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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Blick und eine junge Frau, deren Anblick Kieron schon allein deshalb in den Bann schlug, weil sie an diesen Ort in etwa so gut passte wie eine Orchidee auf einen Haufen Dung.
    Ihre schlanke, sehnige Gestalt ließ sie gleichermaßen gefährlich wie anmutig wirken. Eine Binde über dem linken Auge verunstaltete ihr ansonsten ebenmäßiges Gesicht. Das andere Auge, das schmal war und von dunkler Farbe, wies sie als Abkömmling der Außenwelten aus. Ihr glattes schwarzes Haar hatte sie zu einem Schopf gebunden, der in wilden Strähnen auf ihre Schulter zurückfiel. Wie ihre männlichen Begleiter trug sie eine braune Kutte, und um ihr nacktes Fußgelenk lag eine eiserne Spange, die die Haut ringsum wund gescheuert hatte. Der Hüne und der Animale waren mit groben Knüppeln bewaffnet, die Frau zusätzlich mit einem Bogen, mit dem sie offenbar umzugehen verstand; ein Pfeil lag schussbereit auf der Sehne und zielte auf Kieron und seine Gefährten.
    »Verdammt noch mal«, ereiferte sich Jago, »was soll das? Wer seid ihr?«
    »So wie ich es sehe, sind wir es, die hier die Fragen stellen, Schuppenschwanz«, erwiderte die Frau, die die Anführerin des Trupps zu sein schien. »Wer also seid ihr , und was wollt ihr hier?«
    »Das geht euch nichts an«, erwiderte Croy schlicht, dessen Hände in einer beiläufig wirkenden Bewegung zu den Griffen seiner beiden Dolche glitten.
    »Meinst du wirklich?«, entgegnete die Bogenschützin und zog mit einem Ruck die Sehne bis zum Ohr. Die Spitze des Pfeils zeigte nun genau auf Croys Brust. »Ich würde dir raten, die Pfoten still zu halten, Grünauge, sonst bist du in wenigen Augenblicken tot!«
    Croy erstarrte in seiner wenn auch nur langsamen Bewegung und hob demonstrativ die Hände – denn der entschlossene Gesichtsausdruck der Fremden und die Art, wie sie sprach, ließen keinen Zweifel daran bestehen, dass sie ihre Drohung wahr machen würde. Die Gefährten hatten Nergal kaum erreicht – und saßen schon in der Falle.

23. Kapitel
    »Habt Ihr gehört, was ich gesagt habe?«
    Gildemeisterin Harona beugte sich so weit hinab, dass ihr Gesicht unmittelbar vor dem des Königs schwebte.
    Gegensätzlicher hätte das Bild kaum sein können – hier die Gildeschwester in ihrer schwarzen Robe, ihre hagere Gestalt ein Abbild ihrer asketischen, an Vernunft und Pflichterfüllung orientierten Lebensweise; dort der König in seinen bunten Gewändern, träge vom Müßiggang und feist von übermäßigem Genuss. Sein vom Alkohol trübes Augenspiel und der eisig klare Blick der Gildemeisterin begegneten sich, und obschon Ardath auf dem Thron saß, war in diesem Moment nicht eindeutig festzustellen, wer von beiden Herrscher war und wer Untertan.
    Prisca war voller Staunen. Sie hatte gewusst, dass ihre Meisterin über ein besonderes Talent verfügte, auf Menschen Einfluss zu nehmen. Oft genug hatte sie die Autorität, die die numerata bis in die letzte Faser ihres Körpers zu durchdringen schien, am eigenen Leib zu spüren bekommen. Doch zum ersten Mal wurde sie Zeuge, wie sich ein gekröntes Haupt davor beugte. In diesem Augenblick sah Prisca die vielzitierte Macht der Gilde bei der Arbeit – und war tief beeindruckt.
    »Ich habe Euch gehört«, versicherte Ardath, der Haronas Blick nicht lange standhielt und es vorzog, stumpf vor sich hin zu starren. Obwohl er einen halb gefüllten Becher mit Wein in seiner goldberingten Rechten hielt, schien ihm das Trinken fürs Erste vergangen zu sein.
    »Dann wisst Ihr auch, was zu tun ist«, folgerte Harona ohne Zögern. »Der Wortlaut des Paktes lässt es in diesem Zusammenhang nicht an Deutlichkeit missen.«
    Ardath nickte. Gedankenverloren. Unentschlossen.
    Die Gildemeisterin legte ihm das Schriftstück vor, das sie vorbereitet hatte. »Setzt Euer Siegel unter dieses Pergament und macht es damit zum königlichen Dekret!«
    Ardaths Blick sog sich an dem Schriftstück fest, dessen Inhalt sie ihm bereits vorgetragen hatte – zum sichtlichen Entsetzen nicht nur des Königs, sondern auch seines maior domus , der auf der anderen Seite des Throns stand und, so kam es Prisca vor, mit Meisterin Harona um die Seele des Monarchen zu ringen schien. Hier Wahrheit und Treue, sagte sich die Gildeschülerin, dort Lug und Täuschung.
    »Glaubt Ihr, dass Euer Vater zufrieden wäre mit der Art und Weise, wie Ihr sein Vermächtnis verwaltet?«, hakte Harona nach, da der König noch immer zögerte.
    »Was fällt Euch ein?«, fuhr Arion sie an, dessen Gesicht trotz der Schichten von

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