Splitterwelten 01 - Zeichen
turmhoch aufragender Felswände lenkte.
Mehrmals glaubte auch Kieron, sie würden mit dem Fels zusammenstoßen, was ihr sicheres Ende bedeutet hätte, aber jeweils im letzten Moment gelang es dem Pantheriden, ihr Reittier so zur Seite ausbrechen zu lassen, dass es der Kollision entging. In ständigem Sinken begriffen, glitt der Drache immer tiefer hinein in das schwarze Labyrinth und landete schließlich auf dem Grund einer schmalen Schlucht. Schnaubend hielt das Tier inne und faltete seine Flügel.
Jago stöhnte, während er sich mit zitternden Klauen aus dem Gurtzeug zu befreien suchte. »Mach das nie wieder mit mir! Nie wieder, hast du gehört?«
Croy, der bereits abgestiegen war, wandte sich an Kieron. »Alles in Ordnung?«
»Jjj-ja«, bestätigte der Junge grinsend, während er seinerseits die Gurte löste und vom Rücken der Echse sprang. Anders als Jago hatte er den waghalsigen Ritt durchaus genossen. »Das war gro-großartig!«
»Großartig?«, ächzte Jago. Er kippte seitlich vom Sattel und schlug mit einem dumpfen Laut auf den Boden. Eine kleine Staubwolke stieg auf und brachte ihn zum Husten. »So dämlich kann auch nur ein Mensch daherreden«, maulte er, nachdem er sich wieder aufgerafft hatte. »Womit habe ich das nur verdient? Der verdammte Katzenmann bringt uns beinahe um, und der Mensch findet das großartig!«
»Woher wusstest du, dass dein Plan klappen würde?«, erkundigte sich Kieron staunend bei Croy.
»Ich wusste es nicht«, schränkte Croy bescheiden ein. Er nahm sein Mundtuch ab und ließ es wieder unter seinem Umhang verschwinden. »Aber er hat schon einmal geklappt – jedenfalls so ähnlich. Vor langer, sehr langer Zeit.«
»Verstehe.« Kieron nickte – und hatte einmal mehr das Gefühl, dass der mysteriöse Pantheride sehr viel mehr wusste, als er sagte.
»Ich verstehe nur, dass du uns mitten im Nirgendwo abgesetzt hast.« Jago deutete auf die umgebenden Felswände. »Wie, verdammt noch mal, sollen wir uns hier zurechtfinden?«
»Indem wir den Schatten folgen«, entgegnete Croy schlicht. »Sie werden uns direkt zum östlichen Eingang der Minen geleiten. Und dort werden wir mit unserer Suche nach dem Artefakt beginnen.«
»Und wie weit ist das, wenn es erlaubt ist, zu fragen?«
»Sechs Stunden, vielleicht acht.« Der Pantheride zuckte mit den Schultern. »Kommt darauf an, wie rasch wir vorankommen.«
Jago ließ für einen Moment die lange Zunge heraushängen. »Hättest du uns nicht ein Stück näher ranbringen können?«
»Nicht ohne Gefahr zu laufen, von den Sklavenwächtern entdeckt zu werden.«
»Was ist mit der Echse?«, fragte Kieron, auf den Flugdrachen deutend. »Können wir nicht auf ihr reiten?«
»Dazu ist das Gelände zu unwegsam.«
»Ach ja?« Jago beäugte den Panthermann kritisch. »Und wie kommen wir dann wieder von hier weg?«
»Auf dieselbe Weise, wie wir hergekommen sind – indem wir hierher zurückkehren, einen der umliegenden Gipfel erklimmen und uns von dort eine Transportgelegenheit suchen. Auf diese Weise werden wir nach Apex oder auf eine andere Garnisonswelt gelangen und von dort zurück nach Madagor.«
Jago drehte seine halbkugelförmigen Augen in den Höhlen, um an den zerklüfteten Felswänden emporzublicken, musste jedoch den Kopf in den Nacken legen, um ganz bis zum Gipfel sehen zu können. »Du musst den Verstand verloren haben«, schnauzte er. »Das sind gut und gerne vierhundert Klafter.«
»Fünfhundert«, verbesserte Croy. »Aber es gibt verborgene Pfade, die wir benutzen können und die breit genug sind, um auch unser Reittier passieren zu lassen.«
Jagos schmale Pupillen richteten sich direkt auf ihn. »Glaubst du, das interessiert mich?«, blaffte er. »Ich bin Geschäftsmann und …«
»Halt die Luft an, Schuppenmaul!«
Nicht Croy hatte dies gerufen, sondern jemand, der hinter ihm stand. Nicht nur der Pantheride, auch Kieron fuhr erschrocken herum, um sich drei abgerissenen Gestalten gegenüberzusehen, die unvermittelt zwischen den Felsen aufgetaucht waren.
Einer von ihnen war ein Animale, allerdings von einer Art, die Kieron noch nie zuvor gesehen hatte. Der Kerl war nur rund vier Fuß groß, mit grauschwarzem Fell, kleinen Ohren und einem weiß bepelzten Gesicht, dessen längliche Schnauze in eine rosafarbene Spitze auslief. Seine Barthaare zuckten nervös, während er die drei Gefährten durch seine schwarzen Knopfaugen musterte.
Die anderen beiden waren Menschen.
Ein hünenhafter Kerl mit rotem Haar und stechendem
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