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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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zumindest mein Anteil an ihr, bleibt ungewiß, und ich werde besonders gut auf mich aufpassen müssen. Ich stoße zurück auf die Landstraße 1, um nach Hause zu fahren, und komme gerade noch an einem laut hupenden, nach Süden fahrenden Sattelschlepper vorbei, und mein Kiefer pocht immer noch von der Begegnung mit Vickis Knöchel; das ist jetzt zwei Stunden her.
    Ich nehme gleichsam den Vordereingang nach Haddam, winde mich durch die King George Road und die Bank Street, auf der Nordseite des Instituts an den Grünanlagen vorbei und über den Marktplatz. Doch nachdem ich nun wieder auf den vertrauten Straßen bin, weiß ich nicht, was ich als erstes tun soll, und mir fällt auf, daß der Ort irgendwie unfreundlich ist, daß er einem mit seiner kleinlichen Art keine Hinweise gibt, wie man die Dinge am besten anpackt – es werden keine Prioritäten gesetzt, keine monumentalen Bauten bestimmen ein echtes Zentrum, keine Hauptstraße greift ordnend ein. Und ich sehe wieder, daß es eine traurige Stadt sein kann, eine stumme Sonntagsstadt, keine besonderen Vorkommnisse, jeder bleibt für sich – die Bücherei geschlossen, die Fenster hinter grünen Blenden. Frenchy’s Tankstelle verlassen. Der Coffee Spot menschenleer (überall liegen Teile der Sonntagszeitung, von den Frühstücksgästen verstreut). Das Institut liegt unnahbar im Schatten von Bäumen, eine vom Gottesdienst übriggebliebene Familie steht mit ihrem Sohn auf dem Marktplatz herum. Es ist ein überraschend fremder Ort, so fremdartig wie Moline oder Oslo, die übliche ungezwungene Offenheit gerefft wie ein Segel, als sei Schreckliches zu erwarten, ein abgestandener Todesgeruch, ganz anders als die von den Swimmingpools durchtränkte Luft, die ich kenne und der ich traue.
    Ich parke in meiner Zufahrt und gehe ins Haus, um mich umzuziehen. Die Hoving Road liegt im Schlaf, mit bleiernen blauen Schatten wie ein Bonnard. Bei den Deffeyes ist nur das Zischen der Berieselungsanlage zu hören, und der Richter ein paar Häuser weiter hat auf seinem langgestreckten Stück Rasen ein Badmintonnetz aufgebaut. Ein alter Ford Woody steht in seiner Einfahrt. Irgendwo in der Nähe höre ich lockeres Plaudern und Gläserklirren, sicher eine der bei uns üblichen gemütlichen Gartenrunden – die Ostereiersuche ist vorbei, die Kinder schlafen, das klatschende Geräusch eines einzelnen, ins Wasser springenden Schwimmers. Doch das ist auch alles an diesem Tag. Man bleibt zu Hause bei der Familie, bis nach Einbruch der Dunkelheit. Der Osterschmuck ist von allen Haustüren entfernt. Die Welt nun wieder ein Ort, den wir gut kennen.
    In meinem Haus herrscht ein seltsamer öffentlicher Geruch, ein Geruch, den ich an jedem anderen Tag begrüßen würde, den ich heute aber als ungesund empfinde. Ich gehe nach oben, versorge mein Knie mit einem Antiseptikum und einem großen Heftpflaster und ziehe Khakihosen und ein ausgebleichtes rotes Madras-Hemd an, das ich in dem Jahr, als mein Buch veröffentlicht wurde, bei Brooks Brothers gekauft habe. Saloppe Kleidung kann einen manchmal den Ereignissen etwas fernhalten.
    Ich habe nicht viel an Walter gedacht. Gelegentlich ist sein Gesicht in meine Gedanken eingedrungen, ein erwartungsvolles Gesicht mit traurigen Augen, der nüchterne, unpraktische Mann, mit dem ich auf der ›Mantoloking Belle‹ an der Reling stand und über das Leben an Land nachdachte, in das wir beide eingebettet waren, und mit ihm feststellte, daß wir dazu neigten, die Welt aus zwei ziemlich unterschiedlichen Blickwinkeln zu sehen, daß das aber letztlich keine große Rolle spiele.
    Und das war alles, was ich brauchte! Ich brauchte nichts von Yolanda und Eddie Pitcock zu wissen. Bestimmt nichts von seinen Dummheiten im Americana . Wir brauchten uns auf nichts festzulegen . Das ist nicht meine Art.
    Ich bekomme keine Antwort, als ich zu Bosobolo hinaufrufe. Er und seine Miss Right, Dr. theol., sind zweifellos bei irgendeinem hühnerbrüstigen Christologieprofessor eingeladen, und in diesem Moment sieht er sich wahrscheinlich in eine Ecke voller Bücher gedrängt, hält seinen ebenholzschwarzen Ellbogen und ein Glas Chablis, während Professor Soundso über hermeneutische Möglichkeiten plappert, etwas gegen Paulus, diesen alten Radikalen, in die Hand zu bekommen. Bosobolo, da bin ich sicher, würde jetzt lieber etwas anderes in die Hand bekommen, lernt derzeit aber, ein erstklassiger Amerikaner zu werden. Und er könnte es auch schlechter haben. Er könnte noch in einem

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