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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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Frost. Ich soll ihn von der nächsten Woche an im Unterricht behandeln.«
    »Das klingt großartig. Ich mag Frost.«
    »Großartig? Ich weiß nicht so recht.« Klimper, klimper.
    »Ich find’s großartig, das kannst du mir glauben. Du wirst alle ›i‹ herausstreichen, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich.« Ein Lachen. »Wie albern das war. Er ist aber wirklich ein Langweiler. Einfach ein ungezogenes Kind, das zu schreiben anfing. Hier und da ist er wohl amüsant. Wenigstens schreibt er kurze Dinge. Ich hab ja jetzt Jane Austen gelesen.«
    »Die ist auch großartig.«
    Böser blauweißer Rauch schießt plötzlich unter den Reifen des schwarzen Wagens hervor, obwohl kein Laut zu hören ist. Das Serviermädchen wendet sich ab und geht, unbeeindruckt, betont langsam auf den Bordstein zu. Der Wagen macht einen Satz zurück, hält an und rast dann kreischend direkt auf sie zu, aber sie bewegt sich nicht einmal, als die Stoßstange wie der gesenkte Kopf eines Stiers heranschießt, jäh anhält und tief in die Knie geht. Sie hebt den Arm und schmäht den Fahrer mit dem ausgestreckten Finger, und der Wagen rast wieder mit viel weißem Rauch rückwärts, bis auf den Acme-Parkplatz herüber, und dreht sich schleudernd um hundertachtzig Grad, spektakulär wie im Fernsehen. Wer da am Lenkrad sitzt, versteht sein Geschäft. Was weiß ich, vielleicht leben Rennfahrer in Adelphia.
    »Sag, Frank, bist du wieder verheiratet?«
    »Nein, du? Hast du jetzt einen Industriellen gefunden?«
    »Nein.« Schweigen, gefolgt von einem grausamen Lachen. »Es gibt immer wieder Männer, die mich heiraten wollen … gar nicht wenige sogar. Aber sie sind alle dumm und sehr arm.«
    »Wie sieht’s mit mir aus?« Ich werfe im Geist noch einmal einen Blick aus ihrem Fenster, auf die stimmungsvolle Narragansett-Bucht. Massenhaft Segelboote. Es ist alles wunderbar.
    »Wie sieht’s mit dir aus?« Sie lacht wieder und nippt an ihrem Drink. »Bist du reich?«
    »Ich hab immer noch Interesse.«
    »Ach ja ?«
    »Das kannst du aber annehmen.«
    »Na, das ist gut.« Sie ist belustigt – warum sollte sie es nicht sein? Allgemeine Belustigung war schon immer ihre Reaktion auf die westliche Welt. Es ist ja nicht bös gemeint. Frost und ich, wir sind für sie einfach zwei Kasper. Ich will sogar zugeben, daß ich mich ein winziges bißchen besser fühle. Und was hat es irgend jemanden gekostet? Ein Wortgeplänkel von zwei Minuten zu Lasten meiner nächsten Telefonrechnung.
    Aus irgendeinem Grund ist der Wagen auf dem Acme-Parkplatz stehengeblieben. Es ist ein langer Trans-Am, eines der haifischähnlichen GM-Modelle, mit dem Heckspoiler eines Rennwagens. Tief geduckt hinter dem Lenkrad ist ein kleiner Kopf zu sehen. Plötzlich zischt wieder weißer Rauch unter den übergroßen Reifen hervor, obwohl sich der Wagen eigentlich nicht bewegt, sondern so aussieht, als wolle er sich bewegen – der Fahrer steht auf der Bremse, vermute ich. Dann macht der Wagen einen regelrechten Satz, weg von Reifenrauch und Heckflossen und über den Acme-Parkplatz (es muß für den Fahrer verdammt schwer sein, den Wagen geradeaus zu lenken), fliegt haarscharf an einem der Lichtmasten vorbei, hat wieder Bodenberührung, schießt an einem zweiten Lichtmast vorbei und kracht mit voller Wucht in den leeren Einkaufswagen, schleudert ihn in die Luft, wo er sich überschlägt, die Rädchen fliegen wie Geschosse weg, der Plastikgriff zersplittert, das rote Schild mit der Aufschrift »Eigentum der Firma Acme« segelt hoch in den weißen Himmel, und die Masse des schweren Drahtkorbs kommt mit wirbelnden Saltos genau auf die Telefonzelle zugeflogen, von wo ich mit Selma in Rhode Island rede.
    Der zertrümmerte Einkaufswagen kracht – BÄNG – in die Telefonzelle, schlägt die untere Plexiglasscheibe ein und läßt das ganze Häuschen schwanken. »Jessas Gott!« rufe ich.
    »Was war das?« sagt Selma in Providence. »Was ist geschehen, Frank? Ist etwas mit dir?«
    »Nein, es ist alles in Ordnung.«
    »Es hat sich angehört wie eine Explosion im Krieg.«
    Ich bin über und über mit Staub bedeckt, und der Trans-Am ist unmittelbar nach dem Zusammenstoß mit dem Einkaufswagen mit hechelndem Motor stehengeblieben, ge-lag , ge-lag .
    »Ein Junge ist mit seinem Auto gegen einen Einkaufswagen gefahren, und der ist durch die Luft und gegen dieses Telefonhäuschen geflogen. Eine Glasscheibe ist herausgefallen und zerbrochen. Es ist seltsam.« Die Glasscheibe lehnt nun an meinem Knie.
    »Also, irgendwie

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