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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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losgelöst von unserem Leib und unseren Pflichten können wir dann auf dem Nachtwind dahintreiben, tun, was wir wollen, uns nach dem umschauen, was wir gern wären, wenn wir das nächste Mal zur Welt kommen. Das – darauf gebe ich mein Wort – ist kein leerer Moment. Und noch weiter entfernt ist es vom schrecklichen Bedauern. (Vielleicht war ja Walter an mir interessiert, aber wer weiß das schon? Oder macht sich was daraus?) Einfach dahinzugleiten wie ein Flüstern im Wind ist keine geringe Freiheit, und wenn wir das Glück haben, eine solche Freiheit zu erlangen – selbst wenn schlimme Ereignisse der Auslöser sind –, dann sollten wir sie nutzen, denn sie ist der einzige natürlich sich ergebende Trost, der auf uns zukommt, allein und unumschränkt, ohne Stützen und ohne die Nachsicht anderer – zu denen ich auch Gott selbst zählen will, der uns nicht lange unsichtbar bleiben läßt, denn das ist ein Zustand, den er für sich selbst reserviert.
    Gott hilft denen nicht, die ebenfalls unsichtbar sind.
    Ich fahre, ein unsichtbarer Mann, durch die schläfrigen, hügeligen, nachösterlichen Straßen Haddams. Und es ist, wie ich schon geahnt habe, kein guter Ort für den Tod. Der Tod ist ein widernatürlicher Eindringling. Ein Bruch. Ein Gebäude, das nicht zu den anderen paßt. Ein völliges Rätsel, so dunkel wie Sanskrit. Große Städte werden viel besser damit fertig. So viel anderes findet dort seinen Platz, da würde ein so kleiner Tod wie der Walters bequem hinpassen, das volle Mitgefühl der Stadt bekommen und rasch wieder vergessen sein.
    Haddam ist jedoch ein erstklassiger Ort für die Unsichtbarkeit – es ist praktisch dafür geschaffen. Ich fahre langsam über die Hoving Road, vorbei an meinem eigenen dunklen Haus, etwas abseits zwischen seinen Buchen stehend. Bosobolo ist noch nicht zurück (mit seiner braven Barbara immer noch unterm Brombeerbusch). Ich könnte mit ihm über die Unsichtbarkeit sprechen, aber es ist möglich, daß ein echter Afrikaner davon weniger versteht als einer unserer einheimischen Neger, und dann würde ich erst mal eine Menge zu erklären haben, aber er würde es dann begreifen – ist er doch stark dem Reich der Geister verpflichtet.
    Ich streife durch den dunklen Friedhof, wo mein Sohn zur letzten Ruhe gebettet ist und wo dich das Unsichtbare praktisch anschreit, nach Ruhe, Ruhe und noch mehr Ruhe verlangt. Ich könnte mich auf Craigs Grabstein setzen und mit Ralph in unserer alten, versonnenen Art stumm und unsichtbar sein. Aber ich würde schon bald mit meiner eigenen übermäßigen Nüchternheit in Konflikt geraten, und die tröstliche Wirkung würde zum Stillstand kommen.
    Ich fahre an X’ Haus vorbei, wo alle Fenster hell erleuchtet sind und der Eindruck von geschäftigem Hin und Her hinter geschlossenen Türen erweckt wird, als wollten alle aufbrechen. Hier gibt es nichts für mich. Meine einzige Hoffnung bestünde darin, Ärger zu machen, mildernde Umstände für jedermann zu schaffen, herumzubrüllen und eine Lampe kaputtzuschlagen. Und ich habe – es sollte keinen überraschen – auch dazu nicht das Herz. Es ist neun Uhr abends, und ich weiß, wo meine Kinder sind.
    Wo, frage ich mich, finde ich etwas, was Spaß macht?
    Ich fahre am August vorbei, wo ein rötlicher Schimmer hinterm Seitenfenster Wärme verspricht und wo sicher ein lebenslanger Haddamer oder ein Geschiedener sitzt und sich nach Gesellschaft sehnt – eine Ware, die ich kaum auf Lager habe.
    Unten in der Cromwell Lane brennt im Rathaus immer noch ein Licht in der gläsernen Eingangshalle – im Steueramt steht der Hausmeister in der Tür und starrt nach draußen, den Staubwedel einsatzbereit in den Händen. Irgendwo weit weg pfeift eine Lokomotive, dann singt eine Sirene durch die mächtigen Ulmen auf dem Institutsgelände. Ich sehe die blinkenden Lichter, höre das leise, monotone Frühlingslied aller heimatlichen Vororte. Mancher wird vielleicht sagen, nichts sei für den, der ganz allein ist, auch nur annähernd so einsam wie eine Vorortstraße bei Nacht. Aber das wäre völlig falsch. Für mich gibt es viele Dinge, die schlimmer sind. Ein Sitz an der New Yorker Börse, zum Beispiel. Ein stiller Tod auf hoher See, wo keiner sieht, wie du untergehst. Herb Wallaghers Leben. Das alles wäre schlimmer. Ja, ich könnte eine meterlange Liste aufstellen.
    Ich fahre die Straße mit dem Kopfsteinpflaster hinunter zum Bahnhof, wo, wenn ich es recht weiß, demnächst ein Zug ankommen wird. Es ist nicht

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