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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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und mit ihm jeden Gedanken an Verlust. (Ich muß schon sagen: Moslems verstehen sich auf Unbeständigkeit. Besser sogar als Sportreporter.)
    Ein kühler Beobachter würde vielleicht sagen, was sich zwischen Selma und mir abspielte – nach unserem romantischen Essen am offenen Kamin im vornehmen Vermont Yankee Inn noch am selben Abend, an dem ich X und die Kinder in den Bus gesetzt hatte –, sei nur eine der üblichen schäbigen kleinen Affären, mit denen bei einem Mann zu rechnen sei, der als Feuerwehr an ein kleines College in Neuengland kommt, da es dort, wo sich eine trübe Woche an die andere reihe, nichts anderes für ihn zu tun gebe und er noch nicht richtig Fuß gefaßt habe. Wenn dich jedoch – und das ist meine Antwort – eine hoffnungslose Verträumtheit in den Klauen hat, kann auch noch die trivialste menschliche Beziehung Zeugnis ablegen und manchmal sogar einem auf Grund gelaufenen Leben neuen Schwung geben. (Darüber hinaus kannst du deine eigenen Gefühle nie erfolgreich verteidigen.)
    An meinem zweiten Wochenende hier oben war X mit den Kindern heraufgefahren (ich hatte gerade eben Mindy Levinson besucht). Sie brachte mir ein Paar Kerzenhalter aus Messing für mein kleines Haus, putzte und räumte auf, setzte sich in eine meiner Klassen, ging mit mir an zwei aufeinanderfolgenden Abenden zu Partys bei Kollegen und schien sich gut zu unterhalten. Sie schlief morgens aus und ging mit mir auf einen langen Herbstspaziergang am Tuwoosic entlang, und wir redeten von Plänen, im Frühjahr mit den Kindern zum Big Bend National Park runterzufahren, über den sie gerade etwas gelesen hatte. Doch als wir am Sonntagmorgen zur Bay State Tavern und zu dem Bus rausfuhren, der die drei nach Hause bringen sollte, blickte sie mich von der Seite an und sagte: »Ich hab wirklich keine Ahnung, was du hier oben willst, Frank. Eigentlich kommt mir das alles absolut idiotisch vor, und ich möchte, daß du hier aufhörst und jetzt sofort mit uns zurückfährst. Es ist nicht so besonders, zu Hause ohne dich.«
    Ich sagte ihr natürlich, daß ich nicht einfach weggehen könne. (Dabei wäre ich, hätte ich’s getan, vielleicht heute noch verheiratet, und was mein Bleiben anbelangte, so hatte ich selber das Gefühl, daß sie absolut recht hatte mit dem, was sie sagte; daß ein anderer gescheiterter Autor aus seinem Loch kriechen und schon am nächsten Tag meinen Platz einnehmen und daß dann Arthur Winston nie wieder an mein »interessantes« Gesicht denken würde.) Aber irgend etwas hatte mich hierherkommen lassen, und ich wollte, auch wenn es vielleicht lächerlich war, erst herausfinden, was es gewesen sein mochte – und genau das sagte ich dann zu X. Und außerdem, daß ich ja mein Wort gegeben hatte. Ich sagte ihr, ziemlich lahm, sie solle jedes Wochenende heraufkommen, und sie könne sogar Paul von der Schule nehmen, und dann könnten sie alle drei bei mir einziehen (was natürlich noch lächerlicher war).
    Solange ich redete, blickte X nur zu dem wartenden Bus hinüber; dann seufzte sie und sagte traurig: »Ich komme nie mehr hier rauf, Frank. Irgendwas liegt hier oben in der Luft und gibt mir das Gefühl, alt und absolut dämlich zu sein. Du wirst es also allein schaffen müssen.«
    Und damit stieg sie mit Paul und Clary aus und schleppte ihre große Tasche zum Bus. Beim Einsteigen weinten die Kinder beide (X nicht), und dann stand ich allein und benommen auf dem Bay State-Parkplatz und winkte ihnen nach.
    Für Selma und mich folgte eine Zeit – dreizehn Wochen waren es, ehe ich nach New Jersey zurück- und der Scheidung entgegenging –, in der wir einfach ein sprunghaftes Dasein teilten. Sie war eine herbe, kaltäugige Araberin von düsterer Schönheit, mit sechsunddreißig Jahren genau in meinem Alter, auch wenn sie älter schien als ich. Sie war in diesem Herbst von Paris aus ans Berkshire College gekommen, nur um sich ein Visum zu besorgen (sagte sie), damit sie einen reichen amerikanischen »Industriellen« finden, ihn heiraten und sich dann in einem wohlhabenden Vorort zu einem glücklichen Leben niederlassen konnte. (Sie wußte, ein bequemes Dasein ließ einen fast jedes Elend vergessen.)
    Ich fuhr nicht mehr nach Hause, bis das Semester zu Ende war, und X schrieb mir nicht und rief nicht an. Und Selma und ich genossen es einfach, in meinem Häuschen zu bleiben und uns im Bett zu lümmeln oder aber in meinem Malibu rauszufahren, soweit das in der Zeit möglich war, die wir nicht auf dem Campus zu sein

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