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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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den Wallace Hill hinunter, auf der Rückseite des Krankenhauses mit dem Eingang für die Notaufnahmen und hinter dem Bahnhof vorbei. Und bald bin ich draußen auf der Great Woods Road, die zur Fernstraße 1 und über die Eisenbahnlinie in die liebliche und schmeichelnde Schlichtheit des Küstensockels von New Jersey führt. Es ist genau der Weg, auf dem ich gestern nachmittag nach Brielle gefahren bin. Und war meine Stimmung gestern ein wenig gedrückt – ich hatte ja noch die Pflichten des heutigen Morgens vor mir –, so steigt sie jetzt und hebt mit mir ab.
    Nach etwa sechs Meilen wird der Verkehr auf der Landstraße 33 immer dichter, obschon sich immer noch ein Rest des Frühnebels auf der Straße hält, die sich in einem schaukelnden Hin und Her auf Asbury Park zubewegt. Mit einem leichten Regen kommt aus dem Süden ein rauschender Vorhang, legt sich als apfelgrüner Schleier über die vorbeiziehende Landschaft und verwischt dabei die Ränder leerer, in eine andere Jahreszeit gehörender Gemüsestände, kleiner Bauernhöfe, alter Lieferwagen und freudloser Händler am Straßenrand. Aber ich bin mit New Jersey nicht unzufrieden. Ganz und gar nicht. Im Laster ist für mich die Tugend mit enthalten, auch in der Landschaft, und Tugend hat mit Werten zu tun. Ein Amerikaner müßte verrückt sein, eine solche Gegend zu verschmähen, ist es doch die unterhaltsamste und lesenswerteste aller Landschaften, und ihre Sprache ist immer amerikanisch.
    »Hier erwartet Sie ein reizvoller Alterssitz.«
    Es ist immer noch besser, in New Jersey auf den Boden der Wirklichkeit zurückzukehren, als überhaupt nicht zurückzufinden oder, schlimmer noch, in irgendeiner gespenstischen Gegend wie Colorado oder Kalifornien zur Besinnung zu kommen oder weiterhin unschlüssig in der Luft zu hängen und nach dem richtigen Ort zu suchen, den es nie gab und nie geben wird. Hör auf zu suchen. Bleib auf dem Boden, wenn du kannst. Er ist, im wörtlichen Sinn, das einzige, an das du dich halten kannst. Tatsächlich wirkt dieser Staat in seinen reizlosesten Bezirken und Winkeln so bescheiden, wie auch Cape Cod einmal gewirkt haben mag, und sein geschäftiges Neben- und Durcheinander von beschaulichen Vororten und gutnachbarlicher Industrie macht New Jersey zum Inbegriff der Stadt- und Land-Gesinnung. Illusionen werden hier niemandem zum Widersacher.
    Pheasant Run & Meadows ist ein reizvoller Alterssitz. Ich biege ab und fahre die gewundene Zufahrtsstraße hinauf, die an einem mächtigen, in einem glänzenden, modernen Stahlblau gehaltenen Wasserturm vorbeiführt und sich dann vor einem breiten, brachliegenden Getreidefeld teilt. Weit voraus – zwei Meilen bestimmt – stehen ausladende grüne Linden gegen einen platinfarbenen Himmel, und hinter ihnen die hohen, Y-förmigen Gittermasten einer Hochspannungsleitung, an deren Drähten zur Warnung von Tieffliegern orangefarbene Kugeln hängen.
    Pheasant Run zur Linken ist eine nach Themen gegliederte Wohnsiedlung, wo alle Straßen als Sackgassen angelegt sind und »Heckenplatz« oder »Distelweg« heißen, wie auf derben Straßenschildern – schlechten Andrew Wyeth-Nachahmungen – zu lesen ist. Die Außenanlagen sind noch ganz neu, aber schon stehen teure Autos in den Garageneinfahrten. Vicki und ich sind hier einmal wie Touristen herumgefahren, um die mit echten Schindeln gedeckten und mit alten Backsteinen gemauerten Villen zu bewundern, die im Preis über dem lagen, was ich vor vierzehn Jahren für mein dreigeschossiges Haus mitten in der Stadt bezahlt habe. Vickis Vater und Stiefmutter wohnen unten in Barnegat Pines in so einem Haus, und ich habe das Gefühl, am liebsten würde sie zusammen mit einem möglichen späteren Ehemann auf der Stelle dort einziehen.
    Pheasant Meadows breitet sich am anderen, tiefer liegenden Ende des Stoppelfeldes aus – ein verschachtelter, unansehnlicher Komplex aus niedrigen Häusern in einem undefinierbaren Braun, mit Blick auf einen künstlich angelegten flachen und schlammigen Tümpel, eine gelbe Planierraupe und einige andere schon bis zum Rohbau gediehene Wohnungen. Nach den Idealvorstellungen sind die den jüngeren Leuten zugedacht, die sich gerade erst anschicken, die Welt zu erobern – Sekretärinnen, Autoverkäufer, Krankenschwestern, die eines Tages so weit sein werden, die dann zum Wiederverkauf anstehenden kompletten Häuser drüben in Pheasant Run zu erwerben. Aufbrecher nenne ich sie.
    Vickis blaugrüner Dart steht vor dem Haus auf der Nummer 31,

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