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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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eintreffen, und die Geschäfte würden laufen wie an jedem Abend.
    »Das schmeckt mir nicht«, knurrte Croy lakonisch, der kein Verlangen danach verspürte, sich mit dem Chamäleoniden zu unterhalten. Jagos Laune war seit ihrer Entlassung merklich gestiegen, was ihn nach Meinung des Pantheriden nur noch unerträglicher machte.
    »Glaub mir, man gewöhnt sich daran«, erwiderte Jago mit einer wegwerfenden Krallenbewegung. »Als ich meine erste Kakerlake gefressen habe, dachte ich auch, sie würde mir nicht schmecken. Die harte Schale muss ordentlich gekaut werden. Aber dann …«
    »Idiot«, brummte Croy. »Ich spreche nicht von deinen dämlichen Kakerlaken, sondern davon, nach Nergal zu gehen und etwas zu suchen, wovon wir noch nicht einmal wissen, wie es aussieht.« Er deutete auf das Stück Pergament, das Novaro ihnen gegeben hatte und das ausgebreitet vor ihm auf dem Tisch lag. »Weiß der Henker, was es damit auf sich hat.«
    »Immer noch besser«, lallte Jago, während er seine lange Zunge dazu benutzte, einige hartnäckige Rückstände aus einem Krug zu entfernen, »als im Kerker zu sitzen.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Bist du schon einmal auf Nergal gewesen?«
    »Noch nicht.«
    »Das dachte ich mir.« Croy knurrte. »Nergal ist ein finsteres Loch, karg und steinig und von giftigem Nebel umgeben. Kaum etwas kann dort lange existieren, von den Ureinwohnern abgesehen. Und selbst sie leben unter der Erde.«
    »Sieh an«, machte Jago, der seine Zunge wieder aufgerollt hatte und neugierig hinter dem Tresen hervorkam. »Das klingt, als ob du tatsächlich schon mal dort gewesen wärst.«
    Croys gelbgrüne Raubtieraugen schickten ihm einen düsteren Blick. »Nergal ist eine Strafgefangenenkolonie«, erklärte er weiter. »Die Kaiserin lässt dort Eisenerz abbauen, aus dem die Waffen ihrer Legionen geschmiedet werden. Wer sich widerrechtlich dort aufhält oder etwas zu entwenden versucht, wird entweder getötet oder zum Dienst in den Minen verpflichtet, was auf dasselbe herauskommt.«
    »Inwiefern?«, fragte Jago.
    »Das willst du nicht wissen.«
    »Und wenn ich es doch wissen will?«
    Croy schürzte die Lippen und entblößte für einen Moment das furchterregende Gebiss. »Zuerst«, erwiderte er dann, »bekommt man Krämpfe von der giftigen Luft in den Stollen, und die Augen brennen, als wollten sie dir aus den Höhlen quellen. Dann musst du erbrechen, und dein Verstand fängt an, dir Streiche zu spielen, indem er dir Dinge zeigt, die nicht existieren. Von diesem Zeitpunkt an …«
    »Schon gut, schon gut.« Jago winkte ab. »So genau wollte ich es auch wieder nicht wissen.«
    »Das ist noch nicht alles«, fuhr Croy unerbittlich fort, »denn selbst wenn wir es schaffen sollten, ungesehen von Nergal zu entkommen und uns die Zwangsarbeit erspart bleiben sollte, sind wir so gut wie tot – oder glaubst du wirklich, Novaro würde sich an seinen Teil der Abmachung halten und uns am Leben lassen, wenn wir unsere Schuldigkeit getan haben? Wir sind Mitwisser, die für ihn ein unkalkulierbares Risiko darstellen – und unkalkulierbare Risiken pflegen Mercatoren grundsätzlich aus ihrer Rechnung zu streichen.«
    »Anzunehmen«, meinte Jago gelassen. »Nur gut, dass mich das alles nichts mehr angeht.«
    Croy sah auf.
    »Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich mich auf diesen Irrsinn einlassen werde?«
    »Du hast dein Wort gegeben!«
    »Na und? Morgen früh werde ich an Bord des ersten Schiffes sein, das Madagor verlässt – und ich werde erst zurückkehren, wenn Gras über die Sache gewachsen ist.«
    »Und der Junge?«, fragte Croy.
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Wenn wir verschwinden, wird Novaro ihn töten.«
    »Wenn schon.« Jago schaute ihn verständnislos an. »Er ist nur ein Mensch!«
    »Er ist dein Eigentum«, brachte Croy in Erinnerung, »hast du das nicht die ganze Zeit über betont? Und Eigentum verpflichtet, wie du sicher weißt.«
    »Ich verzichte freiwillig!«, erklärte Jago rundheraus. »Außerdem gehört mir der Junge ohnehin nicht mehr – du hast ihn mir gestohlen, weißt du nicht mehr?«
    »Du drehst dir die Dinge immer so, wie du sie gerade brauchst, was?«, fragte Croy, seinen Zorn nur mühsam beherrschend.
    »Was erwartest du? Ich bin ein Chamäleon! Ein altes Sprichwort lautet, dass man einen Baum nicht versetzen kann – aber man kann versuchen, wie einer auszusehen.«
    »Verschone mich mit deinen geschuppten Weisheiten.«
    »Man muss die Spielregeln beständig ändern, wenn man am Leben

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