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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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namens Bascombe. Aber ich ging nicht darauf ein.
    »Geschäfte, Fincher«, sage ich lässig und drücke ihm die lange, knochige Hand; ich hoffe nur, Vicki kommt nicht so bald wieder, denn Fincher ist ein notorischer Lustmolch und hätte seine Freude daran, mich wegen meiner Reisegefährtin in Verlegenheit zu bringen. Es gehört zu den unangenehmen Eigenschaften öffentlicher Plätze, daß du dort manchmal Menschen siehst, für deren Nichterscheinen du sogar bezahlen würdest.
    Fincher trägt grüne Seglerhosen mit über Kreuz angeordneten kleinen roten Flaggen, einen blauen Golfpullover vom Augusta National und mit schwarzen Quasten geschmückte Freizeitschuhe. Er sieht aus wie ein Trottel und hat zweifellos eine Pauschalreise gebucht, um irgendwo Golfurlaub zu machen – auf der Insel Kiawah, wo er an einer Eigentumswohnung beteiligt ist, oder in San Diego, wo er jedes Jahr sechs- bis achtmal auf Ärztekongressen ist.
    »Und was haben Sie vor, Fincher?« sage ich ohne das geringste Interesse.
    »Ich will nur mal kurz nach Memphis runter über die Feiertage.« Fincher wiegt sich auf den Absätzen und klimpert mit Kleingeld in seinen Hosentaschen. Seine Frau erwähnt er nicht. »Seit wir Daddy verloren haben, Frank, fahr ich natürlich öfter runter. Meiner Mutter geht’s wirklich gut, muß ich sagen. Ihre Freunde haben sie in die Mitte genommen und die Reihen geschlossen.« Fincher ist der Typ des Südstaatlers, der dich nur durch ein Netz aus tiefer und grotesker Südstaatenmentalität anspricht und der annimmt, daß jedermann in Hörweite alles über seine Eltern und seine Vergangenheit weiß und bei jeder Gelegenheit auf den neuesten Stand gebracht werden will. Er sieht jung aus, benimmt sich aber, als wäre er fünfundsechzig.
    »Das hört man gern, Fincher.« Ich spähe an den Schaltern von Delta und Allegheny vorbei, um zu sehen, ob Vicki kommt. Wenn Fincher denselben Flug gebucht hat wie wir, tausche ich die Tickets um.
    »Frank, ich muß Ihnen unbedingt von einem kleinen, geschäftlichen Unternehmen erzählen, an dem ich beteiligt bin. Ich wollte das neulich schon tun, als Sie bei mir in der Praxis waren, aber da ist mir die Zeit weggelaufen. Es ist eine Sache, die Sie sich unbedingt überlegen sollten. Es geht nicht mehr um Spekulationskapital, die Phase ist vorbei, aber Sie können immer noch quer einsteigen.«
    »Unser Flug wird jeden Augenblick aufgerufen, Fincher. Vielleicht nächste Woche.«
    »Na, mit wem sind wir denn unterwegs, Frank?« Ein klarer Fehler. Ich habe Fincher wieder auf die Spur gebracht, wie einen alten Hühnerhund.
    »Mit einem Bekannten, Fincher.«
    »Klar. Aber lassen Sie mich kurz erzählen, Frank, nur solange wir hier stehen. Es geht darum, Frank, daß ein paar Jungs und ich unten im Süden von Memphis eine Nerzfarm aufmachen. Davon träum ich schon immer, weiß der Teufel, warum.« Fincher grinst mich dumm an, als staune er über sich selbst. In diesem Augenblick, das wird deutlich, sieht er seine idiotische Farm vor sich, die winzigen Eidechsenaugen stumpf, in glanzlosem Blau versunken. Es ist der Blick eines Trottels, keine Frage.
    »Es wird dort ein bißchen heiß für Nerze, nicht?«
    »Aber sicher, eine Klimaanlage muß sein, Frank. Ganz klar. Da führt kein Weg dran vorbei. Die Anlaufkosten sind sowieso gewaltig.« Fincher nickt wie ein Bankier, sein blonder und ergrauter Schädel ein wohltuender Wirrwar neuer finanzieller Kämpfe. Er stößt die Hände tief in die Hosentaschen und klimpert heftig mit dem Inhalt. Einen Moment lang faszinieren mich jedoch Finchers Haare, die sich oben bereits lichten, wie ich sehe, als er in einer übertriebenen Geste auf die Spitzen seiner Schuhe starrt. Er hat sich den dämlich-blonden Tab Hunter-Bürstenschnitt à la 1959 verpassen lassen, spröde wie Knäckebrot und festgehalten mit nur einem Tröpfchen eines geruchlosen Gels. Er ist der perfekte Südstaatler-im-Exil, ein Füße schlenkernder, promenierender, schrecklich gekleideter Wechselgeldklimperer – ein Menschenschlag, der nur außerhalb des Südens anzutreffen ist. Als Vandy-Student war er der ziemlich große, ziemlich gelehrte Mann aus Memphis, der für eine größere Welt bestimmt war – Bürstenschnitt, weit geschnittener Sommeranzug, weiße Wildlederschuhe, breiter Gürtel und ein bauschiges, langärmeliges Oxfordhemd, Hände tief in den Hosentaschen, hochmütig gelangweilt, doch höchst zufrieden und an den Blick aus seiner hohen Warte gewöhnt. (Im wesentlichen genauso,

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