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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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schrecklicher Mann.«
    »Es tut mir leid.« Sergeant Benivalle würde das verstehen, und er hätte auch eine Strategie, mit der alles wieder in Ordnung zu bringen wäre. Es war schließlich nicht der beste Tag in unserem Leben, für uns beide nicht.
    »Ich erinnere mich nun wieder, warum ich die Scheidung wollte.« X wendet sich ab und ist mit drei unerwartet langen Schritten an der Tür. »Du bist wirklich schrecklich geworden . Du warst nicht immer schrecklich. Aber jetzt bist du’s. Ich mag dich nicht besonders, wirklich nicht.«
    »Vermutlich bin ich das«, sage ich und versuche zu lächeln. »Aber du brauchst keine Angst zu haben.«
    »Ich hab keine Angst«, sagt sie mit einem kurzen, harten Lachen, und als sie sich umdreht, um hinauszugehen, steht ein kleiner Mann in einem weißen Hemd vor ihr. Sein Anblick läßt sie erstarren. Die Augen des Mannes sehen hinter den dicken Brillengläsern groß aus, und er versperrt X den Weg, ohne es zu wollen. Er beugt sich etwas zur Seite, um an ihr vorbei zu mir herüberzublicken. »Sind Sie die Geschwister?« fragt er.
    Ich beuge mich genauso zur Seite wie er und versuche, ihn zu sehen und freundlich zu wirken. »Nein«, sage ich, »ich bin ein Freund von Walter.« Es ist die einzige Erklärung, die ich ihm geben kann, und seinem Gesicht sehe ich an, daß es ihm nicht genügt. Er ist ein ziemlich junger Frank Sinatra-Typ mit blassen, narbigen Wangen und lockigem Haar (möglicherweise ist er nicht so jung, wie er aussieht, denn er hat etwas von einem vertrockneten Bibliothekar an sich). Er argwöhnt jedoch, daß irgend etwas nicht stimmt, und ist entschlossen, der Sache umgehend – ganz der strenge Bibliothekar – auf den Grund zu gehen. Seine Gegenwart macht mir bewußt, wie wenig ich mit allem hier zu tun habe und daß X recht hatte. Ein Glück nur, daß wir nicht im Bett gelandet sind.
    »Sie gehören hier nicht her«, sagt der junge Mann. Er ist irgendwie durcheinander und überlegt sich offenbar, ob er nicht verdammt wütend werden soll. Es wäre denkbar, ihm jetzt Sergeant Benivalles Karte zu zeigen.
    »Sind Sie der Hausverwalter?«
    »Ja. Was stehlen Sie? Sie können nichts mitnehmen.«
    »Wir nehmen nichts mit.«
    »Entschuldigen Sie mich«, sagt X und drängt sich an dem Mann vorbei hinaus ins Dunkel. Sie hat mir nichts mehr zu sagen. Ich horche auf ihre leiser werdenden Schritte und fühle mich furchtbar.
    Der Mann blinzelt mich im Lichtschein des Wohnzimmers an. »Was zum Teufel machen Sie eigentlich hier? Ich rufe am besten die Polizei. Dann werden wir ja –«
    »Die wissen schon Bescheid«, sage ich müde. An dem Punkt sollte ich zweifellos Sergeant Benivalles Karte präsentieren, aber ich bringe es nicht übers Herz.
    »Was wollen Sie hier?« sagt der Mann mühsam, immer noch in der Tür stehend.
    »Ich weiß nicht. Hab’s vergessen.«
    »Sind Sie von irgendeiner Zeitung?«
    »Nein. Ich war nur Walters Freund.«
    »Niemand außer der Familie hat hier Zutritt. Verschwinden Sie also.«
    »Sind Sie auch ein Freund von Walter?«
    Bei dieser Frage blinzelt er mehrmals. »Das war ich«, sagt der Mann. »Das war ich, weiß Gott.«
    »Warum sind Sie dann nicht hin, um ihn zu identifizieren?«
    »Verschwinden Sie endlich«, sagt der Mann. Er sieht benommen aus.
    »Okay.« Ich will das Licht ausmachen, und mein Buch in dem dunklen Schlafzimmer fällt mir ein. Ich würde es gern mitnehmen und der Bücherei zurückgeben. »Tut mir leid«, sage ich.
    »Ich mach das aus«, sagt der Mann abrupt. »Gehen Sie endlich.«
    »Danke.« Ich gehe an dem Mann vorbei und streife dabei seinen Ärmel. Dann gehe ich hinaus, wo die Luft auf mich wartet, duftend und schwer und voller Ängste.
    X sitzt in ihrem Citation unter der Straßenlaterne, Motor im Leerlauf, der Lichtschein vom Armaturenbrett grün in ihrem Gesicht. Sie hat hier auf mich gewartet.
    Ich lehne mich auf der Beifahrerseite durchs Fenster, wo die Luft warm ist und nach X’ Parfüm duftet. »Ich kann nicht einsehen, warum wir da rein mußten«, sagt sie eisig.
    »Es tut mir leid. Es ist meine Schuld. Was ich da drin sagte, hab ich nicht so gemeint.«
    »Du bist so ein Klischee. Mein Gott.« X schüttelt den Kopf, ist aber immer noch wütend.
    Es ist natürlich absolut wahr. Es ist außerdem wahr, daß ich so etwas wie einen heimlichen Versuch gemacht habe, zu einer totalen Enthüllung zu kommen, dabei erwischt worden bin und nun damit rechnen muß, mit leeren Händen dazustehen.
    »Ich kann wirklich nicht einsehen,

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