Spookies (German Edition)
Rasen des ehemaligen Abschlages auf sie zu. Ein mattschwarz lackiertes Barrett M82 Scharfschützengewehr hang über ihrer Schulter und sie hatte die Haare unter ein olivgrünes Basecap gestopft, das sie falsch herum auf dem Kopf trug.
Der Soldat stutzte und man konnte deutlich sehen, dass er jemand Anderen erwartet hatte. Teile des gut gepflegten Rasens spritzten herum, als sie eine Vollbremsung vor den Männern hinlegte und dabei das Rad quer stellte.
Tim und Kyle suchten immer noch nach der letzten Patrone, behielten aber neugierig Trafker und den Umschlag im Auge, nachdem sie sich ausgewiesen und der Bote ihr ihn ausgehändigt hatte.
Mit spitzen Fingern rupfte sie die dünne Schnur am Verschluss auf und zog die Papiere ein Stück weit heraus, gerade so viel, dass sie die Überschrift oder Kopfzeile von was auch immer lesen konnte. Der Ausdruck in den Bersteinaugen umwölkte sich, dann sah sie über den Rand des Umschlages zu Tim und Kyle, die ihr nun offen neugierig entgegen sahen. Sie gab sich einen sichtlichen Ruck, schob die Papiere zurück in den Umschlag, faltete ihn und steckte ihn dann in die Innentasche ihrer Trainingsjacke.
Dann erwiderte sie die Blicke der Männer mit breitem Grinsen.
„Die Ummantelung ist zu schwer.“, wechselte sie das Thema bevor es wirklich begonnen hatte. „Die Patronen kratzen innen am Lauf und sie verzieht um einen guten halben, wenn nicht ganzen Millimeter beim Abschuss.“
Kyle betrachtete die zerkratzten und verformten Patronen in seiner Hand, die die Dummies trotz des gravierenden Millimeters gnadenlos den Garaus gemacht hatten, aber Tim ließ sich nicht so leicht abwimmeln.
„Und was hast du nun da?“
Trafker sah ihn einen Moment abschätzend an, so dass Tim und Kyle schon dachten, dass sie es verraten würde, aber dann wackelte sie mit dem Kopf und grinste noch breiter.
„Verrate ich noch nicht!“, sie schnalzte mit der Zunge. „Wir Frauen brauchen eben unsere kleinen Geheimnisse.“
Sie wedelte mit den Händen ehe sie wieder zum Lenker des Mountainbikes griff.
„Zurück an die Arbeit!“, sie schwang sich auf den Sattel. „Ich habe noch zwei Packungen Versuchspatronen da oben.“
Sein Atem malte Wolken vor sein Gesicht und ließ den Innenraum der kargen Hütte für einen Moment im Nebel stehen.
Er sah auf die Pritsche neben seiner und musste nicht die Hand nach dem ausstrecken, der auf ihr lag um zu wissen, dass es mit ihm vorbei war. Feine Eiskristalle hatten die Hände überzogen, die die raue Decke festhielten, die er mit letzter Kraft fest um sich geschlungen hatte und die sich schon seit guten zwei Stunden nicht mehr hob und senkte.
Pjotr war der gewesen, den er in dieser Hölle aus Kälte und Hunger immer noch als Kameraden angesehen hatte, und sei es nur deswegen gewesen, weil er schon genauso lange hier war wie er.
Und jetzt war er tot. Genau wie so viele andere, die hier gewesen waren.
Tim streckte nun doch die Hand unter der Decke hervor nach vorn und…
Erwachte schlagartig bevor er von der Couch fiel, auf der er eingeschlafen war.
Er starrte einen Augenblick lang an die Decke, dann drückte er sich stöhnend beide Handballen gegen die Augen.
Es war eine Ewigkeit her, dass er von dieser Zeit geträumt hatte.
Mit einem weiteren Stöhnen stemmte er sich nach oben und ging ins Bad, wo er sich Wasser ins Gesicht spritzte. Selbst nach über vier Jahren wurde ihm immer noch schlecht, wenn wieder einmal eines der alten Bilder in ihm hochkam und ihn daran erinnerte, dass nichts in seinem neuen Leben selbstverständlich war.
Es war Trafker gewesen, die ihm lächelnd eine Hand entgegengestreckt hatte, als er wie ein halbverhungertes Tier in einer Ecke des Verschlages gehockt hatte, aus dem Kyle ihn heraustragen musste, weil seine eigenen Beine ihn nicht mehr tragen konnten.
Trafker hatte nie etwas gesagt, aber in den drei Wochen, die er danach in dem Militärkrankenhaus an der Küste gelegen hatte, hatte sie irgendwie dafür gesorgt, dass er frei kam. Damals hatte Tim jede Stunde jeden Tages damit gerechnet, dass man ihm wieder einen Sack über den Kopf stülpen würde und ihn in die nächste Hölle schaffen würde, aber die Einzigen, die zu ihm kamen waren wieder Trafker und Kyle, die ihm mitteilten, dass er gehen konnte, wo immer er hin wollte.
Allerdings verändern sechs Jahre Hölle einen Menschen, noch dazu einen so jungen Menschen, wie es Tim gewesen war, und so hatte ihn der Gedanke frei zu sein im ersten Moment in Angst
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