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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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typisch ist oder nur außergewöhnlich und nicht weiter beunruhigend.
    Quo vadis , mit anderen Worten. Keine leichte Frage. Und im Augenblick habe ich keine Antworten.
    »Hm, äh, Sie sind nicht tot, wie?« Eine Stimme spricht mich an.
    Ich drehe mich um und sehe ein schmächtiges bläßliches Mädchen mit seltsam gespreizten Hüftknochen. Auf der flachen Vorderseite ihres ärmellosen T-Shirts steht der Name einer Rockband, THE BLOOD COUNTS , und ihre pinkfarbenen Jeans heben ihre O-Beine unglücklicherweise noch hervor. Sie ist das Serviermädchen vom Ground Zero Burg , das Mädchen, das Männer mit dem ausgestreckten Finger beschimpft. Sie ist herübergekommen, um mit eigenen Augen zu sehen, was mit mir los ist.
    »Ich glaube nicht«, sage ich.
    »Sie sollten dem schwarzen Früchtchen die Bullen auf den Hals schicken«, sagt sie mit einer böse klingenden Stimme, die Haß vermitteln soll, aber es gelingt ihr nicht. »Ich hab gesehen, was er mit Ihnen gemacht hat. Ich hab eine Zeitlang mit seinem Bruder zusammengelebt, Floyd Emerson. Der ist nicht so.«
    »Vielleicht hat er es gar nicht so gemeint.«
    »Mm-hmm«, sagt sie, blinzelt zu der ramponierten Telefonzelle und dem zerschmetterten Einkaufswagen hinüber und sieht dann wieder mich an. »Sehr fit sehen Sie nicht gerade aus. Sie bluten am Knie. Und den Mund haben Sie sich, glaube ich, auch angeschlagen. Ich würde die Bullen holen.«
    »Am Mund war ich vorher schon verletzt«, sage ich und werfe einen Blick auf mein Knie, wo der leichte Stoff zerschnitten und vom Blut durchtränkt ist. »Ich hab von einer Verletzung nichts gemerkt.«
    »Setzen Sie sich lieber hin, bevor Sie umkippen«, sagt sie. »Sie sehen aus, als würden Sie gleich sterben.«
    Ich schiele hinüber zu den orangefarbenen Markisen des Ground Zero , die wie Fähnchen im Wind flattern, und fühle mich schwach. Das Mädchen, die zerstörte Telefonzelle, der verbeulte Einkaufswagen scheinen plötzlich weit weg. Unerklärlich weit. Eine Möwe schreit am hohen weißen Himmel, und ich muß mich auf den Kotflügel meines Wagens stützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Ich wüßte nicht, warum das wahr sein sollte«, sage ich mit einem Lächeln, bin mir aber nicht ganz sicher, daß ich weiß, was ich damit meine. Und dann weiß ich eine ganze Weile gar nichts mehr.
    Das Mädchen ist gegangen und wiedergekommen. Sie steht an der Tür meines Wagens und hält mir einen großen braunen und weißen Pappbecher hin. Ich lehne im Fahrersitz, aber meine Füße hängen aus der offenen Tür wie bei einem benommenen Unfallopfer.
    Ich versuche zu lächeln. Sie raucht eine Zigarette; die Schachtel hat sie in ihrer Jeanstasche stecken, wie die Umrisse erkennen lassen. Starker Dieselgestank hängt in der Luft. »Was ist das«, frage ich.
    »Cola mit Eiskrem. Wayne hat Ihnen das gemacht. Trinken Sie’s.«
    »Okay.« Ich nehme den schäumenden Becher und trinke. Das Cola ist süß und cremig und so gut, daß mir die Zähne weh tun. »Wunderbar.« Ich fingere nach Geld in meiner Tasche.
    »Nee, lassen Sie, das gibt’s umsonst«, sagt sie und blickt weg. »Wo wollen Sie hin?«
    Ich nehme noch einen Schluck von meinem Eiskremcola. »Nach Haddam.«
    »Wo is ’n das?«
    »Ein Stück weiter im Westen, drüben beim Fluß.«
    »Mm-hmm, beim Fluß«, sagt sie und wirft einen skeptischen Blick auf die breite Straße. Sie ist vielleicht sechzehn, aber es ist schwer zu sagen. Es wäre mir gar nicht recht, wenn Clary aussehen würde wie sie, aber inzwischen habe ich da ja kaum noch Einfluß. Ich hätte allerdings nichts dagegen, wenn Clary so freundlich wäre, wie mir dieses Mädchen zu sein scheint.
    »Wie heißen Sie?«
    »Debra. Spanelis. Ihr Knie blutet nicht mehr. Eine gute Reinigung kriegt das wieder hin.«
    »Danke. Spanelis ist ein griechischer Name, nicht wahr?«
    »Mhm. Woher wissen Sie das?« Sie blickt von mir weg und zieht an ihrer Zigarette.
    »Ich hab neulich eine griechische Familie auf einem Schiff kennengelernt. Sie hießen Spanelis. Es waren wunderbare Leute.«
    »Na ja, es ist ein ganz gewöhnlicher griechischer Name.« Sie drückt innen an der Tür den Knopf hinein und zieht ihn dann wieder heraus; sie mustert mich mit einem Flackern in den Augen, als wäre ich der seltenste aller exotischen Vögel. »Ich wollte Ihnen Heftpflaster besorgen, aber Wayne hat keins mehr da.« Sie blickt mich an, doch ich sage nichts. »Und? Was machen Sie denn so?« Sie redet jetzt anders, klingt schläfrig, als könne

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