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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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echte Stärke. Ein gutes Essen wartet irgendwo. Ein Basketballspiel im Fernsehen. Ein Bier. Ruhige Gewässer hinter der Wetterfront des Lebens. Es ist gar nicht so übel, wenn du nicht dran denkst.
    Auf dem Rasen vor dem Haus demonstriert mir Vicki die beste Art, eine Krocketkugel zu schlagen: Sie stellt sich breitbeinig genau über die Kugel, und als diese dann nach einem gelungenen Schlag in sauberer, gerader Linie in die gewünschte Richtung rollt, quittiert sie das mit einem Freudenschrei. Ich stelle mich von Haus aus lieber neben die Kugel, nachdem ich schon in Lonesome Pines und dann in der ersten Zeit meiner Ehe mit X verschiedentlich Golf gespielt habe. Es macht mir auch Spaß, die blöde gestreifte Kugel mit einhändigen Schlägen zu spielen, auch wenn ich meine Position damit jedesmal verschlechtere. Vicki wirft mir immer, wenn ich am Schlag bin, finstere Blicke zu und stellt sich dann noch aggressiver über ihren grünen Ball und zieht den Rock über die Knie hoch, um eine möglichst gerade Pendelbewegung des Schlägers zu erreichen. Sie ist schon am Wendepfahl, noch bevor ich das erste Tor geschafft habe, aber ich träume nun auch ein wenig, bin mit meinen Gedanken nicht hundertprozentig bei unserem Spiel.
    Das Detroiter Wetter ist endgültig da, aber es ist nicht mehr dasselbe. Die ganze Wut ist heraus, und es gibt sich damit zufrieden, nur noch ein böiger, schneidender Wind mit gelegentlichem eisigem Sprühregen zu sein – allenfalls ein milder Vorortschauer, obschon das Licht sich verändert hat: aus dem sonntäglichen Bernsteingelb ist ein spätnachmittägliches Aquamarin geworden. Es ist wirklich eine Freude, im Freien und nicht mehr in diesem Haus zu sein, auch wenn wir unter den Augen des Gekreuzigten spielen. Ich habe keine Ahnung, wo Vickis Vater ist. Ist das als ein düsteres Zeichen zu deuten, als Hinweis darauf, daß ich nicht willkommen bin? Sollte ich mich fragen, was ich hier eigentlich mache? Schließlich bin ich ja eingeladen worden, aber ich fühle mich auf unvermeidliche Art und Weise so allein wie ein Nomade.
    »Amüsierst du dich gut?« fragt Vicki. Es ist ihr gelungen, mit ihrer grüngestreiften so dicht an meine gelbe Kugel heranzukommen, daß sie diese unter ihren bestrumpften Fuß nehmen und mit einem kräftigen, knallenden Schlag durch das Gras und ins Blumenbeet befördern kann, wo sie zwischen den Löwenmäulchen am Haus verschwindet.
    »Eigentlich war ich gar nicht so schlecht.«
    »Hol dir eine andere Kugel. Nimm eine rote – die bringen Glück.« Sie steht da wie ein Waldarbeiter, den Schläger auf der Schulter. Sie hat nur noch zwei Tore zu bewältigen und tut so, als liege ihr daran, daß ich aufhole.
    »Ich kapituliere«, sage ich lächelnd.
    »Was soll das heißen?«
    »Beim Schach sagen sie das immer. Ich bin dir nicht gewachsen, du steckst mich in den Sack.«
    »Ich pfeif auf Schach, du wolltest schließlich spielen, und jetzt willst du kneifen. Geh, hol dir eine Kugel.«
    »Nein. Bei Spielen bin ich nie gut, das war ich schon als Kind nicht.«
    »In Texas wird bei diesem Spiel Geld gewettet. Die nehmen das sehr ernst.«
    »Vielleicht spiel ich deshalb so schlecht.«
    Ich setze mich auf die feuchte Verandastufe neben ihre roten Schuhe und bewundere das grünliche Licht und die reizvoll gewundene Straße. Diese schlangenförmige Halbinsel ist das Werk eines wagemutigen Planers, der sie mit Lastwagen herangekarrt und einem Sumpf abgewonnen hat. Und er hatte da eine gute Idee. Man kann sich leicht vorstellen, man sei in Hyannis Port: man braucht nur die Augen zuzumachen, was ich für einen Moment auch tue.
    Vicki widmet sich wieder ihrer grüngestreiften Kugel, aber eher nachlässig, und sie schlägt mit meiner Technik, um zu zeigen, daß sie nicht mehr ernsthaft spielt. »Als kleines Mädchen hab ich mal Alice im Wunderland gesehen, zusammen mit Cade. Ja?« Sie hebt den Blick, um zu sehen, ob ich ihr zuhöre. »Die Stelle, wo sie mit den Köpfen dieser rosaroten Vögel, Strauße oder was, Krocket spielten, da hab ich fürchterlich geheult, weil ich geglaubt hab, das macht sie tot. Schon damals hab ich es nicht mit ansehen können, wie jemand verletzt wird. Deshalb bin ich Krankenschwester geworden.«
    »Flamingos«, sage ich mit einem Lächeln.
    »Flamingos waren es? Jedenfalls hab ich ihretwegen geheult.« Karrach. Ihre Kugel läuft nach einem harten Schlag geradewegs auf den gestreiften Pfahl zu und kurvt dann links dran vorbei. »Da hast du’s. Da bist nur du dran

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