Spookies (German Edition)
versetzt. Und wieder war es Trafker gewesen, die ihm eine Hand entgegenstreckte und ihn fragte ob er Teil ihres Teams werden wollte.
Tim grinste sein Spiegelbild über dem Waschbecken an und schob sich die Nickelbrille wieder auf die Nase, ohne die er seine Umgebung nur unscharf erkannte.
„Was muss ich dafür tun?“, hatte er gefragt, als sie ihm damals das Angebot gemacht hatte.
„Lächeln.“, hatte sie geantwortet. „Und Sibirien hinter dir lassen.“
Dieses Mal hatte Kyle ihn auch nicht aus dem Raum tragen müssen, hatte ihn aber unter seine Fittiche genommen als sie endlich in der neuen Welt angekommen waren und hatte ihm tapfer Englisch beigebracht, in der ersten Zeit seine Wohnung mit ihm geteilt und ihm auch sonst geholfen, wo es ging.
Kyle war sein Bruder geworden, der, den Tim als seinen besten Freund betrachtete. Zusammen mit Trafker, seinem Engel; seine Familie, mit Luis und Alex als verlässliche Kumpel.
Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen nostalgischen Gedanken, die ihn immer überfielen wenn er an die Vergangenheit dachte und die er seiner russischen Natur zuschrieb. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er wirklich verschlafen hatte und Kyle vor der Tür hob erstaunt die Augenbrauen.
„Seit wann bist du denn spät dran, wenn es irgendwohin geht, wo es Frauen gibt?“
Tim antwortete mit einem breiten Grinsen und winkte Kyle herein, während er schon auf dem Weg ins Schlafzimmer war um sich etwas überzuwerfen. Kyles Blick fiel dabei auf die dünnen, weißen Narben auf Tims ohnehin schon blasser Haut.
„Geht`s dir nicht gut?“, erkundigte er sich.
„Doch, wieso?“, Tims Kopf erschien in der Türöffnung und Kyle hob nur abwehrend Hände und Schultern.
„Nur so.“, dann gab sein Handy einen pfeifenden Laut von sich und Kyle sah ein paar Augenblick lang auf das Display.
„Traf will uns im Mylers treffen.“, sagte er.
Tim runzelte die Stirn und zog seinen Pullover glatt.
„Warum nicht im Down?“, fragte er und meinte damit die Kneipe, die sich im abgesenkten Erdgeschoss des Gebäudes befand und die früher einmal mitsamt dem ganzen Haus dem CI 34 gehört hatte und die nun Trafkers zweite Einnahmequelle war.
Kyle zuckte die Schultern und verstaute das Handy wieder in einer der Innentaschen seiner Lederjacke.
„Sie kommt gerade von irgendwoher und hat etwas mit uns zu besprechen.“
Er und Tim sahen sich einen Augenblick lang an, dann begannen beide gleichzeitig zu grinsen und Tim rieb sich erwartungsvoll die Hände.
„Ich wusste, dass sie es nicht lange geheim halten kann!“, meinte er vergnügt. „Sie wäre geplatzt!“
„Freu dich nicht zu früh.“, Kyle trat vor Tim auf den Flur hinaus und dieser zog die Tür ins Schloss. „Womöglich geht es dieses Mal nach Grönland.“
Kyle hasste Kälte. Tim schüttelte sich demonstrativ, grinste aber weiter.
„Oder noch schlimmer: Sahara.“
Die Männer hatten sich eine Nische im Mylers gesucht, in der sie schon das erste Bier weghatten, bevor Trafker endlich den Pub betrat. Sie sah sich einen Moment lang suchend um ehe sie Tim und Kyle entdeckte und kam dann zu ihnen, allerdings nicht, ohne sich auf dem Weg dahin auch ein Bier von der Theke zu holen. Mit einem Stöhnen ließ sie ihre Umhängetasche auf die Bank fallen und nahm einen tiefen Schluck von ihrem Bier, bevor sie sich selbst setzte.
„Es gab wohl nichts zu trinken, da wo du herkommst?“, erkundigte sich Kyle und erntete eine herausgestreckte Zunge und einen verzogenen Mund.
„Es gab Früchtetee.“
Tim schüttelte sich dieses Mal in echter Abscheu.
„Soll ja sehr gesund sein.“
Trafker zog die Jacke aus und nahm noch einen Schluck.
„Gesundheit wird überschätzt.“
Die Männer hielten es noch den dritten Schluck aus, dann beugten sie sich neugierig über den Tisch.
„Was hast du für uns?“, fragte Kyle.
Trafker zog aufreizend langsam den altbekannten Umschlag aus ihrer Tasche, legte ihn auf den Tisch und strich ihn mit bedächtigen Bewegungen glatt.
Wohl wissend, dass sie die Männer gerade bis aufs Äußerste reizte, breitete sich ein schelmisches Grinsen auf ihrem Gesicht aus und ihre Augen wanderten vom Umschlag über Kyle und blieben schließlich an Tim hängen.
„Hast du Lust mal wieder Russisch zu sprechen, Tim?“, fragte sie und Tim runzelte in übler Vorahnung die Stirn.
„Nicht unbedingt…“, gab er vorsichtig zurück und tauschte einen Blick mit Kyle.
Kyle nahm noch einen Schluck aus seinem eigenen Glas und
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