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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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Palmenröckchen im Dschungel herumlaufen. Oder er könnte an meiner Stelle sein, mit einem Termin im Leichenschauhaus und im Kampf gegen eine schwer faßbare Hoffnungslosigkeit.
    Mein Plan, den ich mir kurz zurechtgelegt habe, sieht vor, daß ich X anrufe, bei der Polizei erledige, was ich zu erledigen habe, vielleicht X aufsuche – in ihrem Haus (eine kleine Chance, meine Kinder zu sehen) – und dann was , ich habe keine Ahnung. Der Plan geht nicht sehr weit, doch die nüchternen Möglichkeiten würden mir vielleicht nur Ärger bringen.
    Eine stumme rote »3« blinkt am Anrufbeantworter, als ich X anrufen will. »1« ist höchstwahrscheinlich Vicki, die sich erkundigt, ob ich gut nach Hause gekommen bin, und die ein Palaver an irgendeinem öffentlichen Ort arrangieren will, wo wir unsere Beziehung wie Erwachsene beenden können – weniger Schärfe, weniger linke Haken –, eine letzte halbe Drehung des alten Juwels.
    Und sie hat natürlich recht und ist klug genug, das auch zu wissen. Wir haben, was die »großen« Interessen betrifft, wirklich zu wenig gemeinsam. Ich bin nur in sie vernarrt. Und im günstigsten Fall ist sie sich über ihre Gefühle für mich im unklaren, und wie sieht es dann in einem halben Jahr mit uns aus? Ich wäre für ein Mädchen aus Texas sowieso nie genug. Die Faszination hat ihre rechtschaffenen Grenzen. Sie braucht jemand, der für mehr Dinge Interesse aufbringt, als ich es kann: für Walter Scotts Kolumne, für das Lebensgefühl der New-Ager, für die Ausstaffierung eines Liebesnestes, für hundert Dinge, an denen mir nicht allzuviel liegt, die aber ihre Phantasie beflügeln. Folglich werde ich mich lossagen, ohne zu klagen (obschon ich bereit wäre, noch einmal eine glückliche Nacht in Pheasant Run zu verbringen und es damit dann gut sein zu lassen).
    Ich drücke auf den Wiedergabeknopf.
     
    Piep. Frank, hier spricht Carter Knott. Ich verdrücke mich morgen, will runter ins Stadion zum Spiel mit den Cardinals. Wie’s aussieht, kann ich von euch Typen nicht genug kriegen. Walter sag ich auch noch Bescheid. Es ist jetzt Sonntagmorgen. Ruf mich zu Hause an. Klick .
     
    Piep . He, du alter Schlawiner. Du wolltest doch um halb zwölf da sein. Wir sind hier unten alle sauer auf dich, am besten läßt du dich gar nicht erst blicken. Du weißt ja wohl, wer ich bin, oder? Klick .
     
    Piep . Frank, hier spricht Walter, Walter Luckett junior. Es ist jetzt genau zwölf, Frank. Ich hab gerade ein paar alte Newsweeks ausgemistet, und da bin ich wieder auf das Foto von dieser DC-10 gestoßen, die vor einem Jahr oder so in Chicago draußen abgestürzt ist. O’Hare. Vielleicht erinnerst du dich. Frank, man sieht die Köpfe von all diesen Leuten, wie sie zum Fenster rausgucken. Es ist wirklich ein Ding. Und ich überleg mir jetzt die ganze Zeit nur, was den Leuten wohl durch den Kopf gegangen sein muß, denn die sitzen ja tatsächlich auf einer Bombe. Auf einer großen silbernen Bombe. Das ist eigentlich alles, was ich sagen wollte. Hmmm. Bis dann. Klick .
    Hätte er mir das auch erzählt, wenn ich zu Hause gewesen wäre? Was für ein Ostergruß! Da schiebt dir einer kumpelhaft ein Stück Leben rüber, während er schon seinen eigenen Start in ein anderes Leben vorbereitet. Ein Du warst grad nicht zu Hause aus dem Grab! Kann es noch dicker kommen?
    Ich kann immer noch nicht in einem längeren Zusammenhang über Walter nachdenken. Dafür denke ich aber über den armen Ralph Bascombe nach, über seine letzten Stunden auf der Erde, nur vier Straßen von hier, in der Ärzteklinik, vor einem ganzen Menschenleben. In seinen letzten Tagen veränderte sich Ralph. Selbst in seinen Gesichtszügen erschien er mir wie ein Vogel, ein seltsam angespannter Albatros, und nicht wie ein neunjähriger Junge, der todkrank war und das unvollendete Leben satt hatte. Einmal bellte er mich an wie ein Hund, laut und deutlich, und dann federte er in seinem Bett auf und ab und lachte. Dann gingen blitzschnell seine Augen auf und bohrten sich in mich, als wisse er über mich besser Bescheid als ich selbst und als könne er alle meine Fehler sehen. Ich saß auf meinem Stuhl neben seinem Bett und hielt ein Glas Wasser für ihn bereit und seinen fürchterlichen biegsamen Strohhalm. X stand am Fenster und blickte gedankenverloren auf einen sonnigen Parkplatz hinaus (und wahrscheinlich auf den Friedhof). Ralph sagte laut zu mir: »Ach, du Mistkerl, was sitzt du da und hältst dieses blöde Glas? Dafür könnte ich dich

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