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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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Ausführung noch nie gesehen haben wollen und die Vicki nur zu gern mit ihnen erörtert. Barb ist ein untersetztes kleines rotblondes Mädchen mit zu dick aufgetragenem Make-up und ein wenig großen Händen. Sie redet interessiert von »Preispunkten« und vom »Aufschlag auf den Durchschnittswert« und hätte zu gern gewußt, ob eine identische Tasche nicht vielleicht in Hudson’s Boutique in einem Einkaufszentrum unweit ihrer Eigentumswohnung in Royal Oak zu kaufen wäre; wie sich herausstellt, hat sie Einzelhandelskaufmann gelernt. Vicki sagt, ihre stamme von Joske’s, aber mehr weiß sie auch nicht, und die drei unterhalten sich eine Weile über Dallas (Barb und Sue sind dort beide schon stationiert gewesen), und Vicki sagt, besonders gut gefalle ihr dort ein Geschäft namens Spivey’s und ein Grillrestaurant in Cockrell Hill namens Atomic Ribs . Die drei verstehen sich großartig. Dann sind wir auf einmal in der Luft und steigen auf, hinaus über die Watchungs und einen hellen blaugrünen Industriekanal, Richtung Pennsylvania, auf dem Weg zum Lake Erie, und die Mädchen eilen zu anderen Pflichten. Vicki klappt die Armlehne hoch und drängt sich auf den drei Sitzen, die wir zu zweit belegen, dicht an mich heran, ihr glänzender, eng umhüllter Schenkel hart wie Stahl, ihr Atem träge vor Erregung. Die morgendlichen Turbulenzen haben wir endgültig unter uns.
    »Woran denkt denn mein alter Mr. Man?« Sie hat sich ihren rosafarbenen Kopfhörer um den Hals gehängt.
    »Daran, daß du einen wunderschönen Schenkel hast und daß ich ihn am liebsten zu mir heranziehen würde.«
    »Das geht ohne weiteres. Sieht dich ja keiner außer Suzie und der kleinen Barbara, und die haben nichts dagegen, solange wir keinen Strip abziehen. Aber das waren sowieso nicht deine Gedanken. Ich kenn dich langsam, du alter Schwindler.«
    »Ich hab an ›Vorsicht, Kamera‹ gedacht. An den sprechenden Briefkasten. Das ist so ziemlich das Komischste, was ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.«
    »Ich mag die Typen auch. Den alten Allen Funk. In der Klinik hab ich einmal geglaubt, ich seh ihn. Ich hatte gehört, daß er irgendwo in der Nähe wohnt. Aber dann war er’s doch nicht. Viele sehen sich heute zum Verwechseln ähnlich, findest du nicht? Aber das ist es immer noch nicht. Am besten überlaß ich dich einfach deinen Gedanken.«
    »Du bist ein kluges Mädchen.«
    »Ich hab ein gutes Gedächtnis, und das brauchst du auch als Krankenschwester. Aber ich bin nicht besonders klug. Sonst hätte ich Everett nie geheiratet.« Sie bläst die Backen auf und lächelt. »Willst du mir jetzt nicht sagen, worüber du dir solche Gedanken machst?« Sie packt meinen Arm mit beiden Händen und drückt zu. Ein Mädchen, das gern drückt. »Oder aber ich drücke so lange, bis du redest.« Sie ist stark, und auch das gehört wohl zu einer guten Krankenschwester, aber ich bin mir sicher, sie will im Grunde gar nicht wissen, was mir durch den Kopf geht.
    In Wahrheit habe ich natürlich keine Antwort. Zweifellos habe ich irgend etwas gedacht, aber offenbar geht mir das meiste, was ich denke, sofort wieder aus dem Sinn, und ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern. Es ist eine Eigenschaft, die mir das Schriftstellerdasein schwer und oft ausgesprochen mühsam werden ließ. Ich mußte entweder bereit sein, mich zu jeder Tages- und Nachtzeit hinzusetzen und aufzuschreiben, was mir gerade durch den Kopf ging, oder aber alles vergessen, und genau das passierte während der letzten Zeit, die ich an meinem Roman arbeitete. Schließlich machte es mich glücklich, einfach zu vergessen und alles erlöschen zu lassen. Richtige Schriftsteller müssen natürlich achtsamer sein, doch daran war ich nicht sonderlich interessiert.
    Ich glaube ohnehin, daß es gar nicht so gut ist, wissen zu wollen, was Menschen denken (damit würde ich mich als Schriftsteller sofort disqualifizieren, denn Literatur ist doch nichts anderes, als daß ein Mensch uns sagt, was ein anderer Mensch denkt). Aus meiner Sicht gibt es mindestens hundert gute Gründe, solche Dinge nicht wissen zu wollen. Die Leute sagen sowieso nie die Wahrheit. Und in den Köpfen der meisten Leute steckt, wie in meinem, nie viel Berichtenswertes, so daß sie lieber etwas offenkundig Lächerliches erfinden, als die Wahrheit zu sagen – und die wäre: Ich habe nichts gedacht. Die andere Seite ist natürlich, daß du riskierst, die reine Wahrheit über jemandes Gedanken gesagt zu bekommen, was sich als etwas

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