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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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Partner, »würdest du dort die ganze Welt treffen. Und du würdest bestimmt hundertmal Charley Pride sehen.«
    Vicki glaubt auch, eine Fluggastversicherung sei das beste Geschäft der Welt, und wer bin ich, daß ich ihr widersprechen könnte; ich rate ihr nur, mich nicht zum Begünstigten zu machen.
    »Na ja, wohl kaum «, sagt sie mit leicht entrüsteter Miene. »Zu meiner Erbin mache ich immer die katholische Kirche.«
    »Dann ist ja alles gut«, sage ich, obwohl sie und ich noch nie über Religion gesprochen haben.
    »Ich bin damals zu den Katholiken gegangen, als ich Everett geheiratet habe, falls du dich wunderst«, sagt sie mit einem seltsamen Blick. »Die tun eine Menge für die Krankenhäuser. Und der Papst ist ein ganz guter Typ, finde ich. Ich war vorher nur ein mieser Methodist, wie alle in Texas, außer den Baptisten.«
    »Das ist schön.« Ich drücke ihr den Arm.
    »Wahlfreiheit«, sagt sie und läuft hüpfend hinüber zu den Versicherungsautomaten.
    Mit Riesenschritten ist es mit mir aufwärts gegangen. Öffentliche Plätze haben bei mir immer diese heilende Wirkung, und ich habe alles andere, nur keine Platzangst. Ich genieße die für alle freie Luft der Öffentlichkeit. Es ist in gewisser Hinsicht mein Element. Sogar die von gelber Luft erfüllten Hallen mit den Greyhound-Bussen und trüben U-Bahn-Stationen vermitteln mir ein Gefühl des Wohlbehagens darüber, daß es für mich und meine Mitmenschen einen gemeinsamen Ort gibt. Während meiner Ehe mit X waren mir die quälenden Sommerwochen zuwider, die wir erst im Huron Mountain Club verbrachten und später in Sumac Hills unten in Birmingham, wo ihr Vater Gründungsmitglied war. Ich verabscheute die stille Luft des Privilegs und die gedämpften, nervösen Geräusche der Exklusivität im mittleren Westen. Meiner Ansicht nach war es schlecht für die Kinder, und so riß ich mit Ralph immer wieder aus, in den Zoo von Detroit oder zum botanischen Garten Belle Isle und einmal sogar bis zum weit entfernten Arboretum in Ann Arbor. X hatte ihr Leben lang Privilegien genossen – Klubs und reservierte Tische und Privatlogen im Stadion –, auch wenn das, glaube ich, nichts bedeuten muß, wenn man – so wie X – charakterfest genug ist, sich dagegen zu behaupten.
    Auf der gegenüberliegenden Seite vor der Tafel mit den Abflugzeiten entdecke ich ein Gesicht, das ich kenne, dem ich aber unerkannt zu entkommen hoffe. Es ist das lange Gesicht Fincher Barksdales. Fincher hält sein weißes Flugscheinheftchen von United in der Hand und trägt über der Schulter eine große TWA-Golftasche. Fincher ist mein Internist, und ich habe ihn, wie gesagt, wegen meines hämmernden Herzens aufgesucht und von ihm zu hören bekommen, daß es wohl mit meinem Alter zu tun habe und daß viele Männer, die auf die Vierzig zugehen, an Symptomen leiden, die zwar für die Schulmedizin unerklärlich sind, die aber nach einer Weile von selber verschwinden.
    Fincher ist einer dieser leicht weibischen Südstaatler – schlaksig, mit behaarten Handrücken, hüftsteif –, aus denen häufig gelangweilte Anwälte oder Ärzte werden, und die ich nicht mag, obgleich X und ich uns mit ihm und seiner Frau Dusty anfreundeten, als wir noch neu in Haddam waren und ich in Newsweek mit einem kleinen Artikel und meinem Bild vorgestellt wurde. Er hat an der Vanderbilt University studiert und ist mindestens drei Jahre älter als ich, auch wenn er jünger aussieht. Als Assistenzarzt und tüchtiger Internist kam er ans Hopkins, und obwohl ich ihn nicht ausstehen kann, bin ich froh, ihn als Arzt zu haben. Ich schaue rasch in die andere Richtung und aus dem großen Fenster, wo mein Blick auf die schlappe Silhouette Newarks fällt, aber ich bin sicher, Fincher hat mich bereits gesehen und will sich, bevor er mit seinen Sprüchen loslegt, nur noch vergewissern, daß auch ich ihn gesehen habe und absolut nicht mit ihm reden will.
    »Sieh mal an. Wohin wollen wir uns denn verdrücken, Bruder Frank.« Es ist Finchers dröhnender Südstaatlerbariton, und ich brauche nicht hinzusehen, um zu wissen, daß er ein zähnebleckendes, durch und durch ironisches Grinsen unterdrückt und mit einem umständlichen Blick in die Runde feststellt, ob sonst noch jemand zuhört. Er streckt mir seine weiche Hand hin, ohne mich wirklich wahrzunehmen. Wir sind keine alten Verbindungsbrüder – er war bei Phi Delta –, doch einmal behauptete er, wir seien über eine entfernte Tante miteinander verwandt, irgend jemand in Memphis

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