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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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sie sich nichts Langweiligeres vorstellen als mich. Wieder höre ich eine Möwe schreien. Meine Lippe pulsiert dort, wo Vicki mich mit der Faust erwischt hat, wie eine verdammte Eiterbeule.
    »Ich bin Sportreporter.«
    »Aha.« Sie bewegt sich mit der Hüfte zum Türrahmen und lehnt sich dann schwer dagegen. »Und was schreiben Sie da so?«
    »Also, ich schreibe über Football und Baseball und über einzelne Spieler.« Ich trinke wieder von meinem süßen, kalten Getränk. Ich fühle mich tatsächlich besser. Wer hätte gedacht, daß eine Eiskremcola sowohl den Glauben als auch die Gesundheit wiederherstellen kann oder daß ich das in einer so gesichtslosen Stadt wie dieser finden würde, einem Ort, in dem es gerade noch ein paar Gebrauchtwagenhändler, einen Pornoladen und, ein wenig außerhalb, ein längst geschlossenes Autokino gibt – Überbleibsel eines Aufschwungs, der nie in Schwung gekommen ist. Und in der Umgebung taucht eine Samariterin auf. Eine Debra.
    »Hm«, sagt sie, sucht wieder die Straße ab und kneift dabei die kleinen grauen Augen zusammen, als erwarte sie, daß jemand vorüberfährt, den sie nicht kennt. »Haben Sie auch eine Lieblingsmannschaft und so?« Sie verzieht das Gesicht, als sei ihr schon die Vorstellung peinlich.
    »Im Baseball mag ich die Tigers aus Detroit. Manche Sportarten mag ich gar nicht.«
    »Zum Beispiel?«
    »Eishockey.«
    »Genau. Kann man vergessen. Die hatten eine Schlägerei, und dann wurde ein Spiel draus.«
    »So sehe ich das auch.«
    »Und, waren Sie selber ein guter Sportler, als Sie noch jung waren?«
    »Baseball hat mir auch da schon gefallen, aber ich hab den Ball nicht getroffen und war zu langsam.«
    »Mhm. Genau wie ich.« Sie zieht auf eine groteske Art an ihrer Zigarette und bläst den ganzen Rauch aus ihrem Mund und in die Luft des Einkaufszentrums. »Und, wie sind Sie dann draufgekommen? Haben Sie irgendwas drüber gelesen?«
    »Ich war auf dem College. Und als ich dann älter wurde, ist mir alles andere danebengegangen. Es war schließlich das einzige, was ich tun konnte.«
    Debra blickt auf mich herunter und kneift besorgt die Augen zusammen. In ihrer Vorstellung vom großen Erfolg sind keine Anlaufschwierigkeiten vorgesehen. Ich kann ihr in diesem Punkt eine verdammt nützliche Lektion erteilen. »Hört sich nicht so toll an«, sagt sie.
    »Ist es aber trotzdem . Ein erfolgreiches Leben verläuft nicht immer geradlinig, bis der Gipfel erreicht ist. Manchmal geht etwas daneben, und man muß eine neue Einstellung zu den Dingen finden. Aber man darf nicht einfach aufhören und sich entmutigen lassen, wenn es hart auf hart geht. Das wäre der schlimmste Zeitpunkt. Wenn ich aufgehört hätte, als mir einiges schiefgelaufen ist, wäre ich heute weg vom Fenster.«
    Debra seufzt. Ihr Blick wandert von meinem Gesicht zu meinem aufgerissenen und blutigen Knie, zu meinen abgenutzten Halbschuhen und wieder hinauf zu dem feuchten, weichen Pappbecher, den ich mit beiden Händen halte. Ich bin nicht das, was sie sich unter einem Erfolgsmenschen vorgestellt hat, aber ich hoffe, sie wird das, was ich gesagt habe, nicht ganz außer acht lassen. Ein kleiner Teil der tatsächlichen Wahrheit kann großen Eindruck machen.
    »Haben Sie irgendwelche Pläne?« frage ich.
    Die Art, wie Debra an ihrer Zigarette zieht, macht erforderlich, daß sie das Kinn in die Luft reckt. »Wie meinen Sie das?«
    »College zum Beispiel. Nicht daß es das unbedingt braucht. Nur so eine Idee, wie’s weitergehen könnte.«
    »Ich möchte hier raus und im Yellowstone Park arbeiten«, sagt sie. »Ich hab davon gehört.« Sie blickt hinunter auf ihr T-Shirt mit den BLOOD COUNTS .
    Aber ich bin sofort Feuer und Flamme. »Das ist eine großartige Idee. Ich wollte das selber schon mal tun.« Ich spielte tatsächlich mit dem Gedanken, als ich nach meiner Scheidung über mein weiteres Leben nachdachte. Ein blaues Plastikschildchen mit dem Aufdruck FRANK: NEW JERSEY konnte ich mir damals gut vorstellen. Ich sah mich als Manager des Andenkenladens in der Old Faithful Inn . »Wie alt sind Sie eigentlich, Debra?«
    »Achtzehn.« Sie nimmt ihre Zigarette unter die Lupe, als sei damit irgend etwas nicht in Ordnung. »Im Juli.«
    »Genau richtig für Yellowstone. Sie werden dieses Frühjahr mit der Schule fertig, nehm ich an?«
    »Ich bin ausgestiegen.« Sie wirft die Zigarette auf den Asphalt und drückt mit der Sohle ihres Turnschuhs die Glut aus.
    »Also, wahrscheinlich spielt das für die Leute dort draußen

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