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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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aufgebracht, ironisch oder edelmütig –, auch wenn ich vielleicht überzeugt war, daß mein Verhalten wahrscheinlich dem entsprach, was ich wirklich empfand, selbst wenn ich die anderen mir offen stehenden Möglichkeiten nicht gesehen hätte. Es kann reizvoll sein, so zu leben, da du dir einreden kannst, du seist wirklich ein toleranter Generalist und anderen Ansichten gegenüber aufgeschlossen.
    Ich hatte sogar eine Anzahl verschiedener Stimmen, eine Stimme, die meinem Wunsch entsprach zu überzeugen, guten Einfluß auszuüben, Liebe auszudrücken und ehrlich zu sein und andere Menschen glücklich zu machen – selbst wenn das, was ich sagte, total gelogen und von der Wahrheit so weit entfernt war wie Athen von Nome. Es war eine Stimme, der jede Verbindlichkeit fehlte, obwohl gut möglich ist, daß du dir selbst und deiner eigenen Stimme – vor allem im Umgang mit jemandem, den du liebst – niemals näherkommen kannst als so: gegenseitige Verständigung ohne wesentliche Ironie.
    Das ist gemeint, wenn es von einem Menschen heißt, er bleibe »auf Distanz zu seinen Gefühlen«. Nur glaube ich, daß diese Distanz bei einem Erwachsenen zusammenschrumpfen muß, bis er keine Alternativen mehr sieht, sondern einfach tut, was er tut, und empfindet, was er empfindet – kann natürlich sein, daß er die Ehe fahrenlassen muß. Über die Ränder hinaussehen: Genau das habe ich (ohne es allerdings zu wissen) in meinen Storys und in meinem abgebrochenen Roman getan, und es ist einer der Gründe, weshalb ich mit dem Schreiben aufhören mußte. Ich konnte mir immer vorstellen, daß ich das, was ich schrieb, auch anders empfinden oder es mit anderen Stimmen sagen könnte. Ja, ich konnte mir gewöhnlich eine ganze Reihe von Dingen vorstellen, die ich jederzeit hätte tun können! Und das echte Schreiben erfordert natürlich, daß du in der Einzigartigkeit der Vision des Schreibenden aufgehst – etwas, das ich nie so richtig kapiert habe, obwohl ich mir verdammt viel Mühe damit gab und es schließlich selber über Bord warf. Für X war immer sonnenklar, was für Gefühle sie hatte und warum sie etwas tat. Sie war absolut verläßlich und beständig gegen Nuancen und Zweifel, was sie für jemanden wie mich zur idealen Ehefrau machte; ich bin mir allerdings nicht sicher, daß sie auch heute noch alles so klar sieht.
    Über Sportler wollte ich nur noch eines sagen: Man kann zuviel über sie erfahren und sie dann sogar unsympathisch finden, so wie einem das mit jedem passieren kann. Wenn man sehr genau hinsieht, werden sich alle immer ähnlicher – keine Überraschung, nur nüchterne Tatsachen. Und aus dem Grund berichte ich manchmal weniger, als ich weiß, und ich finde, mit ihren Tiefeninterviews machen die Jungs in meiner Branche einen Fehler.
    Da schreibe ich doch lieber eine Geschichte, die so richtig zu Herzen geht. Etwa über den dürren Negerjungen aus Bradenton in Florida, der nicht lesen kann, der Rachitis hatte und immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kam, der aber später ein Basketballstipendium an einer größeren Universität im mittleren Westen annimmt, zum Star aufsteigt, lesen lernt und danach Psychologie studiert, ein weißes Mädchen heiratet und später eine Beraterfirma in Akron aufmacht. Das ist eine gute Geschichte. Vielleicht sollte das weiße Mädchen osteuropäischer Abstammung sein. Ihre Eltern wären erst dagegen, würden sich dann aber überzeugen lassen.
    Wenn das alles den Anschein erweckt, als sei das Dasein eines Sportreporters eine recht oberflächliche Angelegenheit, dann nur, weil es das tatsächlich ist. Und es ist deswegen noch lange kein schlechter Beruf. Und ich bin, das will ich zugeben, für diesen Beruf auch nicht ganz ungeeignet.
    Im Terminal A werden wir zwei erfahrene Flugreisende. Ich stelle mich in die Schlange vor dem United-Schalter, während Vicki mal kurz verschwindet und sich vor dem Flug noch versichern lassen will. Wie sich herausstellt, ist sie auf Flughäfen ebenso Stammgast wie ich. Als es mit dem alten Hitzkopf Everett immer schlimmer wurde, so hat sie mir auf der Rolltreppe erzählt, fuhr sie oft zum neuen Flughafen in Dallas raus, sah den startenden Flugzeugen nach und stellte sich jedesmal vor, sie fliege mit. »Wenn du dich ein Jahr lang auf diesem Flughafen aufhalten würdest«, sagte sie strahlend wie eine kleine Kellnerin, während wir den glitzernden Übergang zur Schalterhalle hochfuhren, umgeben von Passagieren und Leuten auf der Suche nach ihrem geliebten

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