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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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und einem roten BAR-Schild oben drauf. Ben Mouzakis hatte zusammen mit dem Bruder seiner Frau in diese Bar investiert, wie er mir einmal erzählte, als wir uns an Bord über steuerbegünstigte Geschäfte unterhielten. »Na, was ist?« sagte Walter und wandte sich zum Gehen. »Laß uns einen trinken, Frank.«
    Mir lag nichts an einem Schlummertrunk mit Walter Luckett. Mir lag daran, schnell zu Vicki zurück und ins verschlafene Lambertville zu kommen, während das letzte Aufflackern der Sonne den Himmel im Westen erhellte. Die Erinnerung an die schrecklichen, Ewigkeiten dauernden Augenblicke im Coffee Spot war plötzlich wieder da, und ich wollte schon in den Wagen springen und wie ein Desperado vom Parkplatz rasen. Aber ich tat es nicht. Ich stand da und sah zu Walter hinüber, der in seinen kurzen Hosen und dem Pullover inzwischen den leeren Platz schon halb überquert hatte und sich nun nach mir umdrehte und in einer Haltung dastand, die ich nur als herzzerreißend bezeichnen kann. Und ich konnte nicht nein sagen. Walter und ich hatten etwas gemeinsam – etwas Unwesentliches zwar, aber etwas, das durch seine herzzerreißende Haltung unleugbar wurde. Walter und ich waren beide Männer, Vicki hin, Vicki her, Lambertville hin, Lambertville her.
    »Aber nur einen«, sagte ich in das Parkplatzdunkel. »Ich hab eine Verabredung.«
    »Du wirst sie einhalten können«, versprach Walter, im trüben Licht der Strandbeleuchtung von Brielle nun nicht mehr zu sehen. »Ich werde schon dafür sorgen.«
    Im Manasquan bestellte Walter einen Scotch und ich einen Gin, und eine Zeitlang saßen wir in unbehaglichem Schweigen da und fixierten die hinter der Theke hängenden alten Bilder mit rekordverdächtigen Streifenbarschen, die vom Bootssteg aus geangelt worden waren. Auf einigen von ihnen glaubte ich Ben Mouzakis zu sehen – einen stolzen jungen Draufgänger in den fünfziger Jahren, mit dem verrückten Grinsen eines selbstbewußten Einwanderers, ohne Hemd, ein Muskelprotz neben einigen anderen größeren Männern in Khakihosen und zweihundert entlang einer langen Planke aufgereihten toten Fischen.
    Das Manasquan ist im Innern ein dunkler, aus Kiefernbrettern gezimmerter, nach Teer riechender Schuppen, und es ist, wenn ich hin und wieder von allem weg will, einer meiner liebsten Zufluchtsorte. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich nicht das geringste dagegen gehabt, hier zu sein. Es gibt dort eine lange Theke aus Teakholz mit einem irgendwie an die Seefahrt erinnernden Motiv, und niemand macht von sich aus den Versuch, freundlich zu sein, obwohl ehrlich eingeschenkt wird und die Preise für einen von Touristen überlaufenen Küstenstrich ganz vernünftig sind. Ich habe mich schon öfter mal, wenn ich für unseren Ausflug zu früh dran war, an die Theke gesetzt, einen guten, fettigen Hamburger gekauft und mich beim Zeitunglesen oder Fernsehen so richtig zu Hause gefühlt, in einem Raum mit den wenigen Fischern in blauen Strickmützen, die sich am Ende der Theke zusammendrängen und sich murmelnd unterhalten, und den vereinzelten Frauen, die umherwandern und sich unverfroren an Fremde heranmachen. Es ist ein Lokal, in dem du dich gern zu den Stammgästen zählen würdest, obwohl du letzten Endes mit keinem dort irgend etwas gemeinsam hast, abgesehen von einer gewissen Geisteshaltung, die sich in Wortkargheit äußert und die nur dir verdammt bewußt ist.
    »Frank, hast du je Sport getrieben?« fragte mich Walter freimütig, als wir die Bilder lange genug studiert hatten.
    »Ich war immer nur ein Fan«, sagte ich und grinste, um ihm die Befangenheit zu nehmen. Er hatte offensichtlich etwas auf dem Herzen, und je früher er damit herausrückte, desto früher konnte ich weg.
    Walter lächelte ironisch zurück, zog mißbilligend die Nase hoch, rückte seine Brille zurecht. Mir wurde bewußt, daß Walter ein gutaussehender Mann war, und das machte ihn mir sympathisch. Gutaussehende Menschen tun sich schwer damit, sie selber zu sein oder auch nur den Versuch zu machen. Und ich hatte das Gefühl, daß Walter gerade versuchte, er selbst zu sein, und das gefiel mir an ihm, aber ich wünschte mir, er würde sich damit beeilen.
    »Du hast draußen in Michigan studiert, stimmt’s?« fragte Walter.
    »Stimmt.«
    »Doch wohl in Ann Arbor, nicht in East Lansing.«
    »Stimmt.«
    »Ich weiß, daß es dort anders zugeht.« Walter nickte gedankenvoll und rümpfte wieder die Nase. »Dort kannst du keinen Sport treiben, das versteh ich. Es ist wie

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