SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
Bewusstlosigkeit war. Dass sich unter den Nägeln keine Spuren von anderen DNA-Resten fanden, könnte ein Indiz für eine reine Schutzhaltung sein, die er eingenommen hatte, als die Schläge und Tritte auf ihn einprasselten. Ich würde sagen, er lag auf der linken Seite, da diese Seite am wenigsten verletzt war.
Als ein weiteres Indiz kommt ein Blutstropfen in Betracht, der auf der Kleidung eines weiteren Geborgenen war, der sich mit fünfundsechzigprozentiger Wahrscheinlichkeit dem Römer zuordnen lässt. Die Wahrscheinlichkeit aller anderen Möglichkeiten ist deutlich geringer.
Damit komme ich zu dem Ergebnis, dass der Römer von den Besatzungsmitgliedern attackiert wurde und vor seinem Tod vermutlich bewusstlos war oder kurz davor stand. Ich, ähm, danke für Ihre Aufmerksamkeit.“
„Das wirft auf die beim Römer gefundenen Ersatzmagazine natürlich ein anderes Bild, zumal wir inzwischen wissen, dass sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aus dem Magazin des Schiffes stammen“, sagte Commander Jones. „Die gefundenen Seriennummern der zwei Universalblastermagazine des Typs Standard III lassen sich direkt vom Hersteller auf Newton bis zur Reederei der Paradise Star nachvollziehen.“
„Gut, das wirft folgende Frage auf: Wie kommt der römische Geheimdienstmann an die Magazine aus dem Schiff?“, fragte Genda in die Runde hinein.
„Wenn die Römer, wie sie behaupten, ein Sicherheitsteam an Bord hatten, und dann noch in der angegebenen Stärke von fast zweihundert Mann, dann sicher nicht mit Einverständnis der Reederei, sonst hätten sie auch eigene Waffen dabei gehabt“, meinte Colonel Stankovic.
„Und wenn sie sich erst in einem Notfall zu erkennen geben, sich am Magazin bewaffnen und anschließend auf Abwehrstationen verteilt werden müssen, hätte Rom sich die Mühe sparen können. Das würde im Falle eines Angriffs zu lange dauern.“
„Richtig, Commander“, sagte Scarlatti. „Und das bringt mich zu dem Schluss, dass Rom niemals geplant hatte, zu helfen. Ergo bleibt als einziger Schluss, dass Rom selbst der Angreifer war. Dazu würden die Spuren an den Leichen passen, die relative und zufällige Nähe des römischen Kreuzers im System und die Stärke von fast zwei Kompanien ‚Sicherheitspersonal‘.“
„Da ist unseren Freunden aber ein böser Fehler unterlaufen“, sagte Jones grinsend. „Warum haben sie die Anwesenheit von zweihundert Agenten an Bord zugegeben?“
„Weil sie mehr vermisste Agenten haben“, stellte Dr. Summer nüchtern fest.
„Sie meinen, da treiben noch ein paar Leichen?“
„Genau, Colonel Scarlatti. Wahrscheinlich nicht zweihundert, aber mehr als der, den wir gefunden haben.“
„Woher kommt eigentlich genau die Information, dass sich zweihundert Agenten an Bord befanden?“, fragte Genda.
„Von der römischen Botschaft auf Terra, Commodore“, sagte Jones.
„Ich dachte immer, diese Information käme direkt vom römischen Geheimdienst.“
„Nun, die Botschaft berief sich zähneknirschend auf den Geheimdienst, Commodore.“
„Also wurde diese Information von der Botschaft freigegeben. Nicht direkt vom Geheimdienst?“
„So ist es, Commodore!“
„Nun, meine Herren. Haben wir jemals wieder diese zweihundert Mann gegenüber Rom, und damit meine ich eine Stelle außerhalb der römischen Botschaft auf Terra, erwähnt?“
„Moment, Sir. Ich überprüf das gerade mal …“, sagte Jones, der schnell eine Anfrage in sein Tischterminal gab und auf die Ergebnisse wartete. „Nein, Sir. Man bat uns, die Ergebnisse geheim zu halten. Gerade im Angesicht der Spannungen zwischen Rom und Paradise. Wir haben niemals diese Information herausgegeben und sie mit einem Sperrvermerk versehen. Nur fünfzehn Personen außer uns war diese Tatsache bekannt. Davon sind zehn Abteilungsleiter des TSS, der Chef des TSS, Admiral Lee, der Flotten- und Armeechef sowie der Hochkommissar. Der letzte Eingeweihte ist der Analyst beim TSS in der Abteilung Piraterie.“
„Damit haben wir sie an den Eiern“, stellte Scarlatti fest.
„Ja, es scheint, dass die Botschaft mehr erzählt hat, als sie sollte. Wieviel Mann braucht man denn, um solch ein Schiff der Columbus-Klasse zu kapern?“
„Das ist eine gute Frage, Dr. Summer. Das wurde noch nie gemacht. Soweit ich mich erinnern kann, haben die Schiffe neben den sechzehntausend Passagieren auch noch eine Besatzung von dreitausendzweihundert Mann. Abgesehen davon sind sie eintausendachthundert Meter lang und über fünfhundert
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