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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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wie er heute ist.) Am Hopkins lernte er ein Mädchen aus Goucher kennen und heiratete sie, die den Süden nicht ausstehen konnte und sich nach dem Leben in den Vororten sehnte, als seien sie das perikleische Athen, und Fincher kann seither nach Belieben mit seinem Kleingeld klimpern und auf den Golfplätzen herumschäkern, wie all die anderen Überläufer aus dem Süden, von denen es, wie gesagt, einen stattlichen Kader gibt. Wenn für Fincher der Jüngste Tag kommt, will ich irgendwo weit weg auf einem Schiff sein, das steht fest.
    »Frank«, sagt Fincher, der weiter über Nerzfarmen geredet hat, während ich auf meinem Flug über den Wolken war, »meinen Sie nicht, daß das eine große Sache für den Neuen Süden wäre? Sie interessieren sich doch für all diese Dinge, nicht wahr?«
    »Nicht besonders«, sage ich, doch die Wahrheit ist: überhaupt nicht.
    »Ach, wissen Sie, Frank, den alten Tom Edison haben auch alle für verrückt gehalten, oder nicht?« Fincher zieht sein Ticketheft aus der Gesäßtasche und knallt es grinsend auf die Handfläche.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, daß alle Edison für klug gehalten haben, Fincher.«
    »Na gut, Sie wissen, was ich meine.«
    »Es sind fortschrittliche Überlegungen, Fincher, das will ich gern zugeben.«
    Und urplötzlich verschleiert sich Finchers Blick, als habe er nur auf dieses Signal gewartet. Und einen Moment lang stehen wir schweigend unter Hunderten durcheinander laufender Passagiere, als stünden wir im Petroleum Club in Memphis am Fenster und machten uns allerlei Gedanken über die große Fete beim Footballspiel der Commodores gegen Ole Miss im nächsten Jahr. Irgendwie ist es Fincher gelungen, sich trotz meiner Vorbehalte gegen seine Nerzfarm wieder zu fangen, und ich kann ihn da eigentlich nur bewundern.
    »Noch eines, Frank. Ich hab Ihnen das wahrscheinlich noch nie gesagt.« Fincher nickt mit dem Kopf wie ein weiser alter Richter. »Aber was Sie tun und wie Sie leben, das finde ich einfach riesig. Es gibt eine Menge Leute, die das auch gern tun würden, aber unsereins hat einfach nicht den Mumm.«
    »Was ich tue, ist ganz leicht, Fincher. Sie könnten es wahrscheinlich so gut wie ich. Sie sollten’s mal versuchen.« Ich mache mit den Zehen in den Schuhen rasch ein Kreuz.
    »Keine zehn Pferde könnten mich zum Schreiben bringen, Frank. Heutzutage krieg ich schon Zustände, wenn ich ein Rezept ausstelle.« Fincher zieht die Mundwinkel herunter, um eine Grimasse anzudeuten. Insgeheim weiß er, er könnte es genausogut wie ich und höchstwahrscheinlich besser, hat aber das Bedürfnis, mir ein unechtes Kompliment zu machen. »Übrigens gibt es auch viele von uns, die gern mal eine kleine Krankenschwester abschleppen würden«, sagt Fincher mit einem unverschämten Augenzwinkern.
    Ich drehe mich um und blicke den dichtbevölkerten Gang hinunter und sehe Vicki mit den Versicherungspapieren herantänzeln; sie tut sich schwer auf den hohen Absätzen. Sie sieht aus wie eine eilige Sekretärin auf dem Weg zum Kopiergerät, die Ellbogen wegen des besseren Gleichgewichts abgewinkelt, die Beine so steif, als wären sie aus Holz. Fincher hat sie gesehen und vom Krankenhaus her erkannt, und ich bin ertappt.
    Fincher hat sich plötzlich auf die alten, schmutzigen Anzüglichkeiten verlegt, die er im Phi Delta-Haus unten an der Vanderbilt University perfektioniert hat, und will mich zur Witzfigur reduzieren oder deftige Vertraulichkeiten erzwingen. Ein böses Unbehagen entsteht zwischen uns. Er ist noch weniger vertrauenswürdig, als ich gedacht hatte, und ich bin so sehr auf der Hut, wie jemand nur sein kann, der etwas Lohnendes zu verteidigen hat – und mache mir elende Vorwürfe darüber, daß ich mich von ihm überhaupt erst in ein Gespräch habe verwickeln lassen. Fincher droht, meine Erwartungen schon im voraus kaputtzumachen, und das werde ich mir auf keinen Fall bieten lassen.
    »Kümmern Sie sich doch um Ihren eigenen Dreck, Fincher«, sage ich und blicke ihm direkt in die Augen. Ich könnte ihm die Nase einschlagen, ihn mit blutigen Hosen und frisch genähten Wunden nach Memphis heimschicken.
    »Na-na-na.« Fincher hebt das Kinn und wiegt sich, nachdem er ein klein wenig zurückgewichen ist, auf den Absätzen und blickt über meine Schulter in Vickis Richtung. »Wir sind hier zivilisierte Weiße, Frank.«
    »Ich bin nicht mehr verheiratet«, sage ich scharf. »Ich kann tun, was ich will.«
    »Ja, sicher.« Fincher bleckt wieder die Zähne, aber sein Lächeln

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