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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Puder zornesrot geworden war. »Was maßt Ihr Euch an, den Herrscher Tridentias auf solch infame Weise zurechtzuweisen?«
    »Ihr wisst, dass ich recht habe, Majestät«, beharrte Harona, ohne auf den Einwurf des obersten Hofbeamten einzugehen, »denn Ihr braucht nur in den Spiegel zu sehen, um meinen Vorwurf bestätigt zu finden. Ihr seid träge und faul geworden und genügt nur Euch selbst, statt Eure Pflichten zu erfüllen, und während Ihr Euren Gelüsten frönt, beginnt Euer Reich zu zerfallen. Die Glut des Aufstands schwelt bereits, Majestät, nicht nur an den Rändern Eures Reiches, wo nokturne Mächte ihre Chance wittern, sondern auch hier an Eurem Hof. Tridentia ist von Feinden unterwandert, das Verderben hat Einzug gehalten, ohne dass Ihr etwas davon bemerkt habt. Die Zeit ist gekommen, etwas dagegen zu unternehmen!«
    Ardath hob seinen Blick. Die Betroffenheit war seiner feisten, von übermäßigem Alkoholgenuss geröteten Miene durchaus anzusehen, dennoch schien er nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen.
    »Tut das Richtige, Majestät«, fügte Harona deshalb beschwörend hinzu, »dieses eine Mal.«
    »Das Richtige für Euch«, wandte Arion von seiner Seite des Throns ein.
    »Wer hat dich gefragt, Wurm?«, fuhr die Gildemeisterin ihn an, dass er zusammenzuckte. »Nach allem, was geschehen ist, solltest du besser schweigen und dich unter den Stein verkriechen, unter dem du hervorgekommen bist. Denn es wäre niemals so weit gekommen, hätte der König nicht auf falsche Berater wie dich gehört! Aber noch ist es nicht zu spät, Majestät«, wandte sie sich wieder an Ardath. »Noch ist Euer Platz in der Geschichte nicht verloren, noch habt Ihr Gelegenheit, die Fehler der Vergangenheit wiedergutzumachen, um in einem Atemzug mit dem großen Nordath genannt zu werden, Eurem Vater und dem Begründer Eures Reiches. Niemand wird sich eines bunten Gecken entsinnen, der seine Pflichten als Regent vernachlässigte – aber jeder wird sich an einen König erinnern, der sich zur rechten Zeit besann und alles tat, um seine Macht und Krone zu erhalten!«
    »Sire«, wandte Arion halblaut ein, nun nicht mehr an Harona gewandt, sondern an den König allein, dem er ins Ohr zischelte wie eine Schlange, »wenn Ihr dieses Schriftstück unterzeichnet, bedeutet dies nicht nur das Ende allen Frohsinns und jeder freien Kunst am Königshof …«
    »Vor allem«, ergänzte Harona in unverhohlenem Zorn, »bedeutet es ein Ende der Blasphemie! Viel zu lange schon hat die Zeit der Sittenlosigkeit gedauert! Seit wann dauern die Umtriebe der Nokturnen am Königshof bereits an? Seit wann wird der Schöpfung und ihren Gesetzen schon gespottet? Was ich bei meinen Befragungen erfahren habe, lässt Schreckliches erahnen – und vermuten, dass dort, wo sich die Schatten der Nacht bereits herabgesenkt haben, noch mehr Finsternis lauert. Und dieser Finsternis müssen wir den Kampf ansagen!«
    »Und wie genau wollt Ihr vorgehen?«, fragte Arion. Seine wachen Augen blitzten listig, offenbar hoffte er, den König auf seine Seite zu ziehen, indem er ihm die Absichten seiner Rivalin offenbarte.
    »Indem ich das ausführe, wozu mich dieses Schriftstück ermächtigt«, erwiderte Harona ohne Zögern, auf das Pergament in ihrer Rechten deutend. »Die Königswelten müssen gereinigt werden von Lüge und Verrat, die wie Geschwüre um sich greifen.«
    »Dann solltet Ihr auch den Mut haben, das, was Ihr vorhabt, beim Namen zu nennen«, konterte der maior domus , der für einen Augenblick Morgenluft zu wittern schien. »Ihr wollt die Inquisition zurück!«
    »Du solltest Worte, deren Bedeutung du nicht verstehst, nicht leichtfertig in den Mund nehmen, Hausmeier«, riet Harona. »Bedenkt, Hoheit, dass auch Euer Vater Nordath einst auf die Macht der Inquisition vertraut hat, als er während der Verschwörung der Fünf, in der Stunde größter Not, die Gilde um Hilfe rief …«
    »… wobei bis heute nicht geklärt ist, ob es diese Bedrohung jemals wirklich gegeben hat«, versetzte Arion säuerlich, »oder ob sie nicht vielmehr nur ein Schreckgespenst war, das von der Gilde selbst ins Leben gerufen wurde, um ihre Macht zu erhalten und ihren Einfluss zu mehren.«
    Erstmals wandte Harona ihren Blick und sah den spitznasigen maior domus direkt an. »Du solltest vorsichtiger sprechen«, beschied sie ihm schlicht, »denn anders als Larax, der Narr, kannst du dich nicht auf deinen rechtlichen Status berufen.«
    »Wollt Ihr mir drohen, Gildemeisterin? Vergesst

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