SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
einer der wenigen, die Genda von außerhalb der TDF rekrutiert hatte. Da diese Kommission sowieso andere Wege ging, hatte er ihn kurzerhand zum Lieutenant (JG) ernannt, etwas, was ohne Akademieabschluss bis dato ein Ding der Unmöglichkeit gewesen war.
Als Genda den Raum betrat, erhoben sich alle, doch Takashi Genda winkte nur ungeduldig mit der Hand ab und alle interpretierten das als eine Aufforderung, wieder Platz zu nehmen.
Wie es für ihn inzwischen üblich war, begann er ohne Umschweife: „Colonel Scarlatti, einer Ihrer Mitarbeiter hat etwas herausgefunden, das für uns alle von Bedeutung ist. Sie haben das Wort.“
LTCol Scarlatti fasste sich ebenso kurz und sagte: „Meine Herren, Lieutenant Dr. Summer hier ist Pathologe in meiner Sektion. Er hatte den Auftrag, die Daten der geborgenen Leichen der Paradise Star noch einmal zu überprüfen. Bitte, Herr Doktor, Sie haben das Wort!“
Dr. Summer, der über seiner Uniform immer noch einen weißen Kittel trug, was allgemein als seine Marotte angesehen wurde, räusperte sich und begann: „Meine Herren, wie Mister Scar…, Pardon, ich meine Colonel Scarlatti schon sagte, habe ich die Daten der im Raum aufgefundenen insgesamt fünfzehn Leichen erneut untersucht. Dabei stieß ich auf Widersprüche zu den bisherigen Schlussfolgerungen.
Eine dieser Leichen wurde als römischer Bürger identifiziert, der unter falscher Identität vom römischen Sicherheitsdienst auf das Schiff eingeschleust wurde. Das ist bekannt. Die vierzehn anderen waren Mitglieder der Hangarmannschaft sowie Crewmitglieder der Barkassen. Nach den DNA-Analysen stehen alle Identitäten bis auf die römische zweifelsfrei fest. In diesem einen Fall müssen wir die Aussagen des römischen Konsulats auf Terra anzweifeln, da das Verhalten Roms generell untersucht wird.
Also, meine Herren, die Untersuchung hat Folgendes ergeben: Bei dem Römer und einem Besatzungsmitglied der Paradise Star habe ich Prellungen diagnostiziert. Im Falle des Römers sogar besonders schwere und zusätzlich Abschürfungen. Dies wurde bisher mit Spuren eines Kampfes interpretiert. Dem stimme ich zu.
Unter den Fingernägeln von dreien der vierzehn Besatzungsmitglieder habe ich DNA-Spuren gefunden, die nicht ihre eigenen waren. In einem Fall konnte die DNA eindeutig zugewiesen werden. Es handelte sich dabei um die Hautfetzen des Römers.“
Jetzt waren alle hellwach. Das war etwas völlig Neues. Bisher ging man davon aus, dass sich alle Personen zwar im Kampf befunden hatten, bevor sie durch eine Dekompression ihr Leben verloren hatten, doch dieser neue Aspekt brachte eine neue alte Frage ins Spiel, die Summer auch gleich stellte: „Die Frage lautet, wie kommen diese Hautfetzen unter die Nägel des Besatzungsmitgliedes.
These eins: Als die Dekompression einsetzte, versuchte sich der Mann an dem Römer festzuhalten und verursachte so die Hautabschürfung. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch und als Hypothese nicht auszuschließen. Bei einem Öffnen der Hangartore und einem Zusammenbruch des Atmosphärenschildes wäre gemäß der Größe der Fläche zum offenen Raum hin und des Gasvolumens im Hangar diese Dekompression blitzschnell abgelaufen. Ein Festhalten wäre zum Scheitern verurteilt gewesen. So hätte der Mann abrutschen und den Römer vor dessen eigenem Tod verletzen können, sodass sich diese Fragmente unter seinen Nägeln befinden könnten.
These zwei: Der Römer und das Besatzungsmitglied lagen im Kampf miteinander, bevor sie in den Raum gesogen wurden. Diese Hypothese ist gemäß den Spuren ebenso wahrscheinlich wie die erste.
These drei: Römer und Besatzungsmitglied kämpften gemeinsam gegen einen anderen Gegner. Dabei wurde der Römer versehentlich durch das Besatzungsmitglied verletzt. Auch diese These ist zunächst medizinisch nicht zu widerlegen.
Fazit: Alle drei Hypothesen sind sogar unabhängig voneinander möglich. Medizinische Spuren lassen hier keinerlei hundertprozentigen Schluss zu. Aber es gibt Indizien dafür, dass es der Römer war, der von den Besatzungsmitgliedern angegriffen wurde.
Er hatte die meisten und, durchschnittlich betrachtet, schwersten Prellungen. Aus meiner Erfahrungwürde ich die vorliegenden Daten so interpretieren, dass er mehrfach mit Fäusten geschlagen und darüber hinaus auch getreten wurde, im letzten Fall vor allem in den Unterleib. Die Verletzungen lassen keinen anderen medizinischen Schuss zu, als dass der Römer sogar schon vor der Dekompression nahe der
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