SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
den Konferenzsaal betrat, saßen schon alle Teilnehmer um den runden Tisch versammelt, an dem sonst hochrangige wissenschaftliche Gremien und die Leitung der Großen Bibliothek konferierten.
Maximilianus blieb am Tisch stehen und machte keine Anstalten, die Teilnehmer persönlich zu begrüßen. Wo immer er zuerst anfangen würde, würde er einen anderen brüskieren oder zumindest Anlass geben, sich brüskiert zu fühlen. Das lag zum einen daran, dass die hier Versammelten teilweise entgegengesetzte Interessen verfolgten, und auch andererseits an den Egos der hier Anwesenden. Diplomatie war die Wissenschaft, so viele wie möglich mit so wenig wie nötig vor den eigenen Karren zu spannen, ohne dabei unnötiges Porzellan zu zerschlagen und sich persönlich angreifbar zu machen. Ein Leitsatz, dem zu folgen sich für Maximilianus stets gelohnt hatte. Anders wäre er auch nicht mit 31 Jahren als jüngster Senator aller Zeiten zum Ersten Konsul Roms gewählt worden.
Langsam blickte er die hier Versammelten der Reihe nach an. Zu seiner Rechten saß der Zweite erwählte Verkünder des Wortes Mohammeds Hassan Bin Assar, einem Mitte Fünfzigjährigen, den Maximilianus vom Balkon aus gesehen hatte. Mit ihm am Tisch saß ein General des Propheten, den Maximilianus aus den nachrichtendienstlichen Berichten als den „Schlächter von Dubai“, den Muhib Mustafa Hamilka, erkannte. Muhib Hamilka hatte sich diesen „Titel“ durch sein Engagement bei der Niederschlagung einer Demonstration auf Dubai anno 2455 verdient, als er über zwölfhundert Demonstranten von seinen Truppen niederschießen ließ, die mehr religiöse Freiheiten einforderten. Nach dieser Militäraktion begann der kometenhafte Aufstieg Hamilkas innerhalb der Militärhierarchie von den Islamischen Welten von Mekka und Medina. Ein Umstand, der eine Menge über die geistige Verfassung dieser Menschen aussagte, wie Maximilianus fand. Der Zweite erwählte Verkünder Assar war dagegen ein nahezu unbeschriebenes Blatt und zeichnete sich im Rat des Propheten für die Außenpolitik verantwortlich. Eine Funktion, in der er wenig zu tun gehabt hatte und die seine hohe Stellung nicht erklären konnte. Maximilianus nahm sich vor, vorsichtig zu sein.
Neben Assar saß der Vertreter der Handelsallianz, Erster Generalkonsul Boris Ivan Schukov. Den Generalkonsul Schukov kannte Maximilianus schon seit Jahren persönlich, da er mit ihm familiäre Geschäftsbeziehungen unterhielt.
Die Familie Maximilianus war eine der Gründerfamilien Roms, die mit dem ersten Kolonialschiff angekommen waren, und hatte, wie alle damaligen ersten Siedlerfamilien, die nunmehr die Aristokratie Roms stellten, ein immenses Vermögen angehäuft, das es zu verwalten galt. Schon früh zeigten sich bei beiden Männern Parallelen in den persönlichen Einstellungen zur Hegemonie. Beide sahen sie die Hegemonie als langfristige Bedrohung an. Der eine für die Expansion Roms und der andere für die Profite der Handelsallianz. Dass sein langjähriger Geschäftspartner nun einen hohen Rang im Vorstand der Handelsallianzinnehatte, war ein Bonus, den Maximilianus zu gebrauchen gedachte.
Neben Schukov saß der Vertreter der Kilikischen Föderation. Dieser am Rand des besiedelten Raumes gelegene Staat umfasste neun Systeme, hatte aber nur eine Bevölkerung von einem Achtel der Größe der Republik. Der einzige Grund, warum Maximilianus diese Föderation eingeladen hatte und als potentiellen Bündnispartner betrachtete, war der Umstand, dass die kilikische Regierung nie einen Hehl aus ihrer Ablehnung der Hegemonie als „Schutzmacht“ gemacht hatte. Die neun Systeme galten als Hochburg der Piraterie und waren der Handelsallianz ein steter Dorn im Auge. Kilikische Piraten waren der Alptraum der Kapitäne auf den Raumstraßen der Hegemonie. Offiziell verurteilte die Regierung diese Aktivitäten, doch jeder wusste, dass ein beträchtlicher Teil der Staatseinnahmen der Föderation aus der Piraterie stammte. Mehr als eine Strafaktion der TDF galt den Schlupfwinkeln der Piraten in den Systemen Rhodos, Milet und Tortuga, wobei Letzteres für alle rechtschaffenen Händler wie ein Hohn klingen musste, wenn die Regierung wieder einmal Ahnungslosigkeit vortäuschte. Jedenfalls hatte der Widerstand gegenüber der Hegemonie im kilikischen Raum – aus welchen Gründen auch immer – eine lange Tradition. Maximilianus dachte an den Spruch: ‚Der Feind meines Feindes ist mein Freund.‘ Und dieser „Freund“ zwang die Hegemonie
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