Blick eine scheinbare Ewigkeit lang auf ihrer Schülerin ruhen – Zeit, in der Prisca reglos am Boden kauerte und sie ihre Anspannung und ihre Furcht am liebsten laut hinausgeschrien hätte.
    Plötzlich entspannten sich die Gesichtszüge ihrer Meisterin jedoch. »Nun gut.«
    »Ihr … Ihr vergebt mir?«
    »Ich vergebe dir.«
    »Ihr werdet mich nicht verstoßen?«
    »Nein – jedenfalls nicht jetzt. Doch solltest du jemals wieder versuchen, mich zu hintergehen, wirst du die schändlichste Strafe erfahren, die dein Kopf ersinnen kann …«
    »Das wird nicht geschehen«, versicherte Prisca und presste die Lippen auf die Stiefel ihrer Meisterin.
    »Gut«, erwiderte diese. »Vergiss dein Versprechen nicht, denn schon sehr bald wirst du Gelegenheit erhalten, dich zu bewähren und mir zu beweisen, was es wert ist.«
    »Meisterin?« Prisca horchte auf.
    »Auch wir werden Ethera in Kürze verlassen«, eröffnete ihre Meisterin. »Die Erhabene Schwester hat auch uns auf einen anderen

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